Besetzung Volksbühne: Ende mit dem Theater

„Wir bleiben. Noch mindestens drei Monate“, sagte Regenschirm-Künstlerin Ute Bella Donner am Mittwoch noch zu BLN.FM. Doch Donnerstag vormittag rückte die Polizei in der Berliner Volksbühne ein. Das Theater mit Kult-Status in Berlin-Mitte, dessen neue Leitung und Ausrichtung seit Monaten heftig von Fans angefeindet wird, wurde per Handstreich am 22. September von Künstlern und Techno-Fans besetzt.

Ute ist eine von den vielen Künstlern, Aktivisten und Kreativen. Was der große bunte Haufen aus zirka 100 Leuten genau wollte, war nicht eindeutig zu erkennen. Vielleicht wussten sie es nicht mal selbst. Versprochen wurde ein Alternativ-Programm. Und Techno-Party.

Jeder von der Truppe hatte seine eigene emotionale Motivation, sagte Ute. Aber eines wollten alle: dem neuen Theater-Intendanten Chris Dercon sollte mit dem improvisierten Theaterstück „Die Besetzung der Volksbühne“ das Leben schwer gemacht werden. Die einen wollten ihn dann auf ihre Seite ziehen, die anderen wollen Dercon einfach loswerden.

Für Ute schwebte noch der rebellische Geist des ehemaligen Intendanten Frank Castorf durch das Haus, das in den 1920ern mit dem hart verdientem Geld unzähliger proletarischer Theaterfans erbaut wurde. Diese mitreissende, anti-kapitalistische Attitude helfe den Besetzern dabei, die alte Volksbühne zurück zu erobern, hoffte Ute noch am Mittwoch. Die Aktivisten wollen keine „kommerzialisierte Pop-Gymnastik“, sie wollen „Theater“. Ihr Kunstwerk „Der Spiegel der Stadt“, sage schon alles. Ute installierte einen Spiegel vor der Volksbühne mit der roten Aufschrift „Am Rosa-Luxemburg-Platz.“ Sie zeige damit ihren Protest gegen den „Ausverkauf“ der Kunst-und Kulturszene Berlins, der durch den Intendanten-Wechsel, vom kauzigen Ost-Rebell Frank Castorf zum kosmpolitischen Kulturmanager Chris Dercon, offenbar werde . Eine „demokratische Fehlentscheidung“, findet Ute.

 

Der Spiegel der Stadt

Nach sechs Tagen Besetzung schien dem Intendant Chris Dercon dieses Theater zu reichen. Am Donnerstag-Vormittag stellte er Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch. Danach rückte er zusammen mit der Polizei in der Volksbühne ein, und forderte die Besetzer auf, das historische Theater zu verlassen. Einige waren bereit – andere wollten jetzt erst recht bleiben: „Make Berlin Geil Again“.

Volksbühne Berlin

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) erklärte danach dem RBB, dass er diesen Ausgang sehr bedauere. Das Theater sei ein Ort der Kunst und Kultur, finanziert aus öffentlichen Geldern – er hätte sich eine einvernehmliche Konfliktlösung gewünscht. Doch auf den Kompromissvorschlag, dass die Besetzer den Grünen Salon und einen Pavillon vor der Volksbühne nutzen könnten, wollte sich die bunte Truppe nicht einlassen. Nur so hätte Chris Dercons Team für die anstehenden Aufführungen proben können. So wollten einige alles und die Besetzer bekamen am Ende nichts.