Sonntag Abend, eine Tasse Kaffee mit einem Muffin und dazu die neue Morcheeba-Platte – wen es an dieser Stelle bereits gruselt, kann ruhig einen unserer anderen Artikel lesen. Denn „Blood Like Lemonade“, das neunte Album der britischen Trip-Hopper (und hier passt der Begriff in all seinem Bedeutungsumfang), knüpft nahtlos an den Klang der frühen Erfolge an und hätte durchaus auch schon vor zehn Jahren erscheinen können.
Einerseits ist das erfreulich, denn immerhin ist auch Skye Edwards wieder mit von der Partie, mit der die Band gegen Ende der 90er solch hübsche Hits wie „Rome wasn’t built in a day“ oder „Part of the process“ erzielte. Das 98er-Album „Big Calm“ lebte beispielsweise ganz von ihrer Stimme, denn die leicht angefunkten Downbeat-Tracks der Band allein haben sich nie besonders aus der Flut der sonntäglichen Kaffeemusik abgehoben. So krankten beide Seiten nach der „Trennung“ voneinander im Jahr 2004 auch am „Zero-7-Syndrom“, die ohne Sia zwar nicht unbedingt schlechte Musik machten, aber, nun ja, irgendwie andere, manchmal weniger beeindruckende.
Nun also haben Morcheeba und Skye erkannt, dass sie ohne einander doch nicht so weit kommen würden und ihre Zusammenarbeit neu aufgelegt. Das Ergebnis klingt, wie gesagt, weniger neu als altbekannt. Solide, aber recht uninspirierte und vor allem nicht mehr zeitgemäße Songs sind dabei herausgekommen – magere zehn Stück an der Zahl. Keine Entwicklung ist zu erkennen, kein Ergreifen der Chance des Neubeginns – statt dessen scheinen sie ein paar Stücke aus der Schublade geholt zu haben, die seit damals auf ihre Realisierung warteten. Immer wieder drängt sich der Gedanke auf, diese oder jene Melodie vor Jahren bereits im Radio gehört zu haben. Ein spannendes Album sieht anders aus.
In die beeindruckend lange Liste der musikalischen Highlights des Jahres 2010 reihen sich Morcheeba selbst mit ihrer wiedergefundenen Stimme also nicht ein – schade eigentlich, dass sie nicht den Mut oder die Mittel hatten, 15 Jahre nach der Bandgründung etwas Neues zu probieren. Vielleicht sollten sie sich in Zukunft ein Beispiel an den bereits erwähnten Zero 7 nehmen: Selbst die haben sich auf ihrem letzten Album an neuen Sounds versucht, obwohl sie mit den alten immer ganz gut gefahren waren. Zu verlieren hätten Morcheeba eigentlich nichts: Wenn eine Phase mal vorbei ist, gilt es, mit voller Kraft in eine neue zu starten. Morcheeba scheinen jedoch lieber auf der Couch zu liegen und ihren (kalten) Sonntagskaffee genießen zu wollen.
Preview:
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Tracklist:
- Crimson
- Even Though
- Blood Like Lemonade
- Mandala
- I Am The Spring
- Recipe For Disaster
- Easier Said Than Done
- Cut To The Bass
- Self Made Man
- Beat Of The Drum
(Pias / Rough Trade)