We Love – We Love

We Love - BPitch ControlEine große weiße Form wie ein Diamant oder ein Herz wird auf die Leinwand projiziert. Sie dreht sich wie ein Karussell, darunter „We Love“ in weißen kantigen Buchstaben. Giorgia Angiuli, Kulturarbeiterin, und Piero Fragola, Dozent und Grafiker, stehen vor der Leinwand am DJ-Pult. Sie sehen aus wie zwei Marsmenschen mit ihren schwarz-weiß gemusterten Ganzkörperanzügen. Die Gesichter halb verdeckt bedienen sie Drumcomputer, Keyboards, Megafon und E-Gitarre, abwechselnd singen sie ins Mikro und werden Teil der weißen, zuckenden Lichtprojektion. Ihre Performance wirkt futuristisch, technisch, abgeklärt und kühl, wäre da nicht der Sound, den die beiden machen.

Der Sound scheint zu schweben, eine eigene Sprache zu sprechen. Ihre Musik handelt von Liebe und vielleicht sogar Romantik, Dinge also, die nicht gerade zu Hause sind in der elektronischen Musik. Unbekümmert, dezent und ohne kitschig zu werden bewegt sich die Band in ihrer elektronischen Liebeswelt, die sie nach außen tragen wollen.

Gerade erst von einem Jahr haben sich die beiden Italiener kennengelernt und prompt beschlossen, auf ihre ganz eigene musikalische Reise zu gehen. Man könnte auch sagen, dass sich zunächst mal ein Kreis geschlossen hat: Beide trafen sich nämlich auf einem Festival in Süditalien, wo auch Ellen Allien auflegte. Sie waren fasziniert vom Set der Berlinerin und beschäftigten sich näher mit ihrem Label Bpitch control. Ein paar Monate danach schickte man eigene Tracks nach Berlin und sprach wenig später mit dem Label über eine Zusammenarbeit. Das Projekt We Love war geboren. Nun, gut ein Jahr nach dem Kennenlernen, stellen sie ihr erstes Album vor.

Die elf Tracks haben jeder für sich eine sphärische Klangfarbe. Mal tanzbar und kraftvoll, mal schwerelos und träumerisch. „Don’t cross“ dringt wie ein warmer Luftzug aus dem Äther, fühlbar und eindringlich durchzogen von Giorgias Stimme. „Cruise Control“ ist das einzige instrumentale Stück und eines der Highlights. Den Part der Vocals übernehmen ein leidenschaftliches Cello und ein klassischer Bass unter einem stampfenden Beat. Ein Duett zwischen Leidenschaft und den verfrickelten kühlen Effekten, welche voranschreiten und das Tempo hochhalten. „Hide me“ marschiert kräftig wie ein unbeirrter Roboter drauf los, Giorgia und Piero singen beide und bringen dadurch mehr Leichtigkeit und Gefühl hinein. Eher enttäuschend ist dagegen „Even if“. Es plätschert so dahin und scheint an den Vorgängertrack „Hide me“ irgendwie Anschluss halten zu wollen. „Our Shapes“ beginnt als ordentlicher Popsong, schneller und weniger melodramatisch als die meisten anderen Songs der Platte. Er kommt ein wenig einem Ausflug auf den 80er-Jahre-Dancefloor gleich. Dass die beiden verspielt und experimentierfreudig sind und es nicht nur Pop sein soll, zeigt das von Giorgia so zärtlich wie nur möglich interpretierte Zwischenstück: „I like to travel alone“ singt sie in „Escape Destination“, der Song kommt selbstbewusst und offen an und macht deutlich, dass das Ganze auch Spaß machen soll.

Insgesamt ist das erste Album We Love gelungen, wenn auch nicht durchgehend aufregend. Es ist ein Album der Kategorie, in der die Tracks erst einige Male gehört werden müssen, um eine Idee dahinter erkennen zu können. Besonderes Augenmerk legen sie aber vor allem auf ihre extravaganten Live-Auftritte. Zwei Gesichter verschwinden hinter ihren futuristischen Anzügen, hinter ihrer Projektion, hinter ihrer Musik. Sie treten zurück und spannen eine transparente Fläche, auf der sie das Gefühl der Liebe vermitteln wollen: „Auf der Bühne sind wir zwei Soldaten der Liebe…“, nennen das We Love.

Preview:

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Tracklist:

  1. Ice lips
  2. Don’t cross
  3. Cruise control
  4. Hide me
  5. Even if
  6. Underwater
  7. No train no plane
  8. Our shapes
  9. Escape destination
  10. White march

(Bpitch control)