Nach 19 21 Toten (Stand: 29.7.2010) – verursacht durch eine Massenpanik im Eingangsbereich zum Veranstaltungsgelände in Duisburg – ist auch die Loveparade gestorben. „Wir werden sie nicht weiter fortführen – dies bedeutet das Aus der Love Parade.“ verkündete McFit-Inhaber Rainer Schaller, der in den letzten Jahren die Parade organisieren ließ, auf einer Pressekonferenz am Sonntag Mittag.
Die Suche nach den Ursachen für die Katastrophe hat bereits begonnen. Eines steht aber jetzt schon fest: schockierend ist das Ausmaß fahrlässiger Dummheit, mit der Organisatoren und die Stadt Duisburg die Katastrophe verursacht haben. Unfassbar, dass so etwas im bürokratischen Deutschland möglich ist! Mit dem alten Güterbahnhof in Duisburg wurde ein geschlossenes Gelände mit begrenzter Kapazität und wenigen Fluchtmöglichkeiten für Hunderttausende Partygeher als Veranstaltungsort ausgewählt – eingegrenzt durch Bahnstrecke und Autobahn. Bei der Genehmigung der Durchführung und des Sicherheitskonzeptes scheint die Stadt dem Druck des Loveparade-Veranstalters nachgegeben zu haben. „Die Stadt sei bei der Planung der Love Parade vom Veranstalter so in die Enge getrieben worden, dass sie trotz „eindringlicher Warnungen aus dem Sicherheitsbereich“ nur habe Ja sagen können“, sagte der Vizechef der Polizeigewerkschaft Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Orscheschek, auf Spiegel Online.
Mit der Katastrophe finden 21 Jahre Loveparade ein unrühmliches Ende. Was als eine fröhliche Demonstration einer Alternativkultur auf dem Berliner Kurfürstendamm im Juli 1989 begann, endete als eine Promotionveranstaltung für die Lifestyle-Industrie und dem Diskotheken-Business. Die Entwicklung begann nicht erst nach dem Weggang der Parade aus Berlin, sondern wurde bereits Mitte der 1990er in Berlin offensichtlich, als die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr stiegen. Die Unterstützung aus Teilen der Berliner Szene schwand damit, trotz und auch wegen der Wichtigtuerei einiger damals an der Organisation Beteiligter. Es war nie richtig klar, wer wieviel Reibach mit der „politischen Demonstration“ und den begleitenden Parties machte. Während der Verhandlungen mit den Berliner Behörden waren Organisatoren damals auch wenig zimperlich, wenn es galt, ihr Publikum für ihre Ziele einzunehmen – obwohl es in Wirklichkeit darum ging, mit möglichst wenig Auflagen und Restriktionen Party zu machen.
Jahre danach wollten im Ruhrgebiet Städte wie Duisburg das Party-Event Loveparade unbedingt durchführen. Offensichtlich hoffte man im Westen damit, das provinziell-öde Image des Ruhrgebiets aufzuhübschen. Das juristische Nachspiel wird in den kommenden Monaten hoffentlich aufklären, ob zugunsten dieses Zieles und der Bilanzen der Veranstalter Sicherheitsbedenken fahrlässig zurückgestellt worden sind.
Die Redaktion von BLN.FM möchte hiermit ihre Anteilnahme für alle Betroffenen und ihre Angehörigen ausdrücken.