Phonique – Kissing Strangers

Phonique - Kissing StrangersEs fällt mir nicht leicht, das neue Phonique-Album zu besprechen: Die CD wird zwar mit deutlichem Wohlgefallen mehrmals durchgehört, doch perlen alle Textideen an der Musik wieder ab. Denn diese ist klanglich sehr homogen und hört sich gut weg, die Rückseite dieser Medaille wird jedoch gemeinhin „Monotonie“ genannt. Phonique hält auf „Kissing Strangers“ den Ball soundtechnisch flach – aber das ist gut so, warum auch immer. Und wie soll man das jetzt beschreiben?

Minimal ist es schon mal nicht, obwohl die Mittel recht sparsam eingesetzt werden und das Album insgesamt durchdacht reduziert klingt, denn dafür liegen zu viele harmonische Flächen, zu viele kleine Melodien über den straighten, aber dezenten Beats. Vocals sind auch bei manchen Tracks dabei, gute und eingängige sogar, wie von Louie Austen auf „Endless Love“ oder von Ruben auf „Amy’s Heart“. Hier und da gibt es auch ein paar housetypische Samples – davon lebt beispielsweise das 2010er-Remake von Phoniques Klassiker „The Passion“, das den Longplayer eröffnet. Ach ja, und long ist er tatsächlich: Ganze 15 Tracks mit Laufzeiten zwischen vier und sieben Minuten sorgen für einen mehr als einstündigen Power-Nap.

Es wird nicht leichter, zu einem Fazit zu kommen: Der Gesamteindruck, den „Kissing Strangers“ hinterlässt, ist der einer vor zehn Jahren produzierten, allerdings durchaus geschmackvollen „Chill-Out-Beach-House“-Compilation, auf deren Cover eigentlich eine Strandschönheit im Gegenlicht abgebildet sein müsste. Tatsächlich aber ist es das dritte Album von Michael Vater, der seit 1998 als DJ unterwegs ist – also seit der Zeit, nach der seine aktuelle Musik klingt. Wäre da nicht noch etwas mehr Entwicklung drin gewesen? Immerhin sind die „skandinavisch-reduzierten“ Aspekte einiger Tracks vielversprechende Ansätze, für die man ganz besonders in Berlin bessere Inspiration finden könnte als für die lauwarme, anachronistische Deep-House-Schiene. Vielleicht war „For The Time Being“ mit Erlend Øye gerade deshalb Phoniques bisher bester Track. „Go North“ heißt also die Devise – obwohl sich ausgerechnet dort Fremde eher selten küssen.

Preview:

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Tracklist:

  1. The Passion 2010
  2. Our Time Our Chance (feat. Ian Whitelaw – Album Version)
  3. Amy’s Heart (feat. Ruben)
  4. Endless Love (feat. Louie Austen)
  5. Thousand Finger Man
  6. One Step 2010
  7. Plastic Lighthouse (feat. Georg Levin & Kikiorix)
  8. A Change Receives The Blessing (feat. Nadeshda)
  9. Feel What You Want (feat. Rebecca)
  10. Summer
  11. Amy House Reprise
  12. Perfect Stranger
  13. Afrique (feat. H.O.S.H.)
  14. Blindfolded (feat. Gui Boratto)
  15. How Come (Phonique & Tigerskin Remix – Radio Edit)

(Dessous Recordings / Rough Trade)