Arandel – In D

Arandel - In DWas ist Musik eigentlich? Darüber kann man sich natürlich stundenlang unterhalten, streiten, das Maul zerreißen und mehr. Eine bewährte Definition unter Klangkünstlern und Soundtüftlern besagt, dass Musik dann entsteht, wenn Klang und Töne in Struktur und Ordnung gebracht werden und somit eine bestimmte nachvollziehbare (wie auch immer der Hörer sie nachvollziehen mag) Form erhalten. Woher diese Klänge bzw. Töne kommen, nun ja, Instrumente, Computer oder einfach Alltagsgeräusche und –klänge, alles kann Musik sein oder zu solcher gemacht werden… den Möglichkeiten sind heutzutage keine Grenzen mehr gesetzt, außer vom Künstler selbst.

Arandel nun hat sich zur obersten Regel gesetzt, nur Sounds zu verwenden, die er selbst aufgenommen hat, also kein MIDI, keine Samples, keine Synthesizer, sondern nur „organisches“ Material. Wer Arandel genau ist, weiß man nicht, soll man nicht wissen, denn es soll nur und allein die Musik für ihn sprechen. Und die gibt es auf seinem Debut-Album „In D“ zu hören, welches diesen Monat auf dem französischen Label Infiné – das auch Künstler wie Apparat und Aufgang unter Vertrag hat – herauskommt.

„In D“, dessen Titel einer Verbeugung an Terry Rileys Werk „In C“ – von einigen als DAS erste Werk der Minimal Music angesehen – gleichkommt, ist ein feingliedriges, ja elegantes Album, das sich sanft und unaufdringlich ins Gehör schleicht und sich dort einnistet. „Der Zufall bestimmt die Struktur und die Kohärenz des Ganzen“, wird uns im Info-Text erklärt. In welcher Art der Zufall hier seine Finger im Spiel hatte, ist etwas unklar, sicher jedenfalls nicht in der Weise, wie Arandel Klänge und Sounds hier arrangiert hat, denn dass hier ein perfektionistisch um jedes Detail bemühter Künstler am Werk war, steht außer Frage. Möglicherweise soll an die Offenheit des individuellen Hörers appelliert werden, sich der Musik einfach hinzugeben und sie unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen.

Und tatsächlich, für fast jeden Hörertyp scheint etwas dabei zu sein: Für den Liebhaber atmosphärisch-ambienter Musik bietet sich ein Album, das man gerne nebenher laufen lassen möchte, wunderbar dazu geeignet, die Seele baumeln zu lassen. Alle Stücke sind eher ruhig und meditativ, um nicht böse zu sagen beinahe esoterisch. Eine Art Ausnahme (denn es harmoniert dennoch mit dem Rest) bildet hierbei Track 5 (#9), das mit einem Schlagzeug vergleichsweise stürmisch daherkommt und sich zu einem lebensfrohen, euphorisch anmutenden Höhepunkt des Albums aufbauscht.

Arandel – In D#10 by InFiné Music

Genauso ist „In D“ aber auch ein Album für diejenigen, die sich für Klänge, deren Feinheiten und Zusammensetzungen interessieren. Denn die Art und Weise, wie aus den sanften Klangteppichen immer wieder unerwartet und dennoch wie selbstverständlich verschiedenste Instrumente, Gesang (sehr schön: Fredo Violas Improvisationen in Track 3) oder Geräusche herausstechen, erstaunt und erfreut. Es macht Spaß, dem Album seine volle Aufmerksamkeit zu schenken – eine Eigenschaft, die das Album definitiv aus dem Wust vieler Ambient-Alben herausragen lässt.

Preview:

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Tracklist:

  1. In D#1
  2. In D#5
  3. In D#6
  4. In D#7
  5. In D#9
  6. In D#10
  7. In D#8
  8. In D#3
  9. Epilogue

(InFiné Music)