Am 8. Mai feiert der Berliner Senat die Eröffnung des Tempelhofer Flughafen-Areals für die Öffentlichkeit. In den kommenden Jahren soll ein Park auf der Fläche entstehen. Das hört sich gut an. Dennoch regen sich Proteste. Einigen Initiativen, besonders aus der Nachbarschaft, haben zu Demonstration aufgerufen und zum Umgehen Nächtlicher Schließzeiten. Was sind die Gründe für den Protest? BLN.FM war neugierig und traf sich mit Johanna und Conny, die für das Netzwerk Reclaim Tempelhof sprechen.
Johanna und Conny, erzählt mal was am 8. Mai von „Reclaim Tempelhof“ geplant ist.
Conny: Am 8. Mai will der Berliner Senat das Flugfeld „eröffnen“. Es ist aber nur eine halbe Eröffnung. Er schließt es an diesem Tag erneut und es wird ein Park mit Öffnungszeiten, er wird mit einem Zaun abgeriegelt, Wachschutz, Parkregeln et cetera. Ein Park mit Sicherheitszaun drumherum, der mit einer nächtlichen Schließung belegt sein wird, akzeptieren wir so einfach nicht.
Wir vertreten die These, dass der der Senat in den nächsten Jahren – nicht sofort – Eintrittgelder verlangen wird. Das deutlichste Indiz dafür sind die Drehkreuze. Die Firma, die zur Zeit das Tempelhofer Feld designt, heißt Grün Berlin GmbH und ist ein riesengroßer Dorn in unseren Augen. Die betreiben Parks, die Eintritt kosten – der Britzer Garten, der Erholungspark Marzahn und das Schöneberger Südgelände. Auch das Gleisdreieck gehört zur Grün Berlin GmbH, wo aber noch nichts eröffnet wurde, aufgrund von Protesten von Bürgerinnen und Bürger. Nun ist Grün Berlin auch für Tempelhof zuständig – und das ist für uns ein deutliches Signal, dass es Eintrittsgelder geben wird.
Was wir an dem Tag deshalb planen: wir rufen ähnlich wie am 20.6. letzten Jahres nicht zu einer Besetzung auf, sondern zu einem Umgehen der Nächtlichen Schließzeiten. Wir fordern nämlich einen Park, der für alle offen ist und durchgängig geöffnet sein wird, sprich auch über Nacht. Ich will da auch mit meinen Freundinnen und Freunden über Nacht sitzen dürfen und den Sonnenuntergang und Aufgang beobachten dürfen. Es gibt noch ziemlich viel: ein alternatives Veranstaltungsprogramm, was wir organisiert haben. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf 22 Uhr, wo der Senat das Feld wieder zuschließen will, wo wir sagen: wir holen uns die Fläche zurück, denn das ist eine Fläche die allen gehört und nicht nur den Senat.
Welche Vorstellungen habt Ihr denn so, was später auf dem Gelände hin soll?
Johanna: Für mich geht es nicht darum, dass ich genau weiss, was ich dahin haben möchte. Klar, hab‘ ich da auch Ideen, was ich da schön fände. Eine Parklandschaft ist schön – aber für alle! Es geht vielmehr darum, dass es von den Menschen gestaltet wird und nicht von Grün Berlin und vom Senat und dann irgendwie Eintritt kostet.
Conny: Das ist genau der Punkt. Es geht uns um Mitbestimmung. Dass was der Senat letztes Jahr veranstaltet hat, diese angebliche Bürgerinnenbeteiligung, die waren weder verpflichtend noch so breitflächig angelegt, dass sie die Leute im Kiez angesprochen hat. Es waren tatsächlich so wenig Leute an den Umfragen beteiligt, dass es eine Farce gewesen ist. Wenn man sich die Wünsche der Anwohnenden anguckt, sagen sie dort überwiegend, dass nicht gebaut werden soll. Doch der Senat gibt dennoch laut Flächennutzungsplan Flächen raus, wo er sagt: die werden bis 2020, wo alles fertig sein soll, bebaut sein. Was dort hingebaut wird, da darf keiner miteintscheiden – das hat der Senat schon komplett festgelegt.
Dazu muss man aber sagen, dass die Fläche vom Flugfeld frei bleiben soll.
Johanna: Die Fläche bleibt frei, aber sie wird als Parklandschaft gestaltet. Das ist schon eine „Bebauung“, der Park wird ja erst angelegt. Es geht auch nicht darum, ob da nun Häuser stehen oder ein Park entsteht. Alle diese Planideen führen dazu, dass der Kiez und die Umgebung deutlich aufgewertet wird, also dass die Mieten in den angrenzenden Straßen und Gebieten deutlich steigen werden. Die Leute, die jetzt da wohnen, werden nicht die sein die Eintritt für den Park zahlen. Es sind auch nicht die, die an den Veranstaltungen der modernen Kulturindustrie, die sich da einmietet, teilnehmen können. Das sind nicht die Leute, die das Geld dafür haben. Deshalb wird es dazu führen, dass die Leute von dort verdrängt werden. Das ist bei jedem Plan dasselbe, weil das nicht mitgedacht wird.
Conny: Die Verdrängung ist jetzt schon spürbar. Das Problem ist: steigende Mieten sind schlecht kontrollieren. Leute ziehen aus und wenn Leute einziehen, dann machen der Vermieter oder die Vermieterin einfach 10% mehr in die Miete. Wenn so etwas nicht stattfindet, dann ist es die Anpassung an den Berliner Mietspiegel. Das wird in Neukölln, im Schillerkiez, relativ häufig getan, weil dort viele Mieten unterhalb des Mietspiegels liegen. Leute wohnen dort, weil die Mieten so niedrig sind, weil sie sozial schwach sind oder weil sie HartzIV kriegen, und die müssen dann weg.
Das ist ja das Problem von Stadtentwicklung: man macht die Stadt schöner oder verbessert die Infrastruktur und am Ende kommt bei raus, dass die Mieten steigen. Wie lässt sich aus Eurer Sicht diese Entwicklung auflösen?
Conny: Das ist eine sehr komplexe Frage. Niemand von uns hat was gegen einen sauberen Kiez. Ich habe nichts dagegen, in Neukölln auf einer Wiese zu sitzen, wo nicht gleich Hundekot ist. Das Negative an diesen Gentrifizierungs-Prozeß ist die soziale Verdrängung, die stattfindet. Was man da machen kann? Man kann sich rechtlich informieren, besonders was die Mieten anbelangt. Der Vermieter darf nicht einfach so erhöhen – das muss schon gut begründet sein. Wenn man sich da zusammenschließt und mit den Leuten aus dem Haus redet, da kann man schon was erreichen.
Johanna: Ich finde wichtig zu sehen, dass Gentrifizierung und Stadtentwicklung, die Verdrängung beinhaltet, nicht einfach „so“ passiert, ein Prozess, der über uns kommt und den wir einfach hinnehmen müssen. Das ist politisch gewollt. Es ist gewollt, dass die Innenstadt nicht Leuten zur Verfügung steht, die HartzIV bekommen, sondern dass sie den Reichen und den jungen, flexiblen, modernen Leuten zur Verfügung steht.
Eine andere Frage ist, was man an Stelle der Regeln für den Park setzen kann. Das eine ist, die Aktion zu machen und zu sagen: „Wir bleiben da und halten uns nicht an die Regeln, die ihr mit eurer Parkordnung aufsetzt“ – das andere ist, das die Regeln ja vielleicht ganz gut begründet sind, wenn man sich die anderen öffentlichen Parks in Berlin anschaut…
Conny: Das Hauptargument ist ja: „Wir wollen keine zweite Hasenheide. Wir wollen da nicht so eine Riesenmüllhalde haben.“ Dann argumentiere ich dagegen: schauen wir uns doch mal den Körnerpark an, der Luftlinie 300 Meter vom Tempelhofer Feld entfernt liegt. Der ist frei zugänglich, kostet keinen Eintritt und hat keine nächtliche Schließung. Und der ist schön und sauber und liegt mitten im sogenannten Neuköllner Ghetto-Kiez! – Wenn der Senat dafür sorgt, dass überall genug Mülleimer zur Verfügung stehen, dann gehe ich davon aus, dass es sauber bleibt.
Was findet am 8. Mai genau statt?
Johanna: Es wird von unserer Seite drei Demonstrationen geben. Es gibt eine Parade mit viel Musik und vielen Leuten. Dann wird es eine Gedenkdemonstration geben zum 65-jährigen Jubiläum der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. Das finden wir sehr wichtig, weil der Senat den 8. Mai zum Tag der Eröffnung ausgewählt hat und dabei in keinster Weise erwähnt, warum er gerade diesen Tag gewählt hat. Wir finden es wichtig drauf aufmerksam zu machen, weil es auf dem Tempelhofer Feld ein Konzentrationslager gab. Dann wird es um 17 Uhr die „Reclaim Tempelhof“-Demo geben. Nachmittags um 14 Uhr wollen wir ein größeres Treffen machen, wo alle Leute eingeladen sind, die an der Gestaltung des Tempelhofer Feldes interessiert sind. Da sollte es darum gehen, dass so ein großes Areal mitten in der Stadt von den Leuten die drumherum wohnen und sich dafür interessieren mitgestaltet werden. Es bietet superviele Möglichkeiten und darüber wollen wir uns an diesen Tag austauschen. Daneben gibts den ganzen Tag über verschiedene Workshops.
Ihr plant Workshops, mit denen ihr die Stadtentwicklung begleiten wollt. Wie wollt Ihr das machen?
Conny: Bei einem Workshop werden wir etwas machen, wovon wir sagen, dass das der Senat ewig verpeilt hat. Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen in so einer Art „Speakers Corner“ mit offenem Mikrofon. Wir wollen mit den Leuten diskutieren, was die sich so vorstellen, und warum die ihre Wünsche nicht umsetzen können und der Senat das nicht hört. Wir haben auch Workshops die sich mit Hausbesetzungen auseinandersetzen, weil meiner Meinung nach ein Weg ist, diesen Prozess einen Stein in den Weg zu legen. Es gibt noch weitere Workshops, wie zum Beispiel Kritische Naturführungen. Die wird thematisieren, warum es auf dem Flugfeld ein Vogelschutzgebiet gibt und warum es der Senat trotzdem bebauen will. Weil das Programm groß geworden ist, kann alles auf dem Blog Reclaim Tempelhof nachgelesen werden.
Nicht zu vergessen… es gibt ja auch ein Konzert.
Johanna: Wir haben vor uns noch einen schönen Abend zu machen und Musik zu hören.
Herr Körting (Berlins Innensenator) hat ja schon Angst…
Conny: Das was Herr Körting gesagt hat, grenzt ja schon an Dreistigkeit pur. Es gibt in Berlin eine Gefahrenskala von 8 bis 1, wobei 8 die Stufe ist, dass wahrscheinlich keine Straftaten passieren werden. Am Dienstag hat Körting gesagt, dass „Reclaim Tempelhof“ die Gefahrenstufe 2 bekommt, die zweitgrößte. Wir müssen uns das mal vorstellen: wir rufen dazu auf mit Zelten irgendwo in einem öffentlichen Park die Nacht zu verbringen und wir erhalten die Gefahrenstufe 2! Ich frage mich dann, was die Stufe 8 ist: ist es dann, wenn ich zu Hause bleibe und einfach nur alles schlucke, was der Senat mir vorsetzt?
Wenn verängstigte Naturen sagen: „Reclaim Tempelhof, da will ich hin… – Werde ich dann abgeführt von der Polizei?“
Natürlich nicht. Wir sind eine total friedliche Gruppe und nicht irgendwelche Spinner, die gesagt haben, wir setzen nur auf Gewalt und Konfrontation. Das haben wir am 20.6. auch nicht getan, als das Gewaltmonopol eindeutig bei Staat und der Polizei war, die angefangen haben in der Hasenheide eine friedliche Elektroparty zu räumen und zu knüppeln. Wir halten das am 8. Mai genauso. Wir werden nicht auf die Konfrontation setzen, wir wollen eine friedliche Party am Abend im Park haben. Wie die Polizei dann reagiert, darauf können wir kein Einfluß nehmen.
Mehr Informationen:
Johanna und Conny, erzählt mal was am 8. Mai von „Reclaim Tempelhof“ geplant ist.
Conny: Am 8. Mai will der Berliner Senat das Flugfeld (auf dem geschlossenen Flughafen Tempelhof) „eröffnen“. Es ist aber nur eine halbe Eröffnung. Er schließt es an diesem Tag erneut und es wird ein Park mit Öffnungszeiten, mit einem Zaun abgeriegelt, Wachschutz, Parkregeln et cetera. Ein Park mit Sicherheitszaun drumherum, der mit einer nächtlichen Schließung belegt sein wird, akzeptieren wir so einfach nicht.
Wir vertreten die These, dass der der Senat in den nächsten Jahren – nicht sofort – Eintrittgelder verlangen wird. Das deutlichste Indiz dafür sind die Drehkreuze. Die Firma, die zur Zeit das Tempelhofer Feld designt, heißt Grün Berlin GmbH und ist ein riesengroßer Dorn in unseren Augen. Die betreiben Parks, die Eintritt kosten – der Britzer Garten, der Erholungspark Marzahn und das Schöneberger Südgelände. Auch das Gleisdreieck gehört zur Grün Berlin GmbH, wo aber noch nichts eröffnet wurde, aufgrund von Protesten von Bürgerinnen und Bürger. Nun ist Grün Berlin auch für Tempelhof zuständig – und das ist für uns ein deutliches Signal, dass es Eintrittsgelder geben wird.
Was wir an dem Tag deshalb planen: wir rufen ähnlich wie am 20.6. letzten Jahres nicht zu einer Besetzung auf sondern zu einem Umgehen der Nächtlichen Schließzeiten. Wir fordern nämlich einen Park, der für alle offen ist und durchgängig geöffnet sein wird, sprich auch über Nacht. Ich will da auch mit meinen Freundinnen und Freunden über Nacht sitzen dürfen und den Sonnenuntergang und Aufgang beobachten dürfen. Es gibt noch ziemlich viel: ein alternatives Veranstaltungsprogramm, was wir organisiert haben. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf 22 Uhr, wo der Senat das Feld wieder zuschließen will, wo wir sagen: wir holen uns die Fläche zurück, denn das ist eine Fläche die allen gehört und nicht nur den Senat.
Welche Vorstellungen habt Ihr den so, was später auf dem Gelände hin soll?
Johanna: Für mich geht es nicht darum, dass ich genau weiss, was ich dahin haben möchte. Klar, hab‘ ich da auch Ideen, was ich da schön fände: eine Parklandschaft ist schön, aber für alle! Es geht vielmehr darum, dass es von den Menschen gestaltet wird und nicht von Grün Berlin und vom Senat und dann irgendwie Eintritt kostet.
Conny: Das ist genau der Punkt. Es geht uns um Mitbestimmung. Dass was der Senat letztes Jahr veranstaltet hat, diese angebliche Bürgerinnenbeteiligung, die waren weder verpflichtend noch so breitflächig angelegt, dass sie die Leute im Kiez angesprochen hat. Es waren tatsächlich so wenig Leute an den Umfragen beteiligt, dass es eine Farce gewesen ist. Wenn man sich die Wünsche der Anwohnenden anguckt, sagen sie dort überwiegend, dass nicht gebaut werden soll. Doch der Senat gibt dennoch laut Flächennutzungsplan Flächen raus, wo er sagt: die werden bis 2020, wo alles fertig sein soll, bebaut sein. Was dort hingebaut wird, da darf keiner miteintscheiden – das hat der Senat schon komplett festgelegt.
Dazu muss man aber sagen, dass die Fläche vom Flugfeld frei bleiben soll.
Johanna: Die Fläche bleibt frei, aber sie wird als Parklandschaft gestaltet. Das ist schon eine „Bebauung“, der Park wird ja erst angelegt. Es geht auch nicht darum, ob da nun Häuser stehen oder ein Park entsteht. Alle diese Planideen führen dazu, dass der Kiez und die Umgebung deutlich aufgewertet wird, also dass die Mieten in den angrenzenden Straßen und Gebieten deutlich steigen werden. Die Leute, die jetzt da wohnen, werden nicht die sein die Eintritt für den Park zahlen. Es sind auch nicht die, die an den Veranstaltungen der modernen Kulturindustrie, die sich da einmietet teilnehmen können. Das sind nicht die Leute, die das Geld haben. Deshalb wird es dazu führen, dass die Leute von dort verdrängt werden. Das ist bei jeden Plan dasselbe, weil das nicht mitgedacht wird.
Conny: Die Verdrängung ist jetzt schon spürbar. Das Problem ist: steigende Mieten sind schlecht kontrollieren. Leute ziehen aus und wenn Leute einziehen, dann machen der Vermieter oder die Vermieterin einfach 10% mehr in die Miete. Wenn so etwas nicht stattfindet, dann ist es die Anpassung an den Berliner Mietspiegel. Das wird in Neukölln, im Schillerkiez, relativ häufig getan, weil dort viele Mieten unterhalb des Mietspiegels liegen. Leute wohnen dort, weil die Mieten so niedrig sind, weil sie sozial schwach sind oder weil sie HartzIV kriegen, und die müssen dann weg.
Das ist ja das Problem von Stadtentwicklung: man macht die Stadt schöner oder verbessert die Infrastruktur und am Ende kommt bei raus, dass die Miete steigen. Wie lässt sich aus Eurer Sicht diese Entwicklung auflösen?
Conny: Das ist eine sehr komplexe Frage. Niemand von uns hat was gegen einen sauberen Kiez. Ich habe nichts dagegen, in Neukölln auf einer Wiese zu sitzen, wo nicht gleich Hundekot ist. Das negative an diesen Gentrifizierungs-Prozeß ist die soziale Verdrängung, die stattfindet. Was man da machen kann: man kann sich rechtlich informieren, besonders was die Mieten anbelangt. Der Vermieter darf nicht einfach so erhöhen – das muss schon gut begründet sein. Wenn man sich da zusammenschließt und mit den Leuten aus dem Haus redet, da kann man schon was erreichen.
Johanna: Ich finde wichtig zu sehen, dass Gentrifizierung und Stadtentwicklung, die Verdrängung beinhaltet, nicht einfach so passiert, der über uns kommt und den wir einfach hinnehmen müssen. Das ist politisch gewollt. Es ist gewollt, dass die Innenstadt nicht Leuten zur Verfügung steht, die HartzIV bekommen, sondern dass sie den Reichen und den jungen, flexiblen, modernen Leuten zur Verfügung steht.
Eine andere Frage ist, was man alternativ dafür entwickeln kann. Das eine ist, die Aktion zu machen und zu sagen: „Wir bleiben da und halten uns nicht an die Regeln, die ihr mit eurer Parkordnung aufsetzt“ – das andere ist, das die Regeln ja vielleicht ganz gut begründet sind, wenn man sich die anderen öffentlichen Parks in Berlin anschaut…
Conny: Das Hauptargument ist ja: „Wir wollen keine zweite Hasenheide. Wir wollen da nicht so eine Riesenmüllhalde haben.“ Dann argumentiere ich dagegen: schauen wir uns doch mal den Körnerpark an, der Luftlinie 300 Meter vom Tempelhofer Feld entfernt liegt. Der ist frei zugänglich, kostet keinen Eintritt und hat keine nächtliche Schließung. Und der ist schön und sauber und liegt mitten im sogenannten Neuköllner Ghetto-Kiez! – Wenn der Senat dafür sorgt, dass überall genug Mülleimer zur Verfügung stehen, dann gehe ich davon aus, dass es sauber bleibt.
Was findet am 8. Mai genau statt?
Johanna: Es wird von unserer Seite drei Demonstrationen geben. Es gibt eine Parade mit viel Musik und vielen Leuten. Dann wird es eine Gedenkdemonstration geben zum 65-jährigen Jubiläum der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. Das finden wir sehr wichtig, weil der Senat den 8. Mai zum Tag der Eröffnung ausgewählt hat und dabei in keinster Weise erwähnt, warum er gerade diesen Tag gewählt hat. Wir finden es wichtig drauf aufmerksam zu machen, gerade weil es auf dem Tempelhofer Feld ein Konzentrationslager gab. Dann wird es um 17 Uhr die „Reclaim Tempelhof“-Demo geben. Nachmittags um 14 Uhr wollen wir ein größeres Treffen machen, wo alle Leute eingeladen sind, die an der Gestaltung des Tempelhofer Feldes interessiert sind. Da sollte es darum gehen, dass so ein großes Areal mitten in der Stadt von den Leuten die drumherum wohnen und sich dafür interessieren mitgestaltet werden. Es bietet superviele Möglichkeiten und darüber wollen wir uns an diesen Tag austauschen. Daneben gibts den ganzen Tag über verschiedene Workshops.
Ihr plant Workshops, mit denen ihr die Stadtentwicklung begleiten wollt. Wie wollt Ihr das machen?
Conny: Bei einem Workshop werden wir etwas machen, wovon wir sagen, dass das der Senat ewig verpeilt hat. Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen in so einer Art „Speakers Corner“ mit offenem Mikrofon. Wir wollen mit den Leuten diskutieren, was die sich so vorstellen, und warum die ihre Wünsche nicht umsetzen können und der Senat das nicht hört. Wir haben auch Workshops die sich mit Hausbesetzungen auseinandersetzen, weil meiner Meinung nach ein Weg ist, diesen Prozess einen Stein in den Weg zu legen. Es gibt noch weitere Workshops, wie zum Beispiel Kritische Naturführungen. Die wird thematisieren, warum es auf dem Flugfeld ein Vogelschutzgebiet gibt und warum es der Senat trotzdem bebauen will. Weil das Programm groß geworden ist, kann alles auf dem Blog Reclaim Tempelhof nachgelesen werden.
Nicht zu vergessen… es gibt ja auch ein Konzert.
Johanna: Wir haben vor uns noch einen schönen Abend zu machen und Musik zu hören.
Herr Körting (Berlins Innensenator) hat ja schon Angst…
Conny: Das was Herr Körting gesagt hat, grenzt ja schon an Dreistigkeit pur. Es gibt in Berlin eine Gefahrenskala von 8 bis 1, wobei 8 die Stufe ist, dass wahrscheinlich keine Straftaten passieren werden. Am Dienstag hat Körting gesagt, dass Reclaim Tempelhof die Gefahrenstufe 2 bekommt, die zweitgrößte. Wir müssen uns das mal vorstellen: wir rufen dazu auf mit Zelten irgendwo in einem öffentlichen Park die Nacht zu verbringen und wir erhalten die Gefahrenstufe 2! Ich frage mich dann, was die Stufe 8 ist: ist es dann, wenn ich zu Hause bleibe und einfach nur alles schlucke, was der Senat mir vorsetzt?
Wenn verängstigte Naturen sagen „Reclaim Tempelhof, da will ich hin…“ – Werde ich dann abgeführt von der Polizei?
Natürlich nicht. Wir sind eine total friedliche Gruppe und nicht irgendwelche Spinner, die gesagt haben, wir setzen nur auf Gewalt und Konfrontation. Das haben wir am 20.6. auch nicht getan, als das Gewaltmonopol eindeutig bei Staat und der Polizei war, die angefangen haben in der Hasenheide eine friedliche Elektroparty zu räumen und zu knüppeln. Wir halten das am 8. Mai genauso. Wir werden nicht auf die Konfrontation setzen, wir wollen eine friedliche Party am Abend im Park haben. Wie die Polizei dann reagiert, darauf können wir kein Einfluß nehmen.