Klingt plump, ist aber so: über das Wetter konnte man sich bei der diesjährigen Ausgabe des MS Dockville Festivals nicht beschweren. Die Hamburger reden viel und gern übers Wetter – nicht, weil es hier immer so schön ist, sondern weil es den Takt für den Alltag vorgibt und Dauerregen deutliche Auswirkungen auf das Gemüt hat. 2017 hat es auf dem Dockville fast durchgehend geregnet, nach drei Tagen hatte der Festivalbesuch im Friesennerz an Charme verloren. Doch 2018 konnte die Location in Wilhelmsburg, südlich der Elbe fast mit Coachella mithalten. Die Staubwolken aufgrund der Trockenheit, die kurzen Jeans-Shorts und die verglitzerte Körperbemalung aller Geschlechter trugen zur auffällig positiven Stimmung bei.
Musikalisch positioniert sich das Dockville zwischen Indie-Bands und Acts, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt haben, aber noch nicht zum Mainstream gehören. So gehörte der Reggae/Dancehall-Rapper aus Leipzig, Trettmann am Freitagabend zu den Headlinern, wiederum auch internationale Bands wie Alt-J oder Chet Faker am Samstagabend. Eine Bühne widmete sich dem Deutschrap und dem Future R’n’B/Hip-Hop mit Newcomern wie Caramelo von Live From Earth oder Mavi Phoenix aus Österreich. Die Rapperin Princess Nokia aus Brooklyn ist schon lange kein Geheimtipp mehr, doch zog ihr Konzert am Samstagabend viele Fans an. Überhaupt hatten die Booker des Dockvilles einen guten Riecher, weil sie viele Künstler gebucht haben, deren individuelle Konzerte im Herbst ausverkauft sind und damit die Anziehungskraft für das Festival deutlich erhöht haben. Das gilt auch für Ross from Friends, der am Sonntagabend eines der Closing-Konzerte spielte.
Der Sonntag war ganz klar ein Höhepunkt des Dockvilles: Nach dem überragenden Konzert der oben erwähnten Mavi Phoenix, lieferten auch Piano-Elektro Künstler Christian Löffler und die kanadische Kombo Rhye bei atemberaubendem Sonnenuntergang vor der Hafenkulisse solide Leistungen ab. Die Besucher waren hin und weg vom französischen Tech-House Duo The Blaze sowie von den Engländern Maribou State. Abseits dieser eher bekannteren Namen lohnte sich auch ein Abstecher zum äußerten Zipfel des Geländes, zum Showcase des Hamburger Labels und Kollektiv Lehult. Acht Stunden haben die DJs von Lehult die kleine Bühne Klüse aufgeheizt und für einen ordentlichen Sonntagsrave gesorgt – chapeau!
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