Tach Nachbarn – gleich knarren die Dielen unter meinen tanzenden Füßen, und den Bass muss ich leider auch aufdrehen. Denn Robyn kommt vorbei und knallt mir ihr neues Album auf den Tisch: „Body Talk Pt. 1“ ist der Auftakt zu einer Trilogie aus „Mini-Alben“, die alle noch 2010 erscheinen sollen. Und dieses erste Drittel ist äußerst vielversprechend. Unter anderem von Diplo und Röyksopp produziert setzt sich die Über-Schwedin als Zukunft des Grrrl-Pop in Szene. Wer mag sich dem erwehren? Sie macht ihre Sache einfach verdammt gut.
Das neue Mini-Album also besteht aus 8 Tracks, von denen die ersten 6 sehr treffsichere (weil hervorragend produzierte) Dancefloor-Knaller sind, gefolgt von einem langsamen Track in Akustik-Manier und einer Art Bonustrack am Ende. Die tanzbaren drei Viertel des Albums verfolgen hierbei zwar eine ähnliche Grundidee – den Kontrast nämlich zwischen starken, treibenden Bässen mit dunkler Elektronik und Robyns hoher, heller Stimme –, können das Thema aber ausreichend variieren, damit es nicht langweilig wird. Schon allein deshalb ist die Idee, eine Art EP herauszubringen, gar nicht so schlecht, denn auf normaler Albumlänge hätte es vielleicht nicht funktioniert. So aber bekommen wir eine kurze, kräftige Dosis sehr gut gemachter Popsongs um die Ohren gehauen, die tatsächlich von der ersten Minute an Spaß macht. Mal ahnt man eine Spur Dancehall (Track 5), mal klingt es wie eine vergessene Röyksopp-B-Seite („None of dem“) – unbestreitbares Highlight ist aber „Dancing on my own“, schlichtweg eine erstklassige Discohymne, zu der in bunten Clubs mit buntem Publikum mit Sicherheit den ganzen Sommer über die Arme in die Luft geworfen werden.
Nett ist auch die Idee des letzten Tracks: Dramaturgisch wissend am Ende platziert, singt ein naives Stimmchen eine auf Herzergreifung angelegte Beinahe-A-Capella-Version einer schwedischen Volksweise aus dem 16. Jahrhundert. Kalkulation hin oder her, das muss man auch erst mal durchziehen. Das Konzept des „Mini-Albums“ ist also insgesamt stimmig: Die sechs Dancetracks bilden mit den zwei „Ausreißern“ am Ende ein kompaktes Unterhaltungspaket. Und im Kontext zu den beiden noch zu veröffentlichenden Teilen der Trilogie darf man annehmen, dass es nicht an Inspiration gemangelt hat, sondern dass einfach eine andere, dem Inhalt angemessene Darreichungsform ausprobiert wird.
Wer an appetitlicher Popmusik seine Freude haben kann, die nicht mehr sein will (und kann) als Tanzflächenfüller und Nachbarnnerver, sollte Robyns Körpersprache nicht verpassen. Ich für meinen Teil höre es gleich noch mal durch. Und dann noch mal. Yeah.
Preview:
[podcast]/media/audio/previews/20100622_PREVIEW_ROBYN.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Don’t F***ing Tell Me What To Do
- Fembot
- Dancing On My Own
- Cry When You Get Older
- Dance Hall Queen
- None Of Dem (featuring Röyksopp)
- Hang With Me
- Jag Vet En Dejlig Rosa