„Fotze“, „Hure“, „Schlampe“ – Sowas bekommen Radfahrerinnen täglich an den Kopf geknallt. Überhört werden sie nicht – aber bewusst ignoriert: Frau und Fahrradfahrerin sitzt ja am kürzeren Hebel, beziehungsweise auf dem Gefährt ohne Knautschzone. Gegenmaßnahmen gegen die sexistischen Beleidigungen sind aussichtslos, denn der Autofahrer ist schnell davon. Von Außenstehenden kann frau da meist nicht mehr als einen bemitleidenden Blick erwarten.
Der Straßenverkehr ist damit einer der wenigen Bereiche des Alltags, in dem sexistische Beleidigungen toleriert werden. Scheinbar kann nichts dagegen getan werden. Genau das stört die Aktivistinnen beim „Volksentscheid Fahrrad“. Sie sagen: „Automachos“ geraten auch deshalb in Rage, weil sich ihre Wege mit denen von Fahrradfahrerinnen unnötig kreuzen. Weil die wenigen Radwege häufig zu schmal oder kaputt sind, tauchen die Radler zu oft als „Verkehrshindernis“ auf. Die These der Aktivistinnen: Werden die Wege der Verkehrsteilnehmenden klar getrennt, gibt es für „Automachos“ weniger Gelegenheit für unbedachte, aufgeregte Verbalattacken. Zwar werden dann die cholerischen Macker hinter dem Autosteuer nicht zu besseren Menschen umerzogen, aber das Konfliktpotential nimmt ab.
In einer Online-Petition sammeln Kerstin Stark und Mitstreiterinnen Unterschriften, um aufmerksam auf Sexismus und Aggressitivität im Straßenverkehr zu machen – welche vor allem auf Frauen zielt. Damit wollen sie beim Berliner Senat Druck machen, damit das neue „Radgesetz“ möglichst bald verabschiedet wird. Das soll vor allem für mehr Platz für Fahrrad Fahrende auf Berlins Straßen sorgen. Derzeit feilt die Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ zusammen mit dem Senat an Details – aber wenn die Aktivisten öffentliche Unterstützung bekommen, könnten sie mehr von ihren Forderungen durchsetzen.
Was ihr in der Zwischenzeit gegen Beschimpfungen im Straßenverkehr machen könnt und wie viel es tatsächlich kostet, jemandem „Schlampe“ hinterherzurufen, hat uns Kerstin Stark von den Fahrradaktivistinnen im Interview erzählt.