Die Betreiber des WMFs sind dieser Tage nicht zu beneiden. Letztes Jahr belebten sie den Traditionclub wieder. Die monatlichen Programmplanungen lasen sich vielversprechend. Mit der innovativen Programmgestaltung bereicherten sie das Berliner Nachtleben und boten elektronischer Musik abseits vom gefühltem Techhouse-Mainstream ein Zuhause. Deshalb gehörte das WMF in den vergangenen Monaten zu den Lieblingen der BLN.FM-Redaktion.
Mittwoch letzter Woche endet der Traum. Veranstalter bekommen eine karge Mail, welche das Ende des WMFs am Standort Klosterstraße verkündet. Auf Facebook wird verlautbart: „leider hat uns unser vermieter mit sofortiger wirkung fristlos gekündigt„. Die WMF-Betreiberfirma Abbey Road meldet Insolvenz an. BLN.FM berichtet darüber. Erst am Freitag erfolgt eine offizielle Pressemitteilung, die nur den Fakt der Schließung bestätigt.
Wir fragen uns in der Redaktion: Wie kann so etwas so plötzlich und unerwartet passieren? Eine Frage, die sich noch stärker aufdrängt, wenn man sich die Teilhaberverhältnisse rund um das WMF anschaut: das WMF war Mieter bei der o.p.p.-Hausverwaltung. Diese Firma ist nicht die Unterabteilung eines riesigen, unpersönlichen Immobilienunternehmens: Geschäftsführer dieser Firma, die offiziell Ateliers an Künstler in der Klosterstrasse 44 vermietet, ist ein alter WMF-Mitbetreiber, wie ein Blick ins Handelsregister beweist. Das bedeutet im Klartext: ein alter Bekannter und Kollege kündigt dem anderen fristlos und schließt den Club! Angeblich zum 1. März 2010. Der Klubbetrieb läuft aber noch 3 Wochen weiter. Partyveranstalter werden noch in dieser Zeit gebeten in Vorkasse für die Plakatierung zu gehen.
Warum dieses unschöne Detail? Bei dem Abenteuer WMF dürften nicht nur die Betreiber Geld verloren haben, sondern auch Menschen, welche für sie gearbeitet und ihnen vertraut haben. Druckkosten von Plakaten wurden vorgestreckt, DJs und Flüge gebucht – auf diesen Kosten bleiben die „Partner“ nun sitzen. Personen haben im Glauben an das Projekt ohne Entlohnung gearbeitet. Ob sie seitens der Betreiber rechtzeitig über die wirkliche Geschäftssituation informiert wurden?
Die Betreiber des WMF hüllen sich in Schweigen. Nur die Pressemitteilung verkündet optimistisch: „Es wird an anderer Stelle weitergehen.“ Anfragen unsererseits bleiben unbeantwortet. Die o.p.p.-Hausverwaltung stellt sich am Telefon unwahrerweise als „Hausmeister“ des Objekts dar. Hintergrundinformationen werden nur ausgewählten Personen zugespielt, denen anscheinend zugetraut wird, die Fakten im Sinne der WMF-Geschäftsführung darzustellen. Aber selbst dann muss eingeräumt werden: „Letztlich konnte die Miete einfach nicht mehr bezahlt werden.“ [030] Eine Information, die wir am Donnerstag noch aus der Meldung entfernen mussten.
Die abrupte Abwicklung des WMF hinterlässt einen faden Beigeschmack. Seitens der Hauptverantwortlichen wird mit Nebelkerzen geworfen. So können wir nicht daraus lernen was denn nun gescheitert ist: das idealistische Club-Konzept in Berlin, sein Programm vor allem nach musikalischen Gesichtspunkten auszugestalten – oder nur die Umsetzung seitens der WMF-Macher.