Straight, ungeschönt, laut, einfühlsam und verdammt sexy. Anton Corbijns präziser Blick durch die Linse schreibt Rockgeschichte und prägt in dramatischem Schwarz-weiß den Mythos einer Ära von Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Seine Fotos sind wie eingefrorene Filmszenen, scheinbar herausgerissen aus dem Leben der Stars, zugleich Teil der biographischen Show. Musiker, Schauspieler, Models, Künstler – auf den knapp 600 ausgestellten Fotografien flirten sie mit der Kamera und komponieren dabei ihr populäres „Ich“. Seine Portraits von ganz Großen wie Tom Waits, Metallica, Depeche Mode, Rolling Stones, Gerhard Richter, Naomi Campbell sind mehr als aalglatte Oberflächen: sie erfassen Persönlichkeiten und Geschichten. Oder mit Anton Corbijns Worten: „Ich wollte immer innere Schönheit und Kämpfe entdecken.“ Ergänzt werden Anton Corbijns Porträts durch eine Ausstellung von Fotos, die ohne Auftrag entstanden. „a.somebody“ nennt er sein rein künstlerisches Projekt, in dem Corbijn sich selbst fotografiert. Er übernimmt die Rolle verstorbener Musiker, posiert und sieht dabei täuschend echt aus. Das Verwechslungsspiel ist amüsant – und liefert nebenbei eine fotografische Anleitung, wie sich eine Rockstar-Aura visuell herstellen läßt.
„Anton Corbijn . Retrospektive“ bis 30.01.2016. C/O Berlin im Amerika-Haus, Hardenbergstraße 22–24, Berlin-Charlottenburg. U-/S-Bahn: Zoologischer Garten. geöffnet: täglich 11-20 Uhr, Eintritt: 10 Euro / ermäßigt 5 Euro.