Hinter Magnetic Man verbergen sich die Dubstep-Größen Skream, Benga und Artwork, die sich vorgenommen haben, aus den verschiedenen Unterformen von Bass-Musik einen massenkompatiblen Pop-Entwurf zu fertigen. Vorbei die Zeiten, in denen die verwendeten Elemente in den rauen, meist instrumentalen Tracks an einer Hand abgezählt werden konnten. Magnetic Man fertigt dicken, überwältigenden Klangbrei mit auschweifenden Keyboard-Melodiebögen im Strophe-Refrain-Schema. Drauf kommt noch lieblicher Gesang von Katy B. und anderen Gästen wie dem Nu-Souler John Legend. Resultat ist ein Sorte Trance-Pop, die auf einem verschachtelten Rhythmus-Gerüst basiert und auf die dramaturgisch reizvollen Bassverzerrungen zurückgreift, wie sie Dubstep-Produzenten zur Perfektion getrieben haben. Deshalb hinterläßt der fett produzierte Flirt mit Großraum-Diskotheken und Mainstream-Pop künstlerisch einen zwiespältigen Eindruck: Einige der kitschigen Tracks berühren peinlich mit ihren Rückgriffen auf das etablierte Klangrepertoire, mit dem Eurodance-Produzenten in den 90ern das Publikum manipulierten. Zwischendrin eingestreut sind dann aber auch mehrere perkussive, erstaunlich experimentelle Tracks, wie sie sich sonst auf Veröffentlichungen für Insider finden. Mag das Album mit seinem Rückgriff auf Pop-Formeln für Genre-Puristen grenzwertig sein, dürfte es für viele erst die Hochglanz-Eintrittskarte in das Universum fortgeschrittener Bassmusik sein. Die Mission heiligt die Mittel – und irgendwie gewinnen alle dabei.
Preview:
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Tracklist:
- Sun
- Fire
- I Need Air
- Anthem
- The Bug
- Ping Pong
- Perfect Stranger
- Mad
- Boiling Water
- K Dance
- Crossover
- MAGSKIT
- Karma Crazy
- Going Nowhere
(Columbia / Sony Music)