Serph – Vent

Serph - VentTokyo: wahnwitzige Straßenschluchten, durch die eine kulturell überforderte Scarlett Johansson irrt. Quietschbunte Karaoke-Bars mit Kaugummiautomaten und Seifenblasenmusik (oder umgekehrt). Süßigkeiten aus undefinierbaren Massen und Massen, die sich in U-Bahn-Wagen drängen. Und mittendrin in dieser Klischeehölle sitzt ein junger Mann an seinem Laptop und macht ganz und gar unjapanische Musik. Was ist denn da los? Serph aus Tokyo bringt mit seinem zweiten Longplayer „Vent“ unser ganzes bildschirmvermitteltes Japanbild ins Wanken.

Denn sein musikalisches „Adventure“ führt uns in sehr künstliche, sphärische Klanglandschaften. Hier quietscht nichts, hier flimmert es nur mal und knarrt auch ein bisschen. Serphs Musik bleibt immer seltsam kulturell entrückt und ätherisch, wie ein universaler Soundtrack für einen Nachmittagstraum – oder ein blumiges Videospiel, womit wir dann doch noch ein passendes Japan-Klischee gefunden hätten. Harmonisch, melodisch und synthetisch orchestral klingen die zwölf Tracks, sanfte Klickerbeats und weiche Streichersamples lassen das Album sehr soft (manchmal sogar ein bisschen zu soft) dahinfließen. Insgesamt ist das schon recht hübsch.

Während die Reise jedoch am Anfang eher elektrojazzige Anklänge zeigt und am Ende sogar ein paar leichte Breakbeats präsentiert, hängt das Unternehmen in der Mitte ein bisschen durch und gerät ein wenig belanglos. Vielleicht haben Serph dort die sonst reichlich vorhandenen, sympathisch verspielten Ideen kurz verlassen. Allein schon für die Widerlegung der oben genannten Vorurteile und die Bereicherung des musikalischen Haushalts um viele frühlingshafte Harmonien (und das im Hochsommer!) sollte man jedoch ein Auge und ein Ohr auf den überraschenden Tokyoter und sein melodisches Abenteuerland werfen.

Preview:

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Tracklist:

  1. March
  2. Pen on Stapler
  3. Feather
  4. Sleepwalking
  5. Mint
  6. Azul
  7. Silencio
  8. Flatland
  9. Snow
  10. Iceyedit
  11. Vent
  12. Planet

( Noble / White Noise )