Der Dritte Raum – Rosa Rausch

Der Dritte Raum - Rosa RauschGut 16 Jahre ist es mittlerweile her, dass Andreas Krüger mit seinem Projekt Der Dritte Raum in der Clublandschaft debütierte. Auf Sven Väth’s Harthouse-Label erschien damals das erste Album „Mental Modulator“, welches irgendwo zwischen Trance-Elementen und dem was wir heute gern Tech-House nennen angesiedelt war. In der Zwischenzeit ist abgesehen von fünf weiteren Alben viel geschehen. Megahits wie „Trommelmaschine“ oder „Hale Bopp“ fanden ihren Weg in die Clubs und Playlisten weltweit und auch die Labelauswahl änderte sich vom Major hin zur Eigenregie. Bleibt also als erstes die Frage zu klären, ob sich denn musikalisch und konzeptionell ebenso alles änderte wie die Verpackung.

Darüber lässt sich auch nach kurzem Anspielen der Titel schnell etwas sagen – denn auf Krügers immerhin 7. Album ist zwar der Stil noch sehr ähnlich, die Umsetzung allerdings eine andere. Es vermittelt ein wenig den Eindruck, als seien die meisten Ideen irgendwo spontan bei einer Live-Session entstanden. Man meint den Titel und die Atmosphäre klar dem Dritten Raum zuordnen zu können, aber irgendwas ist neu. Fließende, treibende Elemente wie sie auch auf Alben wie „Klubraum“ zum Einsatz kamen, dominieren dennoch weiterhin alles. Eine saubere räumliche Anordnung der Hi-Hats und des weiterhin recht dünnen Beats sticht dabei wie ein Markenzeichen Krügers hervor.

Wenn im Sommer 2008 die Open-Air-Fraktion aufhorchte, war es zumeist „Swing Bop“, das erhöhte Verzückung hervorrief. Die Gefahr, das Folgealbum könne sehr stark an diesen Erfolg angelehnt und dementsprechend mit Stino-Samples gefüllt sein, bestand durchaus. Umso erfrischender die Erkenntnis, dass es eben nicht so ist. Da wird in „Random Rag“ die komplette Swingkompetenz fröhlich ausgebreitet und plattgewalzt und zwei Titel später ist man auch schon beim nächsten Thema angelangt. So verhält es sich bei allen – zumeist namentlich mit Anspielungen aufs Produzieren versehenen – Titeln der Platte. Da sprießt eben noch eine sehr oldschoolige Acidline aus dem Boden und schon folgt wenig später ein Hauch von Rave-Bass in feinster Sonnenscheinharmonie. Sanfte Electrobeats treffen auf ebenso sanfte Melodien, deren Synthies ungezwungen und organisch klingen.

Komplett betrachtet ist das Album mit vielen schönen Momenten versehen, die gut durchproduziert das Bild des Dritten Raums sehr gekonnt widerspiegeln. Hier wird weder mit abstrusen Mitteln noch mit gezwungenem Genre-Mix ein neuer Stil erfunden oder irgendetwas nur scheinbar Innovatives geschaffen. Eher sei Fans ans Herz gelegt, dass sie mit diesem Album ein weiteres Stück ihres Lieblingssounds geliefert bekommen, ohne dafür die gleiche Leier wie seit anderthalb Jahrzehnten hören zu müssen. Ein ganz kleiner Tick mehr musikalischer Orgasmus hätte innerhalb der letzten fünf Jahre allerdings dennoch entstehen können.

Preview:

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Tracklist:

  1. Spurenelemente
  2. Rosa Rausch
  3. Lieblingsloop
  4. Random Rag (Random Excess Mix)
  5. Swing Bop
  6. Modularmodul
  7. Teufel Los
  8. Blautaut
  9. Gerät Außer Kontrolle
  10. Kleine Freiluftschleife

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