Am ersten Wochenende 2011 feierten gleich zwei neue Partyreihen in Berlin Premiere. Beide kommen aus der schwul-lesbischen Subkultur, sie sind queer – schräg, trashig und freakig – und nicht gay. Mit den eingestreuten Auftritten von Künstlern soll dabei mehr als Beschallung für einen Balztanz geboten werden.
Freitag feierte die Camp!-Party im Festsaal Kreuzberg mit DJ-Sets von Kissogramm und Schwefelgelb Premiere. Musikalisch ein wilder Ritt von Disko über Indie zu Elektropunk, waren die Highlights des Abends zweifellos die offenherzigen Bühnenperformances. Zwischen zwei Sphinx-Skulpturen, die sich irgendwie im Fundus des Veranstaltungsortes angefunden hatten, tanzten und entblätterten sich HayDee Sparks und Mad Kate. Letztere ist sonst mit der Berliner Indie-Kombo Bonaparte unterwegs. Die Mischung aus anzüglichem Underground-Varieté und elektroiden Rock und Disko ist grundsätzlich nichts Neues im Berliner Feiergeschehen, aber für ein bunt gemischtes Publikum aus Studenten bis zu Neon-Punks abgefahren und außergewöhnlich genug, dass sich auch bei der nächsten Ausgabe der Festsaal gut füllen dürfte.
Samstag feierte dann die Gegen-Party des internationalen Sabotage-Kollektivs um Boxikuss und Warbear im Mikz an der Revaler Straße in Friedrichshain Premiere. In der dunklen, industriellen Halle, die Wände voll mit Graffiti und Urban Art, wurde unten zu stampfigen, eher simplen Techhouse getanzt, im oberen Raum gab es mal Elektronik, mal Punk zu hören, unterbrochen vom Ausdruckstanz verkleideter junger Frauen. Der Vollbart-Faktor hinter den Plattenspielern und im Publikum war ziemlich hoch – eine Party, die authentisch nach Underground aussah und roch. Das lag wohl auch an den halböffentlichen Klos, bei der sich die Besucher gegenseitig beim Urinieren zuschauen können. Macht nichts – denn geben wir es zu: diese Art von Berliner Parties stinken genau nach der kreativen Freiheit, die viele Menschen von überall her in diese Stadt lockt.
(Fotos: Anna Pabis)