Barbara Panther – Technik, Tour und Natur

Barbara Panther

Barbara Panther: nehmen wir den Namen wörtlich, denn das sagt mehr aus als irgendwelche Vergleiche mit Björk oder Grace Jones. „Barbara“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „eine barbarische Frau“, „die Fremde“. Der Nachname – neben dem offensichtlichen Verweis auf die nachtaktiven Raubkatzen – enthält den gleichen Wortstamm wie Pantheismus, das ist der Glauben, dass Gott und Natur ein- und dasselbe sind.

Auch wenn manchen das Wort „Panther“ vielleicht an eine afroamerikanische revolutionäre Bewegung in den USA erinnern mag, sagt Barbara, dass ihre Musik „überhaupt nicht schwarz“ klänge. Diese Schublade wird wegen ihres Aussehens schnell aufgemacht, denn Barbara wurde in Ruanda geboren ( sie wuchs dann in Brüssel auf und lebt jetzt in Berlin). Allerdings könnte „schwarz klingen“ statt einer Genre-Einordnung auch synästhetisch gemeint sein – so der Eindruck beim Hören des wirbelnden Titeltracks ihrer Debüt-EP „Empire“.
Barbara Panther - Empire EPWenn ihre konfrontative Stimme schreit: „Euer / dein Reich zerfällt / Ich glaube, es ist an der Zeit, dass die Natur regiert“ – kombiniert mit zufällig wirkenden Beats, denen Matthew Herbert nachhalf – erschafft Barbara eine schlüssige Vision unseres gesellschaftlichen Zusammenbruchs. Wenn „Witch House“ ernsthaft als Beschreibung für Musik herhalten soll, dann, in Gottes Namen, lasst es uns ins Extrem treiben und ein neues Sub-Subgenre allein für diesen Song erfinden und es „Pagan Dancehall“ nennen.

Die EP mit vier Songs erscheint pünktlich zum Auftritt von Panther beim Berlin Festival am 10. September. Im November geht es dann auf die Autobahn zu einer Deutschland-Tour mit ihrem Labelkollegen Caribou. Die Tracklist und die Tourdaten folgen unter diesem exklusiven Interview, das im Studio geführt wurde.

Barbara Panthers „Empire“

Interview (auf Englisch)

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BLN.FM: Du hast mit Matthew Herbert in der Nähe von London aufgenommen. Wie war die Zusammenarbeit?

Panther: Sie war sehr harmonisch und ergab sich wie von selbst. Wir verstehen und auf musikalischer Ebene. Ich bin sehr froh über diese Erfahrung.

Einige deiner Texte, speziell „Empire“, beschäftigen sich mit der Natur, die unsere zivilisierte Welt übernimmt. Dagegen ist der Klang deiner Musik sehr stark von Technologie bestimmt. Wie bringst du diese entgegengesetzten Faktoren zusammen?

Nun ja, man kann die Existenz von Technologie nicht einfach abstreiten. Sie entwickelt sich sehr schnell und ist eine Form von Kommunikation. Ich mag Technologie, aber das bedeutet nicht, dass sie unbedingt Gegenstand der Botschaft sein muss. – Aber jetzt fange ich an, mich schuldig zu fühlen, weil ich sie benutzt habe!

Nein, ich finde einfach, dass es einen sehr interessanten Kontrast zwischen dem Klang und der Botschaft ergibt. Ich meine das überhaupt nicht negativ.

Ich glaube, beides kann zusammen funktionieren. Dass die Natur übernimmt, ist einfach eine Tatsache. Aber die Technologie tut es auch. Es ist ein Hinundher. Wie bei einer Batterie – Plus und Minus.

Barbara Panther

Wie hat sich deine Liveshow über die Jahre entwickelt? Vor 1 ½ Jahren bist du mit einer Liveband aufgetreten, aber im Juni im Haus der Kulturen der Welt mehr oder weniger solo. Wie wird dein Auftritt beim Berlin Festival aussehen?

Toll! Daran arbeite ich im Moment gerade bei meinen Proben im .HBC. Es wird eine Band und eine Bühnenshow geben. Ich will nicht zu viel verraten, aber es wird Visuals geben und ich werde auch mit Technologie arbeiten! Und Kostümwechsel! Mehr kann ich jetzt nicht sagen.

Und freust du dich auf andere Künstler/innen, die du dir auf dem Berlin Festival anschauen willst?

Ich finde das Line-Up dieses Jahr großartig: Fever Ray, Zola Jesus… Peaches ist immer unterhaltsam, und vielleicht auch Tricky, LCD Soundsystem…

Barbara Panther

Deine Initialen sind B.P. – Machst du dir Sorgen darüber, ob die Ölkatastrophe Auswirkungen auf deinen Erfolg haben könnte?

Ja, man weiß es nie! Natürlich ist es nicht gut, mit einer Katastrophe assoziiert zu werden.

Aber es passt ganz gut zum Tenor, dass unsere zivilisierte Gesellschaft endet. Wir töten uns selbst.

Richtig. Aber ich würde die Ozeane reinigen. Ich singe auch über Ozeane, über Wasser. Wenn du mein Logo siehst, das ist etwas, was im Meer lebt, mit Korallen und Muscheln. Ich verehre das, was im Meer lebt, also ist es aus meiner Sicht das Gegenteil.

Text von Joey Hansom (Expatriarch – da gibt’s die englische Version), Übersetzung von Barbara Mürdter (PopKontext – weitere Q&A bitte an sie richten.)

Bei Joeys BLN.FM-Show Expatriarch Radio #6 gibte es einen exklusiven Mix von „Empire“ von Renaissance Man.

Tracklist von „Empire“:

  1. Empire
  2. Voodoo
  3. Deeper Purple
  4. A Last Dance

(City Slang, VÖ 10. September)

Barbara Panther live:
07.09. @ Cookies, Berlin (DJ set)
10.09. @ Berlin Festival, Tempelhof, Berlin
08.11. @ Feierwerk, Munich*
14.11. @ Central Theatre, Leipzig*
15.11. @ Übel & Gefährlich, Hamburg*
16.11. @ Enjoy Jazz Festival, Heidelberg*
29.11. @ Gloria, Cologne*
04.12. @ Fluc, Vienna*
05.12. @ Mousonturm, Frankfurt*

*mit Caribou