Andy Vaz und Allesandro Vaccaro waren vom Einheitsbrei an seelenlosen und platten Minimal-House-Tracks gelangweilt. Deshalb gründeten sie 2007 Yore Records mit der Intention endlich wieder Musik zu veröffentlichen die dem Namen „House“ in dessen ursprünglicher Form gerecht wird. Ihr Grundsatz: „Lieber weniger, dafür mit höherer Qualität veröffentlichen“ Das lässt wahre Musikliebhaber hinter dem Label vermuten. Schon nach drei Jahren läßt sich sagen: das Konzept der beiden ging auf. Yore Records gilt mittlerweile als eine feste Größe unter Djs und Musikliebhabern. Mit Stolz können sie auf Veröffentlichungen von House-Altmeistern wie Rick Wade, Terrence Dixon oder Alton Miller zurückblicken. Aber auch für Newcomer wie Trackleton oder den aus den Niederlande stammenden Morning Factory gibt es einen Platz.
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Morning Factory – Runners
Gerade mit der zuletzt erschienenen EP „Forgotten Moments“ von Morning Factory beweist A&R Andy Vaz wieder ein stilsicheres Händchen. Die vier Tracks passen wie die Faust aufs Auge zum Sound des Labels. Der Track „Runner“ schleicht sich zum Beispiel erst ganz geschmeidig und vorsichtig mit einiger Perkussion an, um sich dann zu einem genialen Peak-Time-Monster mit traumhaften Synthchords zu entwickeln, der das gerne vergebene Prädikat soulful wirklich verdient. Und ist damit eine Platte, wie eigentlich alle auf Yore bisher erschienenen, die nicht nach viermal spielen in der hintersten Ecke des Plattenregals oder der Ebay-Kiste endet.
Im November 2009 starteten Alessandro und Andy ihren eigenen Webshop. Mit ihm wollten die beiden die Möglichkeit haben den eigenen Backkatalog und den ihrer anderen Labels besser zu pflegen. Damit wollen sie dem, wie Andy sagt, zu einem schnelllebigem Neuheitengeschäft verkommenen Markt etwas entgegen zu wirken. Zudem können sie so natürlich den Besuchern des Shops besondere Perlen des Katalogs nahe legen.
Unser Redakteur Tobey konnte Andy noch ein paar Fragen zu seinem Label stellen:
Wie kamst du zur Musik?
Ich habe mit 12,13 mit Hip Hop angefangen. Meine erste wichtige Platte war Boogie Down Productions „By all means Neccessary“. Mit 15 faselte auf dem Schulhof dann irgendwer irgendwas von Techno. Damals hatte mich das aber noch gar nicht interessiert. Zwei Wochen später kam derselbe Typ dann mit einem Tape, welches er wohl direkt von dem DJ im Club gekauft hatte. Davon hat er mir eine Kopie gemacht und ich habe es mir daraufhin doch angehört. Schon nach den ersten Takten war sofort klar, dass es das ist. Ich bin voll drauf angesprungen und mit ihm sofort am Wochenende darauf in diesen Club gefahren. Eine Woche danach habe ich Important Records in Essen meinen ersten Besuch abgestattet und angefangen exzessiv Techno zu kaufen. Ich war ja schon durch die Hip Hop-Sache Plattensammler, also war das alles ein nahtloser Übergang.
Warum hast du 2007 Yore gegründet?
Ich hatte ja mit A Touch Of Class schon seit 1999 ein House-Label, wollte aber noch mehr meiner Prägung amerikanischer Housemusik mit Old School Twist nachgehen und habe dafür dann Yore gestartet. Die Kontakte waren da, aber es musste ein klar definiertes Konzept her. Mit ATC war das so nicht ganz möglich, da es zu sehr durch den Stammact Repeat Orchestra und einem Minimal House-Ansatz verhaftet war. Yore sollte dann richtig soulful, deep und oldschool House repräsentieren.
Wie würdest du den Sound von Yore beschreiben?
Zeitlos, deep, soulful und authentisch.
Es scheint, dass viele House-Labels gefühlt jede Woche eine neue Platte rausbringen. Yore hält sich ja dagegen zurück. Habt ihr euch selbst eine Beschränkung in der Anzahl der Releases gesetzt?
Es gibt da keine Begrenzung, wenn was Veröffentlichungswürdiges da ist, wird es auch gemacht. Die Qualität muss halt stimmen. Aus diesem Grund bin ich im Zweifelsfall sehr dafür lieber weniger als mehr zu veröffentlichen.
Hat deiner Meinung nach Clubmusik an Originialität und Qualität verloren?
Definitiv. Vor allem die neue Minimal-Welle der letzten 2-3 Jahre hat echt alles gekillt. Das hatte mit dem minimalen Techno, den ich mit Background Records verfolgt habe, nichts mehr zu tun und hat sich – leider viel zu spät – dann selbst gekillt!
Viele Labels suchen mittlerweile nach neuen Vertriebswegen, da die alten Strukturen langsam zu bröckeln beginnen. Jetzt hast du vor kurzem einen eigenen Webshop für Yore eröffnet. Wie kam es denn dazu?
Genau aus dem Grund. Die meisten Plattenläden haben gezwungendermaßen keine Kapazitäten mehr einen Backkatalog zu pflegen. In der Regel ist leider alles zu einem schnelllebigem Neuheitengeschäft verkommen. Ich will mit unserem eigenen Store dagegen halten und einfach gute, zeitlose Musik aus der gesamten Palette meiner Labels von Background über ATC bis zu VAZBIT anbieten, die es ja sonst auch quasi fast nirgendwo mehr zu kaufen gibt und das zu wirklich guten und fairen Preisen. Es ist natürlich logisch und sinnvoll die Tracks auch gleich digital mit anzubieten. Außerdem gibt der Shop mir die Möglichkeit ganz individuell meine Lieblings-EPs aus den letzten Jahren über die Startseite zu featuren und Leute auf wirklich gute Platten aufmerksam zu machen, die es wirklich verdienen gehört zu werden. Es gibt so viel gutes und zeitloses – das konnten wir nur selbst in die Hand nehmen.
Was steht bei Yore und dir als nächstes auf dem Plan?
Als nächstes kommt eine schön schräge EP des Italieners Marcello Napoletano, gefolgt von der Split-EP PT. II mit Patrice Scott und mir. Auch eine neue Rick Wade-Maxi ist gerade im Mastering Prozess.
Die neue EP von Marcello Napoletano ist ab dem 29. März im Shop von Yore Records erhältlich.