Bankentribunal – Vor dem Symbolgericht

Die Wirtschaft- und Finanzkrise, die seit 2007 um die Welt schwappt, und im letzten Jahr auch in der BRD ihren Höhepunkt erreichte, ist in erster Linie eine Bankenkrise. Eine Krise, die nicht vom Himmel fiel, sondern – in all ihrer Komplexität – auf konkrete (Fehl-)Entscheidungen zurückzuführen ist. In der Folge wurden allein in Deutschland Bürgschaften, Kredite und Zuschüsse im dreistelligen Milliardenbereich von staatlicher Seite für die Rettung von Banken zur Verfügung gestellt. Weder übernehmen die Verursacher der Krise die Verantwortung für ihr Handeln, noch wurden die fatalen Praktiken der Banken verboten.

attac, ein zivilgesellschaftliches Bündnis, das bekannt ist für aufmersamkeitsstarke Aktionen und zugleich immer wieder für seine Zahnlosigkeit kritisiert wird, will das Verfahren um die Schuld am Finanzcrash nun zumindest symbolisch nachholen. Vom 9. bis 11. April wird die Volksbühne zum Gerichtshof des Bankentribunals. Eingefasst in ein Rahmenprogramm aus Kabarett (Freitagabend mit den öffentlich-rechtlichen Kabarettisten Urban Priol und Georg Schramm) und Pop-Musik (Samstagabend: Bela B, Kleingeldprinzessin, Olli Schulz) findet Samstag zunächst die ordentliche Verhandlung statt: Anklageerhebung, Beweisaufnahme, Plädoyers. In die Rollen von Richtern, Verteidigern und Zeugen schlüpfen Politik- und Sozialwissenschaftler, Journalisten, Aktivisten und Rechtsanwälte. Die Experten-Vorträge werden durch Filmeinspieler ergänzt werden, die Licht in die komplizierte Finanzwelt bringen sollen.

Mit dem persönlichen Erscheinen der Angeklagten, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Ex-Finanzminister Peer Steinbrück, Josef Ackermann (deutsche Bank) und Hans Tietmeyer (Hypo Real Estate) wird nicht gerechnet. Deren Positionen werden ihre Verteidiger vertreten: unter anderen Wolfgang Kaden, ehemaliger Chefredakteur des Manager Magazins und Robert von Heusinger, Leiter des Wirtschaftsressorts bei der Frankfurter Rundschau.

Am Sonntag erfolgt die Urteilsverkündung. Um die Enttäuschung über die natürlich ebenfalls rein symbolischen Konsequenzen zu dämpfen, schließt sich das Forum der Alternativen an, eine Mischung aus Vorträgen und Workshops zu alternativen Finanzkonzepten. Karten für den Saal der Volksbühne gibt’s es keine mehr. Das Bankentribunal wird aber in die Foyers des Hauses und live ins Netz übertragen.

Freitag bis Sonntag, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Platz