Soul Center – General Eclectics

Soul Center - General EclecticsWenn es um innovative minimalere Techno-Experimente geht, ist am Namen Thomas Brinkmann quasi gar nicht vorbeizukommen. Seit seiner ersten Produktion 1997 für Wolfgang Voigts Profan-Label pflegt er wie kaum ein anderer Künstler aus dem deutschprachigen Raum einen ganz speziellen Minimalismus. Zwar am eigenen Stil festhaltend, dennoch immer wieder grundlegend anders umgesetzt, ist dabei sein Projekt Soul Center – wie der Name schon vermuten lässt – mit der Extraportion Seelentiefe ausgestattet.

Jedenfalls hielt sich diese auf den drei Vorgänger-Alben I, II und III, welche inzwischen auch schon neun, zehn und elf Jahre zurückliegen. Mit dem plötzlichen Albumnamenswechsel hat sich im Soul Center auch wieder einiges getan, denn während der Einsatz von Vocal-Samples weiterhin auf dem Plan steht, musste die enorme Deepness leider ein wenig weichen. Daran, dass die einzelnen Titel hervorragend produziert und mit kleinen Sounspielereien nahezu vollgestopft sind, hat sich hingegen nichts geändert. Vielmehr erinnert die Scheibe vom Berliner Label Shitkatapult an jüngere Brinkmann-Stücke wie „Isch“ oder „Work“ und hat dennoch wieder einen ganz eigenen Charme und Drive.

Gestartet wird mit dem etwas entschleunigten Track „Marmelade“, der zwar recht funky, aber irgendwie auch ziemlich steril daherkommt. An absolut glatt geputzten Sounds kann sich auf  „General Eclectics“ eigentlich auch die gesamte Zeit über sattgehört werden. Wenn im – schon wesentlich schnelleren – Titel „Fu_ky Du_ky“ einer E-Gitarre der minimale Funk entspringt, ist schon offensichtlich, dass es rohe Sounds auf diesem Album nicht gibt. Auch im darauffolgenden Stück „Walk with me“, welches nicht zu verwechseln ist mit dem gleichnamigen Titel des ersten Soul-Center-Albums, bleibt der Minimalismus komplett im Vordergrund. Allerdings weicht Brinkmann hier auch zum ersten Mal kurz vom Thema ab, damit sich das eingebaute Vocal in einer Mini-Pause entfalten kann. Dass es danach stur, unbeirrt und recht trocken weiter nach vorne geht, könnte als Markenzeichen von „General Eclectics“ gewertet werden.

Auch bei „Pig Peg“ bietet sich wieder der Funk in seiner zerstückeltsten Form. Mittlerweile geht alles ein wenig mehr nach vorne, treibend, aber dennoch hauptsächlich auf sehr kurzen Samples basierend. Im Vergleich zum restlichen Album erscheint „Shum(ichi)“ schon beinahe bedrohlich düster, die Klicks werden teils durch Synthies ersetzt, das gefühlte Tempo weiterhin angezogen. Die beiden letzten Tracks fallen hingegen wieder nach bekanntem Muster recht funky und treibend aus, wobei Brinkmann in „Dyr Bul Scyl“ schon sehr progressiv peitscht. Auf diesem Höhepunkt der freigesetzten Energie ist dann einfach Schluss, das Album zu Ende. Das große Besondere – es war irgendwie gar nicht da! In dem Wissen, dass ein Brinkmann-Album eben auch so sein kann und mit einem Ohr zugedrückt, ist das Ganze entsprechend als gute Arbeit zu bewerten. Blendet man die künstlerische Freiheit allerdings mal etwas aus und betrachtet dafür zurückliegende Beiträge des Rheinländers, so muss doch leider gesagt werden: der große Wurf war das jetzt nicht…

Preview:

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Tracklist:

  1. Marmelade
  2. HAL2010
  3. Boot Box
  4. Fu_ky Du_ky
  5. Walk With Me
  6. Don’t Fake The Cake
  7. Pig Peg
  8. Shum(ichi)
  9. Liza U..
  10. Dyr Bul Scyl

(Shitkatapult)