Von Spar – Foreigner

italic_091_coverDie große Revolution ging bei Von Spar schon zu ihrem zweiten Album vonstatten. Statt des zitronigen Post-Punks vom Debüts „Die ungeingeschränkte Freiheit der privaten Initiative“ machten sich auf „Xaxapaya/Dead Voices In The Temple Of Error“ zwei über zwanzigminütige Krautrock-Ungetüme breit. Synthie- und Gitarren-Flüsse traten über die Ufer, setzten zuerst die 30-Sekunden-Vorhörmaschinen von Saturn unter Wasser und dann die offen stehenden Münder der Fans von Tracks wie „Schockwellen auf’s Parkett“ und „Ist das noch populär?“.

In die Ruhe danach schlug 2009 „HyBoLT“ ein. Ganz in bläuliches Neon-Licht getaucht verbindet der Track die Erinnerung an Giorgio Moroder mit analogen House-Anklängen zu einer Art Retro-Cyber-Pop. Die Single „HyBoLT“, mit der Von Spar erstmals beim verdienten Elektro-Label Italic (Heimstatt von z.B. Kreidler und Einmusik) veröffentlichten, ist quasi der Schlüsseltrack zum nun erscheindenden Album „Foreigner“. Aus ihm als Essenz entwickeln sich die sieben weiteren Tracks in verschiedene Richtungen. Mal wird der 70er-Disco-Groove emanzipiert, seiner Schwitzigkeit beraubt und in den Club des 3. Jahrtausends geschickt („I Can’t Stand The Grain“). Mal geschieht so etwas wie postrockiger Synthie-Jazz („You Can Shake Down On My Settee Tonight“), mal vertonen Von Spar ihre eigene Space Oddysey („Daddy Longlegs“). Die neue Single „Troops“ liebäugelt gar mit R’n’B.

Das Konzept, das hinter Foreigner steht, ist so verwirrend und schwer zu verorten wie letztendlich schlüssig, denn gegen jede Regel funktioniert der Trip. Beeindruckend ist in jedem Fall, wie das Köln-Berliner-Kollektiv all die angestaubten Synthie-Sounds aus ihren klebrigen Hüllen befreit, ganz behutsam in die neuen Kontexte verpflanzt und so aus Totgeglaubtem Neues schafft.

Preview:

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Tracklist:

  1. Scotch und Chablis
  2. You Can Shake Down On My Settee Tonight
  3. Troops
  4. I Can’t Stand The Grain
  5. Collecting Natural Antimatter
  6. HyBoLT
  7. Lambda
  8. Daddy Longlegs

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