Gegründet von drei Freunden im April 2016 in Paris, ist Cercle der Youngster unter den Videokanälen, die Musik live streamen. Dort wo Boiler Room auf YouTube und Overdrive Infinity auf Dailymotion ihre finanziellen oder kreativen Grenzen erreicht haben, setzt sich Cercle, die DJ-Sets mittels „Facebook Live“ aus atemberaubenden Locations senden. Pol Souchier hat uns etwas mehr über ihr Format und das Konzept von Cercle erzählt.
Es gibt den Boiler Room. Wozu braucht das Publikum Cercle?
Pol: Boiler Room hat sich überwiegend auf Club-Performances spezialisiert. Unser Konzept ist es, Orte auszusuchen, an denen grundsätzlich keine Musikveranstaltungen stattfinden, um über die Musik eine Brücke zu bauen. Wir möchten sowohl eine akustische als auch visuelle Erfahrung zu ermöglichen. Zum Beispiel waren wir bereits im Schloss von Fontainebleau und dem Eiffelturm. Außerdem filmen wir anders – nämlich „näher“ am Künstler und am Publikum. Unsere Sendungen finden jeden Montag statt – es ist eine richtige Verabredung mit unserer Community, mit einem Interview am Ende des Auftritts, an dem das Publikum vor Ort und online teilnehmen kann.
Wie habt ihr euch kennengelernt und woher kam die Idee Cercle zu gründen?
Pol: Die ursprüngliche Idee von Cercle hatte Derek Barbolle. Philippe Tuchmann kam als Kreativdirektor sowie ich für den Bereich Kommunikation hinzu. Drecks Leidenschaften für Musik und Film haben ihn zu diesem Projekt inspiriert. Heute sind wir eine große Familie. Wir kannten uns allerdings schon davor. Unsere Liebe zur Musik, der Kunst und der Kultur hat uns zusammengebracht.
Ihr sendet über „Facebook Live“. Inwieweit macht euch das vom Facebook-Algorithmus abhängig?
Pol: Ohne Facebook gäbe es kein Livestreaming mit einem so großen viralen Effekt. Facebook ist für uns ein großes Fenster zur Welt und der Algorithmus treibt uns täglich zur Innovation an. Wir möchten hochwertige Sendungen anbieten, denn das Publikum ist schnell gelangweilt.
Nutzt ihr auch andere Online-Dienste?
Pol: Ja, wir laden alle Videos auf Youtube hoch, weil sie dort besser „altern“.
Habt ihr beim Livestreaming-Schwierigkeiten mit dem Urheberrecht?
Pol: Auf Facebook kann das passieren, aber grundsätzlich nicht, weil wir die Senderechte lizensieren. Bei Youtube kann es komplizierter werden, selbst mit der Zustimmung der Major-Labels. Dort sind die Videos auf mobilen Geräten beispielsweise nicht verfügbar.
Nutzer gucken Videos auf Facebook öfter ohne Sound beziehungsweise mit „Untertiteln“ als auf anderen sozialen Netzwerken oder Plattformen. Fällt euch dieses Nutzerverhalten auch auf?
Pol: Nein, gar nicht! Unsere Inhalte sind ja Konzerte, die live gesendet werden. Natürlich hören unsere Nutzer mit.
Wie sucht ihr euch die Veranstaltungsorte aus?
Pol: Wir möchten Kultur der ganzen Welt umsonst verfügbar machen und dabei das teilen, was einen kulturellen oder historischen Mehrwert hat. Wenn uns ein majestätischer Ort in der Natur, ein historisches Gebäude oder eine kulturelle Sehenswürdigkeit gefällt, dann zögern wir nicht. Danach versuchen wir eine Verbindung zwischen dem Ort und dem Künstler herzustellen, entweder durch Synergieeffekte oder einen starken Kontrast.
Und wenn Du Dir einen Ort und einen Künstler aussuchen könntest – wer würde wo spielen?
Pol: Dann wäre das Laurent Garnier auf dem Acatenango-Vulkan in Guatemala, der gegenüber vom ständig aktiven Fuego-Vulkan liegt.