Isolée – Well Spent Youth

isolee - well spent youthIsolée macht es einem nicht leicht. Weder findet man sofort ein, zwei, drei Lieblingsstücke auf seinem neuen Album „Well Spent Youth“, noch die Worte, um zu beschreiben, was man da eigentlich hört und was es so besonders macht.

Diese Musik ist alles mögliche: Es gibt eingesprenkelte Cuts und Momente von allen erdenklichen Stilen, zum Beispiel einen funky Slap-Bass, jazzige Rhodes, technoide Synthesizer, hingetupfte Akkordeon-Töne ohne Melodie, dann auch mal die Dichte und Monotonie von Deep-House („Thirteen Times an Hour“). Und immer wieder verhallte Melodien, die hübsch anfangen und sich dann ins Dissonante auflösen, mit zehn anderen Instrumentenschichten darunter.

Gleichzeitig ist es immer unüberhörbar Isolée, vielleicht durch dieses Dissonante. Nie löst er eine Situation in einen Wohlfühl-Knaller auf, der für die Tanzfläche und Arme-in-die-Luft geeignet wäre. Wenn man sich mit dieser Musik wohlfühlen will, muss man entweder Naturspaß an verdrehten Melodien und schrägen Einsprengseln haben, oder man eignet sich irgendwann die nötige Gelassenheit an und hört den weichen Flow, der einen luftig durch die Musik trägt. Man wird nicht in Untiefen hinabgezogen, in denen man sich in seinen Emotionen verliert. Isolées Musik ist eher wie ein Woody-Allen-Film: Alle tragischen Geschichten kann man genauso gut als Komödie erzählen. Nimm das Leben einfach hin, nimm es leicht, du kannst es eh nicht ändern.

Am Zugänglichsten ist das kurze Stück „Trop près de toi (97 Interlude)“, fast das einzige mit erkennbaren Vocals. Auch hier wird die hübsch melancholische Melodie am Ende durch Verzerrungseffekte gebrochen, aber hier ist es folgerichtig ein Hineinstürzenlassen in eine herzzerreißende Stimmung – die aber trotzdem irgendwie leicht bleibt.

Im Club funktionieren wohl nur wenige Stücke dieses Albums, vielleicht „One Box“ oder „Hold on“, und vielleicht nur in einem Set zusammen mit Robag Wruhme und DJ Koze. Die beiden haben wie Isolée, jeder auf seine eigene Art, die Früh-2000er-Cut-up-Ästhetik für sich weitergetragen und erwachsen gemacht. Passenderweise sind sie nun alle Labelkollegen bei DJ Kozes Experimentier-Stil-Label Pampa (von Robag Wruhme ist für den Frühling ein Album angekündigt).

Mit „In our Country“ endet das Album schließlich so weich und versöhnlich wie das Cover mit den schönen Menschen und dem flauschigen Papagei aussieht.

Wahrscheinlich ist es mit diesem Album so: Rajko Müller alias Isolée macht keine Schnellschüsse, sondern nimmt sich für seine kunstvollen Dekonstruktionen viel Zeit und Raum. Sechs Jahre seit dem letzten Album „We are Monster“, und nur eine Handvoll EPs in der Zwischenzeit. Genauso braucht es seine Zeit und seinen Raum, bis man sich die Schönheit von „Well Spent Youth“ erschlossen hat. Dann aber bleibt sie.

Preview:

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Tracklist:

  1. Paloma Triste
  2. Thirteen Times An Hour
  3. Taktell
  4. Journey’s End
  5. Going Nowhere
  6. One Box
  7. Celeste
  8. Trop Près De Toi (97′ Interlude)
  9. Hold On
  10. Transmission
  11. In Our Country

(Pampa Records/Rough Trade)