dOP steht für „deep, Organic & from Paris”. Letzteres ist klar, aber was hat es mit ‚deep‘ und ‚organic‘ auf sich? Wenn man Musik nach Orten charakterisieren würde, dann könnte man das neue und erste Album, „Greatest Hits“, von Clément Aichelbaum, Damien Vandesande und Jonathan Illel (JAW) in der Tropfsteinhöhle, im Jazz-Keller oder vielleicht in der Zirkusmanege zu Gehör bringen. Ich hab mir einen Jahrmarkt der etwas anderen Art ausgesucht. Die Holzbuden wärmen sich gegenseitig auf dem kalten Pflaster. Es blinkt und dampft, trällert und jauchzt. Jongleure und Clowns. Zuckerwatte, Schminke, Gitarren und Gesänge. Menschen quetschen sich in froher Stimmung vorbei. dOP ist auch da, kommentieren das Treiben mit ihrer Musik. Alle möglichen Instrumente haben sie herangekarrt, Hörner, Posaunen, Klaviere, Quetschkommoden, chinesische Flöten. Keiner registriert sie wirklich, aber die Musik macht die Leute neugierig. Sie stehen mal hier, mal da und tauchen in das Getümmel ein. Sie wissen genau, wo sie spielen und was vor sich geht.
„Worm Hunting“, ein seltsamer Zauberer erzählt Geschichten. Begleitet von allerlei klassischen Instrumenten, die ihn atmosphärisch begleiten. Um sich herum Kisten, Büchsen, er weht mit Tüchern, es dampft und blinkt. Er bringt die Menge zum Staunen. Danach wechselt dOP zum Hauptplatz, die Buden flackern im grellen Licht der Bühne. Auf dieser hat sich das Orchester klar gemacht, die Gruppe präsentiert „1 gram“: Schmalzige Geigen, dazu die verdammt coole und markige Stimme von Sänger JAW, ein tighter Beat, ein letzter Trommelwirbel und es beginnt „Talk Show“. Eine verspielte Jazz-Nummer, bei der man vielleicht ganz gut die kreative Denke von dOP nachempfinden kann. Es wird gejammt, Triangeln und Posaunen werden in die elektronische Suppe geschmissen und hinterlassen eine spürbare Note.
Großen Anteil an der musikalischen Farbe der Platte (auf Circus Company) hat der Komponist Emmanuel d’Orlando, der schon mit Sebastian Tellier zusammengearbeitet hat. Mit dem Radio Symphonie Orchester Mazedoniens hat er die orchestralen Parts produziert, deren Klasse z.B. beim melancholischen „Final Dive“ zum Ausdruck kommt, schon fast ein klassischer Soundtrack.
„Happy Meal“ wird seinem Namen gerecht. Wir gehen ins verlassene Schloss auf dem Markt. Düsterer Ambient, klirrendes Klavier und Knarzen, fast wie Filmmusik aus einem Horrorfilm. JAW trägt eine düstere Geschichte vor. Es geht um das Grillen von Füßen, das Hirn gibt’s mit Knoblauch gekocht und die Beine werden als Rühreier serviert. „Love Ride“ ist weniger verspielt, klingt nach Großstadt und ist über neun Minuten lang. Das Stück wirkt für die Länge niemals bombastisch, dOP kümmern sich um die minimalistischen Geschichten, die sie erzählen wollen, und fordern zum Zuhören auf. Der fette Beat kommt von ganz allein, so auch bei „New York“. dOP steht im Festzelt auf der Bühne, die Stimmung kocht und es ist kaum Platz, die Bar explodiert, auf den Tischen wird getanzt. Dieser Track und „3 Suitcases“ konzentrieren sich vor allem auf die elektronischen Wurzeln. Düster, leicht und sexy. Welch ein Abschluss nach einem tollen Tag auf dem Jahrmarkt.
dOP zeigen, wie man mit Musik Geschichten erzählen kann. Man darf gespannt sein, wie ihr nächstes Album heißen wird, wenn das erste schon „Greatest Hits“ heißt und seinem Namen gerecht geworden ist. Demnächst folgen dann drei EPs mit Remixen von Âme, DJ Koze and Herbert.
Preview:
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Tracklist:
- Worm Hunting
- No More Daddy
- 1 gram
- Talk Show
- Assurance Vie
- Happy Meal
- L’Hôpital, La Rue, La Prison
- U R
- Lacy Lad
- Love Ride
- New York
- Final Dive
- 3 Suitcases
- Deaf Wagrant
(Circus Company)