Kiki Moorse ist der Elektro-Gemeinde bisher vor allem als Gründungsmitglied der Electroclash-Band Chicks on Speed bekannt, die sie 2007 verließ. Seitdem stand und steht die gebürtige Münchnerin als DJ, Gastvokalistin und mit ihrem Musikprojekt Bad French zusammen mit Andreas Reihse auf den Clubbühnen Europas. Auch der neuste Wurf von Kiki hat seinen Ursprung noch in ihrer Zeit bei den Chicks on Speed. Bei einer Chicks-Show in Barcelona war ein gewisser Servullo Mendez fürs Make-up verantwortlich. Die beiden trafen sich dann bei einer Party in Berlin wieder, verstanden sich gut und so wuchs heran, was heute $.a.M. – $ervullo und Moorse – ist. Eine Musikduo, das gut in die späte Berliner Nacht passt.
„Disco Lento“ nennen die beiden ihre Musik – langsamere Elektrosounds, die gerade live gespielt eine epische Intensität erreichen. Beim ersten $.a.M.-Konzert im Berliner Underground-Club Mindpirates/Café Endlager wurden sie dabei von einer maskierten Cellistin unterstützt.
Und überhaupt: Das Visuelle, der Stil spielt eine sehr große Rolle bei $.a.M. Servullo steht im Jean-Paul-Gaultier-Vintage-Outfit auf der Bühne und lässt auf französisch mit seiner tiefen Stimme Bilder von legendären Nächten in der Modeunterwelt von Paris, New York und Berlin entstehen. Auch Kiki Moorse betont die Bedeutung von Mode und Stil im Konzept von $.a.M.: Bands, die in schwarzen T-Shirts auftreten, finden die beiden „einfach langweilig“.
Mode ist aber nicht nur das Bühnenoutfit – Mode als Kunst, aber auch als problematische Szene sind Themen in den Liedern. In „Mode á l’Envers“ geht es um die Kehrseiten der Modewelt, in „Kosmetika“ um die schwierige Beziehung von Männern zum namensgebenden Gegestand – ein sehr persönliches, fast autobiographisches Stück für Make-up-Artist Servullo Mendez. Aber auch hedonistischere Tracks wie „Latenight Lovers“ gibt’s im Repertoire: Hier geht es um das Gefühl, das sich einstellt, wenn man bis zum Schluss einer Party bleibt und die Feiernacht nicht zu Ende gehen soll, obwohl es schon wieder hell wird.
Seit gut einem Jahr arbeiten Servullo und Kiki als $.a.M. an ihrer Definition von Disco Lento. Bisher gibt es vier Tracks und noch kein Label. Doch ein Album ist in Arbeit und diskutiert wird auch über eine Veröffentlichung in Eigenregie. Wir dürfen auf mehr gespannt sein und haben auch eine Kostprobe für euch. Zudem spielen $.a.M. live am 19.11. auf der Disko-Digital-Party im neuen Club 7000 in der Skalitzerstr. 54 in Berlin-Kreuzberg – Freikarten gibt’s hier!
$.a.M. mit „Latenight Lovers“
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Kiki Moorse von $.a.M. im Interview:
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Hier das ganze zum Lesen:
BLN.FM: Was ist $.a.M.?
Kiki: “$.a.M.” ist ein Projekt von Servullo Mendez Rey und Kiki Moorse, das bin ich. Wir haben im Herbst letzten Jahres angefangen und bis jetzt vier Stücke produziert. Unser Produzent hier in Berlin ist Frank FXYZ. Ja, und die Musikrichtung nennen wir „Disco Lento“.
Kannst du noch ein bisschen genauer darauf eingehen? Ich war ja schon auf eurem ersten Konzert, aber was können sich die Leute unter $.a.M. live vorstellen?
Kiki: Also wir haben zum Teil Balladen, ziemlich persönliche Balladen mit elektronischer Musik. Und dann haben wir auch Gäste mit Analoginstrumenten. Also bei unserem letzten Auftritt zum Beispiel im Mindpirates/Café Endlager in Berlin hatten wir Boram Lie von Kaleidoskop, die wunderbar Cello gespielt hat.
Vielleicht ein paar Worte zur Geschichte von $.a.M. – Also Du kommst ja von “Chicks on Speed”, bist seit 2007 nicht mehr da. Wie ist es dann zu $.a.M. gekommen?
Kiki: Servullo kenne ich eigentlich schon ziemlich lange. Wir haben uns vor Jahren in Barcelona bei einem Fotoshooting für die Chicks on Speed kennengelernt, da war er Beauty-Redakteur für eine spanische Zeitschrift. Und dann haben wir uns zufällig nach Jahren hier in Berlin wieder getroffen, und zwar im Jim. Und da hat er mir von seinem Musikprojekt Mendo$antos und ich ihm von meinem Projekt Bad French erzählt, was ich mit Andreas Reihse auch noch nebenher habe. Und dann haben wir uns nach einigen Monaten auf einer Party von Freunden noch einmal wieder getroffen, und er hat erzählt: „Ja, Mendo$antos gibt’s leider nicht mehr.“ Und er hat mich gleich gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, mit ihm zusammen was zu machen. Dann hab ich kurz überlegt, und wir haben uns ein paar Tage später im Studio getroffen und gleich die ersten Songs aufgenommen.
Servullo ist Make-up-Artist, hat lange in Paris in der Modebranche gearbeitet, ist Franzose, spricht aber auch super Spanisch. Wie läuft eure Zusammenarbeit, auf welchem Modus trefft ihr euch?
Kiki: Ja, lustigerweise war ich früher Moderedakteurin. Also vor Chicks on Speed war ich lange Jahre bei der Vogue in München freie Moderedakteurin. Und erst als ich mit den Chicks on Speed angefangen habe, habe ich mich nur noch auf die Musik konzentriert. Von daher hatten Servullo und ich schon sofort eine ganz gute Basis. Unser Projekt ist sehr auf Style und das Visuelle ausgerichtet.
Schon in den Titeln eurer Tracks steckt Mode mit drin. Welche Rolle spielt denn das Visuelle? Wie wichtig ist das Äußere bei euren Auftritten?
Kiki: Das ist einfach sehr wichtig für uns. Wir mögen beide keine Acts, die einfach nur in einem schwarzen T-Shirt auftreten. Wir finden es einfach langweilig, und auch irgendwo respektlos dem Publikum gegenüber. Und es ist sehr wichtig für uns, sowohl im Privatleben, als auch auf der Bühne.
Zurück zur Musik – kannst du vielleicht ein paar Worte zu den Sachen, die ihr schon gemacht und aufgenommen habt, sagen?
Kiki: Also es gibt „Friends of Friends“ – das haben wir in Zusammenarbeit mit Li Man aus Beijing, China, gemacht und zwar per Filesharing. Weiterhin gibt es „Kosmetika“, „Mode a l’Envers“ und „Latenight Lovers“. „Kosmetika“ ist ein sehr autobiographisches Stück, was Servullo betrifft. Es geht dort um das Verhältnis, was Männer zu Kosmetik und zu Schminke haben oder nicht haben sollen. Bei „Latenight Lovers“ geht’s um die Letzten in der Disco, wenn man einfach nicht nach Hause gehen will, es ist ein richtiges Dance-Stück. „Mode a l’Envers“ zeigt die Kehrseite der Mode, da wird eine richtige Abrechnung mit einem Teil der Modebranche gemacht, mit dem Habitus in der Modewelt.
Seit einem Jahr ungefähr macht ihr zusammen Musik. Was kommt als nächstes? Was steht in der Zukunft?
Kiki: Als nächstes kommt natürlich der Single-Release mit den vier Tracks, die wir schon fertig haben. Und dann arbeiten wir weiter auf ein Album hin. Das sollen dann acht oder zehn Tracks werden, da haben wir noch ein bisschen was zu tun. Aber wir sind jetzt schon wieder im Studio, und kräftig am arbeiten, und an Ideen fehlt es uns wirklich nicht. Also ein Label gibt es noch nicht, aber wenn Labels interessiert sind (lacht): gerne melden!
Wir sind auf jeden Fall gespannt! Vielen Dank, Kiki Moorse.
(Fotos: Sonja Müller, York-Wegerhoff)