Caribou – Swim

Caribou SwimCaribou ist so vieles. Ein Song der Pixies. Ein Album von Elton John. Der Name mehrerer kleiner Ortschaften in den USA. Ein alkoholisches Heißgetränk. Sogar Rentiere nennt man Caribou.

Doch hier soll es um Daniel Snaith gehen, den Mann, der wundervolle und verträumte psychedelische Electronica komponiert. Der 1979 in der Nähe von Toronto (Kanada) geborene Sohn zweier Mathematikprofessoren entdeckte im Jahr 2000 neben der akademischen Laufbahn seine musikalische Leidenschaft und veröffentlichte 2001 sein Debüt „Start Breaking My Heart“. Das war damals noch unter dem Pseudonym Manitoba, welches er fünf Jahre später aufgrund eines Rechtsstreits mit dem Sänger der Dictators, Handsome Dick Manitoba, ablegen musste. Seitdem trägt Daniel den Namen Caribou. Mittlerweile ist der Doktor der Mathematik viel in den Clubs dieser Welt unterwegs und veröffentlicht nach „The Milk Of Human Kindness“ (2005) und „Andorra“ (2007) am 16.April mit „Swim“ sein insgesamt viertes Album.

Das Album startet verheißungsvoll mit der Single „Odessa“, die gleichermaßen tanzbar wie auch schrill daherkommt. Weiter geht’s auf eine psychedelische Reise voller atmosphärischer Stücke, die beim ersten Hören zunächst als beiläufig wahrgenommen werden können. Allerdings sind sie gut durchdacht und dicht verpackt. Elektronische Elemente werden gezielt zur Verstärkung ihrer Wirkung eingesetzt. „Sun“ – ein ebenso nach-vorne-gehendes Stück wie „Odessa“ – ist ein weiteres Highlight der Platte. Snaith’s Stimme, die ein bisschen wie die des Whitest-Boy-Alive-Sängers Erlend Oye klingt, verwickelt sich mithilfe eines Hintergrund-Chors in elegische Gesänge, die teilweise an indianische Weltmusik erinnern. Der Song „Leave House“ hingegen wirkt verspielt und leichtfüßig. Andere Teile des Albums kommen ohne Stimme aus. Der Schlusstitel „Jamelia“ bietet ein fulminantes Finale, das sich überraschend und umso gewaltiger entlädt.

Böse Zungen behaupten, es handele sich bei Caribou um Hippie-Musik. Vielleicht! Sie nimmt einen mit auf einen Trip.  Sie ist naturverbunden und organisch, aber auch unbeschwert und irgendwie anders. Daher rührt vielleicht auch die Titelgebung „Swim“: Denn man kann sich mit diesem Werk treiben lassen und abschweifen. Man verliert aber zugleich etwas an Bodenhaftung.

Live zu erleben ist Caribou übrigens beim diesjährigen Berlin Festival, das am 10. und 11. September im Flughafen Tempelhof stattfindet. Wem das zu lange dauert, der kann Caribou schon am 28. April im Berghain sehen & hören. Zur Live-Besetzung von Caribou gehören neben Daniel Snaith im Übrigen die Bandmitglieder Ryan Smith, Brad Weber und John Schmersal.

Auf BLN.FM könnt Ihr Tracks von Caribou tagsüber zwischen 10 und 20 Uhr hören.

Tracklist:

  1. Odessa
  2. Sun
  3. Kaili
  4. Found Out
  5. Bowls
  6. Leave House
  7. Hannibal
  8. Lalibela
  9. Jamelia

(Merge/ City Slang)