LoneLady – Nerve Up

WARPCD186 Correct AGI gridFabrikgebäude, abgefuckte Bars, unzählige Clubs und ein wenig Grünfläche. Und gleichzeitig Nährboden jahrzehntelanger Musikgeschichte. Nein, es handelt sich nicht um Berlin, sondern um Manchester, die Geburtsstadt von LoneLady.

Musikalisch umgesetzt kann eine solche Stadt dann klingen wie „Nerve Up“, das Debüt der Writerin, Sängerin und Gitarristin Julie Campbell, wie LoneLady mit bürgerlichem Namen heißt. Das Ganze ist kein Reiseführer, sondern Ausdruck tiefer Hass-Liebe, die sich durch das komplette Album zieht.

Laut eines Mancunians, wie sich die Einwohner Manchesters nennen, leben selbige dort irgendwie in der Vergangenheit. Macht Sinn, hätte „Nerve Up“ doch genau so gut in den Achtzigern entstanden sein können. Der Opener „If not now“ wirkt da fast wie ein kokett-ironisches Zwinkern. Mit starker, entschlossener Stimme, dennoch verletzlich werden die etwas unklaren, lückenhaften Texte umgesetzt. Laden die ersten Tracks eher zum Tanzen ein, vielleicht aus reinem Zweckoptimismus heraus, verleiht „Marble“ Eindrücke eines grauen, kargen Alltags. Es erzählt davon, wie es ist, sich im Kreis zu drehen und trotzdem entschlossen weiterzulaufen. Erst im letzten Lied, „Fear no more“, zeigt sich LoneLady von einer zerbrechlicheren Seite. Mit kaum mehr als Gitarre und Streichern gibt sie dem Druck von Trostlosigkeit nach und verliert sich in ihr.

„Nerve up“ ist eine Platte, mit der graue, trostlose Tage wesentlich ertragbarer werden. Mein Tipp: Erst ein bis zwei Mal zu Hause ganz durchhören und dann raus, Kopfhörer auf und durch’s graue Berlin marschieren. Mit diesem Soundtrack und dem Wissen, dass der Frühling kommt, lässt sich dieser Stadt auch jetzt schon viel Liebenswertes abgewinnen.

Hier eine kleine Preview des Albums:

[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/20100324_mix_lonelady.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. If Not Now
  2. Intuition
  3. Nerve Up
  4. Early The Haste Comes
  5. Marble
  6. Immaterial
  7. Cattletears
  8. Have No Past
  9. Army
  10. Fear No More

(Warp Records)