Die Zukunft basslastiger elektronischer Musik vorhersagen, das können wohl auch Nicole McKenzie als A&R von Souljazz Records und Kris Jones vom Label Deep Medi Muzik nicht verlässlich – trotzdem haben sie auf der „Future Bass“- Compilation die Musik der englischen Produzenten zusammengestellt, welche Dubstep in letzter Zeit maßgeblich verändert haben und stilbildend dafür sind, was man „Post-Dubstep“ nennen könnte. Hier finden sich sowohl Dubstep-Veteranen wie Mala als auch tendenziell eher genrefremde Künstler wie Four Tet, die in der Vergangenheit weniger selbst als Dubstep-Produzenten in Erscheinung getreten sind als sich vielmehr von dem Genre haben beeinflussen lassen.
Genau so klingt diese sehr gute Platte dann auch: Abgrundtiefe Bässe und sphärische bis düstere Sounds dominieren, wobei die Beats eher subtil und auf das Wesentliche reduziert sind. Alle Tracks wirken ausgewachsen und sehr überlegt, dabei oft experimentell, jedoch nicht krampfhaft sperrig. Die bekannte Art harter und bisweilen auch überladener Dubsteps wird vielmehr kommentiert als rezitiert und schwingt höchstens als Echo im Hintergrund mit, die so entstandenen Freiräume in der Musik bieten Platz für Einflüsse anderer Genres.
Das bedeutet nicht, dass es nicht auch durchaus aggressive Momente gibt: „Boss“ von Ginz ist ein schlicht gewaltiger Half-Step-Track, dessen Bass einen einfach nur umbläst. Mala’s „Don’t Let Me Go“ ist dagegen ein gefühlvoller und melancholischer Track, der fast schon das Prädikat „harmonische Popmusik“ verdient. Weitere Highlights folgen mit neuem Material von Black Chow, bei dem Hitomi’s überirdisch produzierte Stimme über narkotisierenden Dub-Athmosphären schwebt und Four Tet, dessen neunminütiges „Nothing To See“ am besten als hypnotischer Post-House mit Klacker-Beat bezeichnet werden kann. Hier verändert sich während des gesamten Tracks fast nichts, bis völlig überraschend der Bass dazukommt – und wieder verschwindet. Großartig!
Definitv erwähnt werden muss auch noch „Fly Girls“ von Untold, denn das ist extrem tanzbarer Elektrofunk, dessen Atmosphäre und Bässe einfach nur tiefer und dunkler, eben dubbiger sind als üblich. Es müsste bloß noch in den Clubs hierzulande gespielt werden.
Preview:
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Tracklist:
- Mala – Don’t Let Me Go
- Four Tet – Nothing To See
- Untold – Fly Girls
- Coki – Ransom
- Ramadanman – Bass Drums
- Black Chow – Air
- LD – Mastermind
- V.I.V.E.K – Talking Shadows
- Randomer – Puzzled
- Ginz – Boss
- Harry Craze – Gone
- Distal – Grape Donut
- Sub Version – Free To Funk
(Soul Jazz/Indigo)