Wohnungen sind knapp in Berlin. Gleichzeitig kommen immer mehr Touristen nach Berlin – und viele davon suchen billige Möglichkeiten zu übernachten. Für Wohnungsbesitzer in Szenebezirken ist es deshalb lukrativ, ihre Wohnungen mehrfach im Monat an Touristen zu vermieten. Auf der bekanntesten Online-Plattform für „private“ Ferienwohnungen Airbnb zahlen dann auch einige bis zu 2500 Euro pro Nacht. Durchschnittlich geben die Gäste 55 Euro für eine Nacht aus, schreibt der Anbieter.
Bisher durften Fahnder nicht im Internet nach illegalen Ferienwohnungen suchen
Der knappe Wohnraum in der Innenstadt drückt die Mietpreise nach oben. Deshalb will der Senat weniger Ferienwohnungen und glaubt die Berliner an seiner Seite. Vor zwei Jahren beschloss er mit dem Zweckentfremdungsverbot, dass Ferienwohnungen nicht mehr ohne Genehmigung vermietet werden dürfen. Wer sich bis Ende Juli 2014 beim zuständigen Bezirksamt meldete, bekam jedoch eine zweijährige Sondergenehmigung. Diese läuft noch bis zum 3. Mai 2016. Danach ist Schluss. Eine Verlängerung wird nur noch in Ausnahmefällen genehmigt. Denjenigen, die schwarz vermieten, will man auf die Schliche kommen. In Mitte gibt es dazu ein eigenes Sonderkommando, bestehend aus 22 Menschen. Die Wohnungsfahnder suchen gezielt nach illegalen Ferienwohnungen. Der zuständige Stadtrat, Stephan von Dassel, sagte in der Welt, dass von den insgesamt 12.000 Berliner Ferienwohnungen mindestens ein Drittel in seinem Bezirk liegen. BLN.FM meint: 22 Spürnasen für 4000 Ferienwohnungen sind wohl etwas wenig. Auch der Datenschutz steht den Ermittlern im Weg. Bisher dürfen sie nur auf Hinweise aus der Bevölkerung reagieren. Im Internet suchen ist tabu. Das soll sich mit einer Gesetzesänderung jedoch bald ändern. Künftig müssen Seiten wie Airbnb Namen und Adressen ihrer Mitglieder, auf Anfrage den Behörden mitteilen.
Bis dahin müssen Bürger ran. Die Sozialdemokraten im Berliner Szene-Bezirk Friedrichshain haben deshalb Postkarten drucken lassen, welche verärgerte Anwohner an die Genossen schicken können, um illegale Ferienwohnungen anzuzeigen. Diese vorfrankierten Postkarten werden auf ihren Veranstaltungen und an Info-Ständen verteilt. Im Parteibüro stellte man dazu extra neue Mitarbeiter an, welche die Karten überprüfen und dann an die zuständigen Ämter weiterleiten, sagt Andy Hehmke im Interview mit BLN.FM. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Friedrichshain-Kreuzberg hat sich die Postkarten-Aktion ausgedacht.
Die Aktion stieß dabei nicht nur auf Gegenliebe: Kritiker wie B.Z.-Kolumnist Gunnar Schupelius wittern Stasi-Methoden und Denunziantentum. Andy Hehmke hingegen rechtfertigt: Durch nicht angemeldete Ferienwohnungen gehe dringend benötigter Wohnraum verloren. Und er versichert: Der Mieter, der seine Wohnung während des Urlaubs per Airbnb an Bekannte vermietet, muss sich keine Sorgen machen. Es geht vor allem darum Vermieter-Profis auf die Schliche zu kommen, die ihre Wohnung ausschließlich vermieten.
Der Friedrichshainer Andy Hehmke erklärte, wie es noch einfacher werden soll, Ferienwohnungen zu melden.
(Foto: SPD-Fraktion)