Irgendwie wirkt alles fast etwas zu einfach. Musste man sich an Radioheads extrem sperrigem letzten Album „The King Of Limbs“ noch die Zähne ausbeißen, wirkt die Musik auf „A Moon Shaped Pool“ (XL Recordings) geradezu eingängig und intim. Einzig für die Krautrock-Hommage „Ful Stop“ zieht das Tempo mal kurz an. Ansonsten herrschen atmosphärische Sound-Flächen statt vertrackter Afrobeat-Rhythmen; getragene Melodien statt zerbröselnder Songstrukturen. Oftmals erinnert das Album dabei an eine elektronisch angehauchte Variante des Experimental-Folks von Tim Buckley. Für „Desert Island Disk„, „The Numbers“ und „Present Tense“ holen die Engländer sogar die angestaubte Akustikgitarre aus dem Schrank. Und auch die von Gitarrist Johnny Greenwood auf seinen Soundtrack-Arbeiten ausgelebte Liebe für zeitgenössische Orchestermusik, findet in den vollen Streicher-Arrangements zu Tracks wie „Burn The Witch„, „Tinker Tailor Soldier Sailor…“ oder „Glass Eyes“ ihren Platz auf „A Moon Shaped Pool“.
Doch ganz so einfach machen es einem Radiohead dann doch nicht. Denn was „A Moon Shaped Pool“ an musikalischem Konfrontationskurs fehlt, macht es durch seine ungewöhnlich persönlichen und emotionalen Texte wett. Kein Wunder, hat Thom Yorke doch gerade eine Trennung nach 23 Beziehungs-Jahren hinter sich. Ein Ereignis, das sich wie ein roter Faden durch die beklemmenden Texte des Albums zieht. Mal direkter, wie in der wunderschönen Vorabsingle „Daydreaming„, mal subtiler, wie im Closer „True Love Waits“ – ein Track, den die Band bereits seit Mitte der 90er auf Konzerten spielt, aber erst jetzt erstmals für ein Studioalbum aufnahm. Damals noch eine relativ reduzierte Gitarren-Ballade, wird der Song auf „A Moon Shaped Pool“ nun in abstrakten Piano-Tupfern in seine bitter-süßen Einzelteile zersetzt.
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(Foto: Radiohead – A Moon Shaped Pool, Album Cover, Promo)