Goldfrapp – Head First

Goldfrapp - Head FirstGoldfrapp – ein schöner Name, der große Erwartungen weckt. Dass die immer wieder bezaubernde Stimme des britischen Duos tatsächlich so heißt, glaubt man sofort. Sphärisch schimmernd verführte sie uns vor zehn Jahren auf den „Felt Mountain“, in ein wildromantisches Gebirge melancholischer Gefühle, in dem ständig der Abend zu dämmern schien. Die folgenden Alben überraschten immer wieder durch ihre Weiterentwicklung, ihre Öffnung gegenüber dem Tageslicht und sogar dem Glitzern des Dancefloors.

Nun sind wir beim fünften Longplayer angelangt: „Head First“ ist neun Tracks und damit nicht mal eine Dreiviertelstunde kurz und harmoniert musikalisch durchaus mit der Stimmung der Cover-Art, die einen rosarot eingefärbten Wolkenhimmel zeigt. Das Album ist Musik gewordene Zuckerwatte, kichernd gegessen in trüben Kindheitserinnerungen aus den 80ern.

Ganze sechs Tracks klingen so sehr retro und flach-poppig, dass man sich enttäuscht nach der Komplexität früherer Songs zurücksehnt. Und hierbei geht es keineswegs um die völlige Abwesenheit von Melancholie, denn auch ein sonnendurchflutetes Stück wie „A&E“ (vom letzten Album „Seventh Tree“) wusste ganz heiter zu begeistern. Auch ist an der Qualität der Produktion nicht unbedingt etwas auszusetzen – die Tracks klingen zwar (bewusst) unzeitgemäß und wenig basslastig, jedoch nicht eingestaubt oder unmotiviert.

Zumal schließlich auch drei Tracks – namentlich „Hunt“, „Shiny And Warm“ und „Voicething“ – an frühere goldene Momente des Goldfrapp-Songwritings erinnern. Besonders der zuletzt genannte, der auch das Album abschließt, kommt ohne klassische Struktur aus und fließt atmosphärisch, getragen von Alisons Stimme, durch unser inneres Gefühlsgebirge. Nur ist das leider einfach keine gute Quote, wenn bloß ein Drittel eines ohnehin schon schmalen Bouquets die hohen Erwartungen zufrieden stellt.

Vielleicht allerdings – so viel Vertrauen sollten wir den beiden entgegenbringen – ist auch „Head First“ wieder ein Grower, so wie es „Supernature“ damals war. Was heute möglicherweise rückwärtsgewandt und wenig inspiriert klingt, könnte morgen ungeahnte Qualitäten entfalten. Fürs Erste heißt es also: abwarten und Zuckerwatte essen.

Hier eine kleine Preview des Albums:

[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/20100324_mix_golfrap.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Rocket
  2. Believer
  3. Alive
  4. Dreaming
  5. Head First
  6. Hunt
  7. Shiny And Warm
  8. I Wanna Life
  9. Voicething

(Mute / EMI)