Feindrehstar ist ja schon mal ein vielsagender Bandname. „Vulgarian Knights“, der Titel ihres Debütalbums, setzt wortspieltechnisch noch einen oben drauf. Und liest man dann noch den Pressetext zur Bandbeschreibung, kann man sicher sein, dass man es hier mit veritablen Verbalakrobaten zu tun hat. Doch spielen Worte in ihrer Musik (zum Glück?) bloß am Anfang eine Rolle – „Vulgarian Knights“ ist ein sehr stimmiges instrumentales Elektro-Jazz-Album aus sage und schreibe deutscher Produktion.
Und nach dem kleinen Intro aus collagierten Samples von Nicht-Muttersprachlern, die den Bandnamen auf jeweils ihre Weise aussprechen, geht es auch gleich in die Vollen: Warme Rhodes-Arrangements fließen die ersten beiden (wiederum rätselhaft betitelten) Tracks lang unaufdringlich vor sich hin und gehen dann nahtlos in „Arabikanana“ über, einen leicht orientalisierten, housigen Track, der auch ein Remix von einem Pink-Martini-Stück sein könnte.
Das nächste Highlight ist dann bereits Track 5 namens „Turkyemsbour“ – hier wird es beinahe balkanesk und wieder tanzbar. Sehr hübsch ist das, und auch hier fällt auf, dass Feindrehstar es erfreulicherweise vermieden haben, den üblichen und nahe liegenden Fehler der Überproduktion von Elektro-/House-Jazz-Tracks zu begehen. Alles ist nur so dicht arrangiert wie nötig, es gibt keine Schnickschnack-Samples und auch keine blassen Lounge-Klischees.
Genau in der Mitte des Albums dann ein (wohl vinylbedingter) Break: Ein zweiter Teil mit einer etwas nächtlicheren Stimmung beginnt mit „Mask With The Man“, findet in „FelaFresh“ einen weiteren temporeichen Höhepunkt und in „Vulgarian Knights“ schließlich, dem Titelstück immerhin, den stilistisch ausgefeiltesten Track des Albums. Hier wird es langsam dunkel, und die ohnehin zur Atmosphäre verregneter Spätsommertage passende Musik blendet sanft in eine anthrazitfarbene Nacht über. Ein letzter Tanz zu „Tex Ass“ (haha) – dann endet der Abend erstaunlicherweise mit der „Happy Hour“, einem ausgedehnten, entspannten Stück Jazzfunk.
Der Worte wurden nun aber genug verloren – die milde vibrierende Musik, spätestens aber der Bandname dürften inzwischen nahe gelegt haben, wie man die Zeit dunkelgrauer Augustabende besser verbringen kann als mit dem werkeln an wahnwitzigen Wortspielen.
Preview:
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Tracklist:
- Knochenbrechers Ball
- Fête de la Kita
- Arabikanana
- Novation
- Turkyemsbour
- The Mask With The Man
- FelaFresh
- Vulgarian Knights
- Tex Ass
- Happy Hour