Mathew Jonson, musikalisches Wunderkind und schon ziemlich lange dabei, zeichnete sich schon immer durch eigenständige, unverwechselbare Sounds aus. Versierte Tech-House-Stücke mit melodischen Klangwolken aus dem Synthie, die auch einem Jean-Michel Jarre Freude bereiten würden, sind zu seinem Markenzeichen geworden.
Die Liste seiner stilprägenden und erfrischenden Tracks ist lang. Wenn man noch bedenkt, dass Mathew Jonson auch in Gruppen wie Cobblestone Jazz oder Modern Deep Left Quartet aktiv ist, bekommt man so langsam einen Eindruck, wieviel kreatives Potential in dem Kanadier steckt. Unvergessen sind Tracks wie „She is he“ auf „itiswhatitis“ oder sein vielleicht größter Hit „Alpine Rocket“ auf Perlon, welcher 2003 einer der Abräumer schlechthin war. Umso unglaublicher, dass es erst jetzt zum Debüt-Album von Mathew auf seinem eigenen Label Wagon Repair kommt.
Der Titel des Albums, „Agents of Time“, macht nachdenklich. Darf man sich unter Agenten der Zeit Ray-Ban-bebrillte und mit Headset versehene Menschen im dunklen Einreiher vorstellen, die im Auftrag einer totalitären Diktatur alles daransetzen, uns jede Sekunde unseres Lebens vorzuschreiben? Der Opener „Love in the Future“ scheint die Wahnvorstellung anfangs zu bestätigen. Ein sphärischer Track, der schon zu Beginn entschleunigt und auf Chill-Out getrimmt zu sein scheint.
Mit „Girls Got Rhythm“ ist man allerdings ganz schnell im Jonson’schen Soundkosmos angekommen und kann euphorisierend die Arme in die Luft werden. Ein knackiger Beat mit den typischen Synthiemelodien, wie man sie von ihm gewohnt ist und auch hören will. „Pirates in the 9th“ ist sanfter Elektro-Downtempo zum Fünfe-gerade-sein-lassen. Der Subbass strömt ein sedierendes Gemisch durch die Boxen, welches man aufgrund der Länge von nur 4 Minuten am liebsten gleich noch mal einatmen möchte.
Nach Hören des Albums bekommt man schließlich eher den Eindruck, dass hier klug protektiert worden ist, während im Hintergrund fleißige Bienen musikalische Erfahrung konserviert und sachverwaltet haben. Mathew Jonson bedient sich in seinen Tracks jedes Mal aufs neue dieses Erfahrungsschatzes – ganz, als ob er für jeden Track etwas davon aus seinem Schließfach entnehmen würde, um es wohl wissend und gut dosiert einzusetzen.
In der Summe einfach ein tolles Album, das wieder einige zeitlose Sachen an Bord hat. Schön, dass es eine Handvoll Künstler gibt, auf die man sich musikalisch blind verlassen kann. Gute Arbeit der Zeitagenten.
Preview:
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Tracklist:
- Love in the Future
- Girls Got Rhythm
- Thieves in Digital Land
- Sunday Disco Romance
- Marionette (the Beginning)
- Night Vision
- Pirates in the 9th
- New Model Robots
- When Love Feels Like Crying
- Agents of Time
- Too Late to Change
(Wagon Repair)