Apparat – DJ-Kicks

Apparat - DJ-KicksWer eine DJ-Kicks machen darf, der hat es bekanntlich geschafft und so. Das braucht man Sascha Ring alias Apparat aber nicht zu erzählen, denn wer mit Ellen Allien gearbeitet, bei John Peel vorgesprochen und zusammen mit den Seelenverwandten von Modeselektor die Berliner Supergroup Moderat aus der Taufe gehoben hat sowie mit letzteren um die halbe Welt tourt und ihr zeigt, was Elektro aus Deutschland heute noch kann, der hatte es sowieso schon geschafft. Trotzdem ist es immer noch eine Adelung, dass Herr Apparat nun die 35. Folge der beliebten !K7-Sendereihe „DJ-Kicks“ gestaltet hat – und dabei, wie so viele seiner illustren Vorgänger, hörbar Spaß hatte.

Denn von Anfang an nimmt sich Apparat das Prinzip jener Reihe, sich als Musiker nach seinem Geschmack austoben zu dürfen, sehr zu Herzen – und entfaltet einen Kosmos komplexer Klänge. Mit seinem Opener „Circles“ begrüßt er den Hörer noch mit leichten Anklängen von Moderat, um schon beim zweiten Track in ein sehr buntes Kaleidoskop von Beats, Sounds und Strukturen abzutauchen. Völlig organisch wechseln die Rhythmen von tanzbar zu entspannend und wieder zurück, von Dub zu Techno zu Midtempo; es wechseln die Klangfarben von wunderbar abstrakten, aber doch hoch melodiösen Collagen (wie dem brillanten „I Need A Life“ von den Born Ruffians im Four Tet Remix) zu straighten Technoparts zu vertrackten Remixen. Und auch wieder zurück. Dabei bleibt alles immer sehr hypnotisch, vielschichtig und durchdacht. Klingt kompliziert? Ist es irgendwie auch. Und trotzdem höchst erfreulich.

Man macht es sich also bequem in den urban glitzernden Sounds – und plötzlich kommt Thom Yorke mit „Harrowdown Hill“ als einzigem Stück mit ausführlichen Vocals. Das passt erstaunlicherweise ganz wunderbar und nimmt den Hörer mit in das epische letzte Drittel des Albums, das außerdem noch einen exklusiven neuen Apparat-Track namens „Sayulita“ präsentiert, quasi als Krönung. Das Set hinterlässt einen sehr runden, sehr stimmigen Eindruck, und seine Echos verhallen in den letzten beiden Tracks über die „Borderlands“ ganz langsam im All.

Apparat meistert seine „DJ-Kicks“ mit der Eleganz eines Könners und der Leichtigkeit einer Fingerübung – und liefert den Hörern eine prall gefüllte CD mit wunderschöner, knusprig frischer und komplexer Musik, für die das Label der „Intelligent Dance Music“ tatsächlich erfunden werden müsste, wenn es nicht schon hier und da kleben würde. Und er beweist zudem eben genau das: dass da ein Geist ist in der Maschine, im Apparat.

Preview:

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Tracklist:

  1. Apparat – Circles
  2. 69 – Rushed
  3. Telefon Tel Aviv – Lengthening Shadows
  4. Apparat – Interlude
  5. Luke Abbott – More Room
  6. Oval – Legendary
  7. Patrice Baumel – Sub
  8. Martyn – Miniluv
  9. Ripperton – Echocity
  10. Cosmin TRG – Tower Block
  11. Scorn – Falling (Autechre „FR 13“ Remix)
  12. Born Ruffians – I Need a Life (Four Tet Remix)
  13. Pantha Du Prince – Welt Am Draht
  14. Phon.o – Intervall
  15. Burial + Four Tet – Moth
  16. Vincent Markowski – The Madness of Moths
  17. Ramadanman – Tempest
  18. Thom Yorke – Harrowdown Hill
  19. Spherix – Lesser People
  20. Oval – TV Power
  21. Joy Orbison – The Shrew Would Have Cushioned the Blow
  22. Apparat – Sayulita
  23. T++ – Worn Down
  24. Tim Hecker – Borderlands

(!K7 / Alive)