Fünf Jahre ist es her, dass Daft Punk den Weg ins Studio einschlugen. Das letzte Lebenszeichen des Duos gab es in Form des erfolgreichen Livealbums „Alive 2007“. Mitte 2009 nun konnte Regisseur Joseph Kosinski das Duo für die Vertonung von „Tron : Legacy“ gewinnen. Der Nachfolger des Kult-Films „Tron“ von 1982 kommt am 27. Januar in die deutschen Kinos. Der Soundtrack dazu steht seit Anfang Dezember in den Läden.
Die Verpflichtung Daft Punks zur Vertonung eines Films ist nicht verwunderlich. 2002 hatte Thomas Bangalter den Soundtrack von Gaspar Noés sehr umstrittenen Film „Irreversibel“ produziert. 2003 setzten Daft Punk ihr Album „Discovery“ filmisch im Anime-Film „Interstella 5555“ um. Die Nähe des Duos zum Visuellen war schon immer offensichtlich, der Schritt hin zur Filmmusik daher nicht sehr groß.
Man muss zugeben, die Messlatte ist hoch: Einerseits die Band, die zu den wichtigsten Vertretern des French House gelten und auf ihren Aufnahmen wie auch Live eine treue Fangemeinde um sich zu scharren wusste. Auf der anderen Seite der Film selbst, dessen Vorgänger Filmgeschichte geschrieben hat. „Tron“ gilt als einer der ersten Filme überhaupt, der mittels aufwendiger Computeranimationen eine virtuelle Realität kreierte.
Man hört dem Soundtrack an, dass das Duo sich intensiv mit Filmmusiken befasst hat. Die oft imposante Orchestrierung der Stücke erinnert mal an Hans Zimmer (Fluch der Karibik), mal an Howard Shore (Herr der Ringe). Der Einsatz des typischen 80er Synthie-Sounds kann als eindeutige Verbeugung vor Wendy Carlos (Komponist des „Tron“-Soundtracks) verstanden werden. Auch der Gedanke an Vangelis „Bladerunner“-Soundtrack lässt sich nicht von der Hand weisen; bei den Tracks „The Grid“ oder „Arena“ zum Beispiel fühlt man sich fast in die apokalyptische Welt des Bladerunners hineinversetzt.
Alles Vergleiche auf hohen Niveau, man könnte also denken: Daft Punk haben nichts falsch gemacht. Haben sie auch nicht. Jedoch scheint es, als ob sie sich selbst einen Rahmen gesetzt hätten, dessen Grenzen sie nie überschreiten. So fehlt die von Daft Punk bekannte Experimentierlust, wirklich innovativ ist in dem Soundtrack nichts. Am besten zu überzeugen wissen dabei die Tracks, die am meisten nach Daft Punk klingen. Mit „End of Line“ oder auch „Derezzed“ sind dem Duo Tracks gelungen, die es durchaus in die eine oder andere Rotation oder auf die eine oder andere Tanzfläche schaffen könnten.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein schöner manchmal etwas überladener Soundtrack, der neugierig auf den Film macht. Leider fehlt ihm das gewisse Quentchen Übermut, das ihm das Prädikat „Herausragend“ hätte einbringen können. Bleibt zu hoffen, dass Daft Punk sich nicht das letzte Mal auf das anspruchsvolle Terrain der Filmmusik gewagt haben. Das Potenzial, sich selbst noch zu toppen und sich damit in die Liga DER Filmmusik-Komponisten zu katapultieren, ist vorhanden. Den Beweis dazu haben sie hier vorgelegt.
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