Clara Moto – Polyamour

Clara Moto - PolyamourEs soll ja Leute geben, die Österreich ganz allgemein für fremdes, außerirdisches Territorium halten, das man am besten nur mit Raumanzug betreten sollte. Doch an solch albernen Befangenheiten wird es wohl kaum liegen, dass Clara Motos erstes Album durch und durch spacig und hübsch extraterrestrisch klingt. Seit 2004 ist Frau Moto aus Graz als DJane, seit 2005 auch als Produzentin tätig, 2006 besuchte sie die Red Bull Music Academy und hat sich spätestens seitdem einen Namen als elektromusikalische Botschafterin ihres „kleinen, schnitzelförmigen“ Heimatlandes erarbeitet (unter anderem auf dem Montreux Festival und beim Sónar).

Doch zurück ins All: die Landung auf dem Planeten „Polyamour“ ist eine sanfte. Der Hörer wird zum Urwaldforscher und setzt behutsam in seinem Weltraummobil zwischen den Bäumen eines außerirdischen Dschungels auf. Polygone Vögel zwitschern, eine anamorphe Sonne geht auf, vor ihm breitet sich ein von digitalen Naturgeräuschen erfülltes Panorama aus. Sanfte Bässe kommen hinzu und geleiten den Forscher in ein kosmisches Idyll. Alles so schön synthetisch hier!

Über elf durchschnittlich fünfminütige Stücke erstreckt sich die Reise, und bis auf wenige Tracks an Mitte und Ende des Albums bleibt die Fahrt mid-tempo-ruhig und unaufgeregt. Mattglänzende Sounds bleepen und fiepen wie die Instrumente des Erkundungsrovers, die Beats sind straight und tendenziell tanzbar, ab und an finden sich Spuren menschlichen Lebens in Form zurückgenommener Vocals (z.B. von Mimu auf „Deer and Fox“).

Man fühlt sich wohl in Clara Motos polyamouröser Welt, die Klangcollagen sind sphärisch elegant und ausgefeilt – zu zurückhaltend vielleicht an einigen Stellen, doch bekanntlich ist auch Understatement eine Kunst. Die angenehmen Klänge entfalten jedenfalls durchaus ihre Wirkung. Und als Debütalbum nach einigen EP- und Single-Releases zeichnet „Polyamour“ eine ganz realistische Zukunftsvision voll weiterer schöner Tracks aus dem fremden Nachbarkosmos Österreich.

Preview:

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Tracklist:

  1. Emory Bortz
  2. Alma
  3. Deer And Fox (feat. Mimu)
  4. Glove Affair
  5. Song Of Exhaustion And Ivory
  6. Goodnight Twilight
  7. Joy Of My Heart (feat. Mimu)
  8. Threeminutes (Revisited)
  9. Silently (feat. Mimu)
  10. Take A Second
  11. The Opposite Is Also Wrong

(Infiné)