In den letzten Jahren haben wir gelernt: Vegane Lebensweise ist mehr als nur spaßlose Körnerfresserei von Philosophie-Studenten mit Drang zum Individualismus. In Neukölln und anderen Berliner „Szene“-Kiezen haben sich Supermärkte mit einer breiten Produktpalette etabliert, in denen kein verarbeitetes Tier steckt. Die Cafés nebenan führen auf der Speisekarte mindestens ein Drittel vegane Spezialitäten, die Eiscreme 2017 ist ganz selbstverständlich aus Soja. Innovationen gibt es fast an jeder Ecke – bunte Smoothies und Saftkreationen aus Fenchel, Orange, Ingwer, Blaualge, Weizengras und Kokosstaub. Hätte man früher so nie freiwillig zusammengekippt. Heute ziehen wir es durch den Strohhalm und zahlen ganz gern einen ordentlichen Preis dafür.
Eine Übersicht über die bunte Welt veganer Produkte präsentiert der „Green Market Berlin“ am 24. und 25. Juni. Die Sommerausgabe von Berlins erstem veganen „Lifestyle-Markt“ wartet mit Street Food, Mode, Kosmetik und handgemachten Geschenkideen auf. Stefanie Witt hat die Veranstaltung 2014 gestartet, um eine Alternative zu den konventionellen Street Food-Märkten anzubieten. Wir wollten von ihr wissen, weshalb ihr „vegan“ so am Herzen liegt.
Stefanie, warum lebst du vegan?
Ich lebe vegan um gesund und fit zu sein, wegen dem Umweltschutz und den Tieren zu Liebe und nicht zuletzt um gegen die Lebensmittelindustrie zu kämpfen.
Mit welchen Vorurteilen kämpfen Veganer?
Ich werde häufig auf Mangelerscheinungen wegen der Ernährung angesprochen. Viele Menschen sind da nicht richtig informiert. Da gibt es Theorien, dass Sojamilch ungesund und schlecht für den Regenwald sei. Dann gibt es Leute, die glauben, dass eine vegane Ernährung bedeutet, sich nur von Ersatzprodukten zu ernähren. Doch das stimmt ja so nicht.
Dennoch ist Veganismus in den letzten Jahren zum urbanen Lifestyle-Trend geworden. Findest du das gut?
Absolut. Es ist ja nicht nur ein Trend, sondern eine vegane Bewegung und die ist unaufhaltsam. Man fühlt sich besser, schützt die Umwelt und kein Tier kommt zu Schaden. All das gibt ein sehr positives Lebensgefühl.
Jetzt mal realistisch: Hat vegane Ernährung das Potenzial, sich vom Szene-Trend zum Mainstream zu entwickeln?
So schnell wie die vegane Bewegung derzeit wächst – auf jeden Fall. Viele Restaurants und Cafés bieten immer mehr vegane Getränke und Speisen an, häufig hat man sogar vegane als vegetarische Optionen. Gerade in Berlin ist das schon normal geworden. Vor 3 Jahren wusste keiner was „vegan“ bedeutet und hat das immer mit „vegetarisch“ verwechselt. Mittlerweile wissen alle Bescheid und die Nachfrage wächst von Tag zu Tag.
Welche Vorteile hat denn vegane Ernährung?
Eine vollwertige vegane Ernährung hat viele Vorteile. Du entdeckst neue Lebensmittel und fühlst dich fit. Ich persönlich bin die letzten 4 Jahre nie wirklich krank gewesen. Dabei ist nicht nur das Essen selbst gesund. Wenn man beim Einkauf auf Inhaltsstoffe der Produkte achtet, wird man auch bewusster in anderen Lebensbereichen – wenn es beispielsweise darum geht, woraus Klamotten und Kosmetik gemacht sind. Am Ende nimmst du dein Leben selbst in die Hand, weil du dich über alles viel besser informierst. Und klar achtet man dann viel mehr auf Tier- und Umweltschutz.
Kochen kann kompliziert werden, wenn Freunde oder der Partner kein Fleisch essen. Hättest du ein Problem damit, wenn dein Partner nicht auf Fleisch verzichten wollen würde?
Ich hab das Glück, dass mein Freund auch Veganer ist. Er hat mich auch vor 5 Jahren zum Veganismus gebracht. Ich hatte mich aber auch schon vorher mit dem Thema beschäftigt, weil ich bereits Yoga praktizierte. Anfangs hatte ich nicht so die Probleme, wenn Freunde oder Familie vor mir Fleisch, Fisch oder Eier gegessen haben. Nach über 4 Jahren als Veganerin muss ich mich aber schon beherrschen, wenn ich dabei sitze, denn die Gerüche von Fleisch, Fisch oder Eiern sind für mich echt unangenehm. Ich versuche dann aber nicht die Leute zu missionieren und spreche nur darüber, wenn ich darauf angesprochen werde. Nur wenn ich zu meiner Oma zum Kaffee gehe, nehme ich mein eigenes Zeug mit: Hafermilch, Kekse oder auch Kuchen. Das packe ich dann für alle auf den Tisch. Das Witzige ist, dass am Ende alle meine veganen Sachen futtern wollen. Und es schmeckt dann oft sogar besser als die Lebensmittel mit tierischen Inhaltsstoffen. Viele Freunde und meine Mutter leben heute auch vegan. Das freut mich dann natürlich.
Weshalb hast du „The Green Market“ das erste Mal veranstaltet?
Als Veganerin hatte ich es früher immer schwer an den Ständen auf den Street Food-Festivals in Berlin etwas Veganes zu bekommen. Und dann waren auch noch viele der Gerichte nicht richtig deklariert. In einer „Pilzpfanne“ fanden sich dann zum Beispiel oft Speck, Butter oder Ei. Viel zu oft blieb ich deshalb nach langem Anstehen am Ende doch hungrig. Also dachte ich mir: „In Berlin gibt es so eine große Auswahl an Cafés, Shops, Restaurants und Manufakturen, die vegane Produkte anbieten, warum nicht einen veganen Lifestyle-Markt veranstalten?!“ Weil ich gelernte Veranstaltungskauffrau bin, fiel es mir leicht dafür ein Konzept zu schreiben und los ging es dann im November 2014.
Warum sollte man sich auch als ‚Nicht-Veganer‘ den „Green Market“ angucken?
Unsere Aussteller sind kleine unabhängige Manufakturen, Händler und Gastronomen aus Berlin und Umgebung – und wir präsentieren deshalb nur die besten Produkte aus Street Food, Fashion und Kosmetik. Dazu gibt es noch ein Rahmenprogramm, wo man bei guten Vibes und einem Glas Wein den Spreeblick genießen kann.
Was sind deine persönlichen Highlights der kommenden Veranstaltung?
Alles natürlich. Aber passend zum Sommer haben wir viele Eisanbieter vor Ort. Die Mädels von „Poems and Posies by Wildflowers Berlin“ bieten einen DIY-Blumenkranz-Workshop an und live gibt es die großartige Soulstimme von Nanghiti zu hören.
Wir verlosen 2*2 Gästelistenplätze für „The Green Market“, sowie zwei Goodiebags
Sende dafür eine E-Mail mit dem Betreff „GRÜNER MARKT“ an gewinnspiel@bln.fm.
The Green Market Berlin, Reinbeckstraße 9, Berlin-Oberschöneweide, S-Bahnhof Schöneweide, geöffnet 12-22 Uhr