Im Sommer 2015 war die Arbeit an „Skeleton Tree“ (Bad Seed Ltd.) bereits in vollem Gange. Doch dann brachte der tragische Unfalltod von Nick Caves Sohn Arthur das Projekt jäh zum Stillstand. Als Cave und seine Bad Seeds die Arbeit wieder aufnahmen war klar, dass es ein anderes Album werden würde als zunächst geplant. Cave schrieb einige der Texte des Albums um und passte sie seinem Seelenleben an. Klar, düstere Themen sind nichts neues in der Bandgeschichte. Doch wo früher die morbiden Texte zumeist mit diebischer Freude, Coolness und pechschwarzem Humor vorgetragen wurden, sind die Songs auf „Skeleton Tree“ begraben unter tonnenschwerer, lähmender Trauer. Passend dazu klingt auch Caves Stimme auf Tracks wie „Girl In Amber“ oder „Distant Sky“ ungewohnt brüchig und erschöpft.
Auch über der dazugehörigen Musik schwebt der Schatten der Tragödie. Auf den ersten Blick ist sie nicht unähnlich jener auf dem letzten Bad Seeds-Album „Push The Sky Away“: sphärisch-ambienthafte Soundflächen, statt beißenden Gitarren. Hier kommt einmal mehr der Einfluss von Warren Ellis durch, mit dem Cave ja auch außerhalb der Bad Seeds für atmosphärische Film-Soundtracks wie „The Road“ oder „Hell Or High Water“ regelmäßig zusammenarbeitet. Doch im Gegensatz zum erhaben-formvollendeten „Push The Sky Away“ klingt die Musik auf „Skeleton Tree“ oftmals skizzenhaft; lässt Lücken oder lediglich statisches Rauschen und Dröhnen, wo früher noch Instrumente waren.
All dies macht „Skeleton Tree“ sicher nicht gerade zum zugänglichsten Album von Nick Cave: zu bedrückend sind die Texte, zu sperrig die Musik. Doch wenn man als Zuhörer dran bleibt und den Songs etwas Zeit gibt, entpuppt sich „Skeleton Tree“ als eine der besten und definitiv bewegendsten Platten, die diese Band je aufgenommen hat.
Nick Cave & The Bad Seeds – Jesus Alone… von camseh
(Foto: „Nick Cave and the Bad Seeds – Skeleton Tree“ Album Cover, Promo)