Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich 1992 das erste Mal ein heute indiziertes Spiel zu sehen bekam, in dem man sich frei durch Korridore bewegen konnte und böse Soldaten abschießen musste. Man konnte sich flüssig drehen und nach vorne und hinten bewegen und ich dachte mir damals: „Das ist genau das, was ich immer wollte. Was soll jetzt noch kommen?“ 19 Jahre später kann ich es mir in einem Museum anschauen, was danach noch alles kam. Seit dem 21. Januar 2011 hat die Dauerausstellung über die Geschichte des Computerspiels geöffnet und man kann sich, je nach Alter, wieder in seine Jugend zurückversetzt fühlen oder den Retro-Look der alten Games genießen.
Untergliedert ist die Ausstellung in drei Teilbereiche. Im ersten wird der Mensch als spielendes Wesen vorgestellt. Zu sehen gibt es Exponate vergangener Spiele. „Briefschach“ ist eines dieser heute selten gewordenen Spiele. Sich Schachzüge via Post hin- und herzuschicken dauert heutzutage einfach viel zu lange. Der zweite Teil stellt dann die Videospiele und ihre Hardware vor. Zu bewundern (aber nicht zu spielen) gibt es zum Beispiel eine Replika der „Brown Box“ – die erste Videospielkonsole der Welt. Sie wurde 1969 von dem studierten Fernsehtechniker Ralp H. Bear entwickelt und 1972 als Magnavox Odyssey verkauft. In der „Wall of Hardware“ findet man dann auch jede Menge Videospielkonsolen: vom Gameboy über frühe Computer wie den C64 bis hin zur X-Box eine vollständige Sammlung. Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich dann eher theoretischen Fragen des Computerspiels. Wie hat das Videospiel unsere Welt verändert? Wie kommen Gut und Böse in Spielen vor? Welche Auswirkungen hat das Spiel auf den Spielenden?
Von einem Computerspielemuseum erwartet der Besucher natürlich nicht nur Vitrinen, in denen man Exponate bewundern kann. Man will die Spiele selber ausprobieren! Doch der Zahn der Zeit nagt an so mancher Technologie, denn die Chips korrodieren nach zirka 60 Jahren und die verwendeten Röhrenmonitore hatte schon als sie neu waren kein wirklich scharfes Bild. Ein Umstand, der übrigens von einigen Hardwareentwicklern geschickt genutzt worden ist, um mehr Farben darzustellen als technisch möglich war. Dazu wurden Pixel in unterschiedlichen Farben direkt nebeneinander auf den Röhrenmonitor projiziert und ergaben gemischte Farbtöne. Auf einem modernen Flatscreen funktioniert das nicht mehr – also muss braucht es häufig 3 Konsolen um wieder eine flott zu bekommen.
Insgesamt gibt es 21 interaktive Exponate. Besonderes Prunkstück ist ein Original des ersten Computerspiel-Automaten, der in Serie produziert wurde: „ComputerSpace“. Bei der Eröffnung des Museums mußte er wegen Überhitzung leider abgeschaltet werden. Anspielen oder durchspielen, je nachdem wieviel Zeit man mitbringt, kann man aber zum Beispiel Adventureklassiker wie „The Secret of Monkey Island“ oder „Zork“. Dann gibt es auch noch die es auch Automaten wie „Space Invaders“ oder den einzigen in der DDR produzierten Spieleautomaten Poly-Play. Die Höhepunkte sind nach meiner Meinung aber die eher abseitigen Spielerfahrungen, die gemacht werden können. So steht ein Riesenjoystick gebaut nach den Plänen des US-Amerikaners Jason Torchinsky voll funktionsfähig vor einem horizontal scrollenden Ballerspiel. Für wen das alles Kinderkram ist, der kann sich auch an der Painstation versuchen. Eine Art „Pong“, bei dem die linke Hand wahlweise durch Hitze, Stromschläge oder einem Hartgummiband traktiert wird – wer sie zuerst wegzieht, hat verloren. Und wer verliert schon gern?
Computerspielemuseum, Karl-Marx-Allee 93a (Ecke Straße der Pariser Kommune), Berlin-Friedrichshain, U-Bahn: Weberwiese, Eintritt: 8€, ermäßigt 5€