Arto Mwambé stehen für gut gelaunten House mit Qualitätsstempel. Der Club Robert Johnson, der jetzt ein Live-Set der beiden Frankfurter Christian Beißwenger und Philip Lauer herausbringt, ist dafür genau der passende Partner. Schließlich zeigt der Club des Playhouse-Mit-Chefs Ata seit über zehn Jahren ausgewähltes Booking, das mit seiner konstanten Qualität schon so einige Auswärtige das erste Mal nach Offenbach geführt hat.
Die Robert-Johnson-Philosophie hat zwei Teile: Erstens soll den Clubgängern Techno und House in Spielarten präsentiert werden, denen sie sonst nicht unbedingt begegnen, und das in DJ-Sets, die auch mal mit Stilbrüchen überraschen. Zweitens darf gern explizit „Barmusik“ gespielt werden, da Ata meint: „Die an der Bar musst du kriegen. So lange sich da drum herum alles räkelt und freut, ist alles okay“, da die auf der Tanzfläche eh glücklich seien. Wie passt das Arto-Mwambe-Album zu diesen beiden Ansprüchen?
Erstens, besonders frisch und neu klingen die elf Stücke nicht, auffallende Stilbrüche sind ebenfalls nicht zu hören. Positiv gewendet ist dies ein Album aus einem Guss, die Stücke fließen harmonisch ineinander. Es ist eben kein DJ-Mix, der durch möglichst bunten Eklektizismus mit seinem breiten Geschmack und Musikwissen protzen will, sondern ein Album von einem Künstler(-Duo) mit einem bestimmten Stil.
Dabei spielen Arto Mwambé tatsächlich live, das heißt sie schrauben an ihren analogen Maschinen herum, ohne Laptop, und kreieren damit bei jedem Auftritt ihre Stücke neu und etwas anders. Das lässt sich auf diesem Album gut nachvollziehen, da es etwa je zur Hälfte neue und ältere Stücke enthält. Die älteren, „OHM Balance“ („Ombala Mbembo“ in der früheren Version), „N ‚No R‘ G“ („Noh Ngamebo„), „Greatest Love“ und „Btwo“, haben einiges von ihrer Rauheit, ihren schmutzigen Kanten verloren und stattdessen ein kleines Disco-Treatment bekommen. Sie klingen glatter und dicker produziert, mit mehr Synthies und dieser positiv gestimmten New-York-Disco-Entspanntheit von Morgan Geist oder Metro Area. Die neuen Stücke fügen sich in diese Linie ein, ohne, dass eins als Hit herausknallt. Einen sofort hörbaren Wiedererkennungswert hat am ehesten noch „One Lonely Knight“, das mit seinem Old-School-Piano an Inner Citys „Good Life“ erinnert.
Von Arto Mwambé, die auf ihren ersten EPs vor drei bis fünf Jahren noch viel verspielter waren und mit Titeln wie „Girl you know it’s Arto Mambé“ einen hübschen Humor gezeigt haben, hatte ich mir eigentlich eine andere Richtung für ihre neuen Produktionen erhofft – mehr von der Frische und dem Unerwarteten statt einer Fokussierung (oder Einengung) auf 90er/00er-Referenzen. Aber die „ich fand ihre frühen Sachen viel besser“-Platte ist ja auch langweilig, man sollte sich auf das Jetzt einfach mal einlassen. Immerhin haben beide Mwambés richtige Jobs (der eine arbeitet in einem Musikvertrieb, der andere produziert Werbemusik) und machen in ihren Platten garantiert nur das, was sie lieben, also das, wofür sich die Freizeit zu opfern lohnt. Diese Liebe hört man, und das ist schon viel wert.
Zum zweiten Robert-Johnson-Eckpunkt, der guten Barmusik: Hier erfüllt „LARJ Vol. 6“ das Kriterium mit voller Punktzahl. Wenn auch keine Peak-Time-Kracher drauf sind, die alle auf die Tanzfläche stürmen lassen, wird zumindest das Barpersonal (vor und hinter der Theke) mit zufriedenem Lächeln mitwippen und sich von der Musik unterhalten lassen, ohne dass das Gespräch gestört wird. Und die, die gekommen sind, um zu tanzen, werden das auch tun – jedenfalls, wenn der Abend mit der Robert-Johnson-typischen Dynamik mit behutsamer Steigerung aufgebaut wird und so harmonisch fließt wie dieses Album.
Es ist keine Pflichtplatte, aber ein Liebhaberstück.
Preview:
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Tracklist:
- Intro (M.T.A.I.)
- Duster Fc
- Midi Vice
- Interlude 1 (Home Strainer)
- Greatest Love
- N „No R“ G
- Interlude 2 (Winter Hut)
- OHM Balance
- One Lonely Knight
- Love Lift
- Btwo