Jetzt wird Tacheles geredet

Eigentlich ist es eine typische Berlin-Geschichte. Mit dem Fall der Berliner Mauer fielen auch einige städtische Vorhaben den Freidenkern der Stadt zum Opfer um künstlerische Freiräume zu schaffen. So geschah es auch mit dem „Kunsthaus Tacheles“ oder einfach kurz: Tacheles. Das Gebäude in der Oranienburger Straße, welches ursprünglich am 10. April 1990 gesprengt werden sollte, wurde damals knapp zwei Monate zuvor von der Künstlerinitiative Tacheles erfolgreich besetzt. Verhandlungen mit der zuständigen Baudirektion ergaben, dass das Gebäude vorläufig unter Denkmalschutz gestellt werden konnte, wobei aus dem Haus vorerst eine freie Kunstwerkstätte entstand. 1998 übernahm die Fundus-Gruppe den Komplex und der mittlerweile gegründete Tacheles e. V. dürfte das Gebäude weitere zehn Jahre mit seinen unterschiedlichen Bereichen wie beispielsweise dem Cafe Zapata für kulturelle Veranstaltungen aller Art nutzen.

Nachdem aber Ende 2008 der Vertrag ausgelaufen war, konnte man sich vertraglich nicht wieder einigen. Die von der Fundus-Gruppe verlangte Nutzungsentschädigung in Höhe von 108.000 € konnte der Tacheles e. V. nicht aufbringen und musste somit Ende 2009 Insolvenz anmelden. Im Zuge dessen kam es zu diversen Rettungsaktionen, darunter angekündigte Hungerstreiks oder der von Vorstandsmitglied Martin Reiter vorgeschlagene Umzug ins Hotel Adlon, welches ebenfalls Teil der Fundus-Gruppe ist. Eine dieser Aktionen findet auch am kommenden Samstag, den 25. September, mit der Veranstaltung rund um das „I Support Tacheles„-Konzept statt. Neben fleißigen Tacheles-Unterstützern, welche mit dem Sammeln von Fotos auf sich aufmerksam machen wollen, melden sich auch einige der Künstler für die diese Institution ein Zuhause bot.

Unter den Beteiligten findet sich neben Hobby-Kultur-Retter Dr. Motte und Sparkassen-Reclaimer Michael Placke auch Techno-Urgestein A Guy called Gerald, der seit 2005 im Tacheles sein Studio betreibt. Die alte Berliner Schule um Namito oder Electric Kingdom-Altraver Hardy Hard wird außerdem ergänzt durch unsere BLN.FM-DJs Tim Thaler und ED2000, sowie viele weitere bekannte Berliner Gesichter. Der Erlös aus den sehr erschwinglichen drei Euro Eintritt, die jeder Gast auch freiwillig mit einer Spende ergänzen darf, wird ausschließlich dem Erhalt des Tacheles zukommen. Also gilt: Antanzen zum Abtanzen um der Kultur auch weiterhin ihre Chance zu geben!

25.9.2010 22h, Goldener Saal im Kunsthaus Tacheles, Oranienburger Strasse 54-56a, Berlin-Mitte, Berlin, S-Bahn: Oranienburger Strasse, U-Bahn: Oranienburger Tor