Wenn elektronische Musik, dann wird in Finnland vor allem House gehört. Eine reichhaltige Technoszene wie bei uns gibt es nicht. Aufmerksamkeit erlangte das Land, zusammen mit Schweden, vor ein paar Jahren durch die Erfindung des Skweee-Styles, eine langsame, funkige, elektronische Mischung. Der Name (abgeleitet aus dem Englischen: to squeeze out) beschreibt das Herausquetschen von eigenartigen, charakteristischen Sounds aus Synthesizern.
Jesse machen zwar keine Skweee music, aber sorgen mit ihrem trashigen Electro schon seit ein paar Jahren für Verwunderung im eher rocklastigen Finnland. Nach der durchgeknallten „Väliliha“ Platte (2007) starteten sie mit ihrem Debütalbum“ KAIKKI!“ (2008) auf Platz 29 der finnischen Charts durch. Besonders die Single-Auskopplung „J.E.Z.Z.E“ zeigt, dass es nicht nur um musikalisches Geklöppel aus Spaß an der Freude geht, sondern dass Jesse sich die Freiheit rausnehmen, einfach loszujammen und zu schauen, was man mit Drum-Maschinen, Synthesizern, Schlagzeugen, Gitarren, Keyboards und anderem Werkzeug so anstellen kann.
Ihr letztes Album „Tum Tum Tum“ (2009, alle Platten übrigens bei Gaea Records erschienen) könnte vielseitiger nicht sein. Einfach aufgebaut und fast schon ernst für die zwei Durchgeknallten ist „P.S. foto ois kiva“, ein solider, fast schon melancholischer Track. Fleißig gefrickelt wurde auch beim gerade mal 90 sekündigen „Välilutkutus“. Kräftige dunkle Bässe und Effekte, die ein wenig ihre Vorliebe für Kraftwerk durchscheinen lassen, deren kühle, technische Ästhetik sie bewundern.
In Berlin haben sie bereits 2008 auf der Popkomm gespielt. Vor einigen Wochen spielten Jesse auf dem Berlin Festival. Ein paar Stunden vor dem Konzert sprach ich mit Ana und Keke in ihrem Apartment in Berlin:
Hier gibt’s das Interview on demand:
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