Sich mit diesem Album zu befassen wird nicht leicht. Weder für diejenigen, die eine hübsche neue Groove-Armada-Platte erwarten, noch für den Rezensenten, der darüber etwas schreiben soll. Zuviel wurde bereits geschrieben und gesagt, und viele Stimmen – darunter durchaus solche, die man ernst nehmen kann – haben sich erschrocken und enttäuscht geäußert. Was ist denn los mit „Black Light“?
Nun, der dreiseitige Waschzettel kündigt bereits an, dass sich der bewährte Sound der beiden Briten stark verändert hat – natürlich nur, um gleich klarzustellen, wie großartig und avantgardistisch dieser Schritt ist. Diese Beteuerungen sind dabei so formuliert, dass man schon den Eindruck haben kann, die Plattenfirma wolle sich angestrengt selbst davon überzeugen, dass das sechste Album von der eigentlich sicheren Groove-Armada-Bank tatsächlich jemanden hinter dem Ofen hervorlocken kann.
Und jetzt wollen wir mal versuchen, diesen Einflüssen zu entgehen und uns dem Werk fair anzunähern. Ja, der Sound ist ziemlich anders als erwartet. Und ja, das mag manche enttäuschen. Die bisherigen Veröffentlichungen von Groove Armada klangen ja eher so, als würde man mit jemandem, den man nett findet, mit dem man aber nicht so richtig gut befreundet sein mag, in einer 90er-Jahre-Couch rumhängen. Für den einen oder anderen Nachmittag oder After-Work-Abend ganz passend also. Eine beachtliche Zahl von Tracks wurde in den letzten 15 Jahren zu großen Hits – und das zu Recht.
Legt man nun aber „Black Light“ ein, steht der Typ, mit dem man die ganze Zeit in der Sitzschnecke gehangen hatte, plötzlich auf, zieht sich komisch an und will tanzen gehen. Zunächst fragt man sich, wieso das plötzlich sein muss. Kurz darauf, ob er wirklich so auf die Straße will. Das Album spielt eine etwas klebrige Version von Indietronic durch, die nicht wirklich zeitgemäß klingt, das muss man schon sagen. Auch wird es schnell monoton, wenn man es am Stück hört, da die meisten Tracks sehr ähnlich klingen (was wohl daran liegt, dass die Band nach dem anscheinend erfolgreichen Testballon „Warszaw“ einfach ein ganzes Album daraus entwickelt hat).
Aber so total schrecklich und unhörbar wie vielerorts angekündigt ist die Platte jetzt auch wieder nicht. Die Enttäuschung ist, wie gesagt, verständlich, wenn man mit der Erwartungshaltung kommt, einen weiteren Nachmittag auf dem Sofa zu erleben. Und auch, wenn man sich vor Augen hält, dass das dieselben Groove Armada sind, die z.B. „Superstylin’“ gemacht haben. Aber wenn man, hust, das alles einfach vergisst, kann man es schon okay finden.
Klar, es fehlen ausgefeilte Beats und treibende Bässe, es quietschen die Synthies und Gitarren, und manche Vocals nerven einfach. Und nein, wertes Label, die Yeah Yeah Yeahs würden für keinen dieser Tracks töten. Eher schon Wham!, wenn es die noch gäbe. Es sind schon einige nette Songideen mit dabei, die aber einfach zu gewollt hip umgesetzt wurden. Gewollt, aber nicht so recht gekonnt. Groove Armada wollten es einfach noch mal wissen und ein bisschen beim coolen Retro-Indie-Elektro-Sound mitmischen. Nick Littlemore von Empire Of The Sun ist auf gleich vier Tracks als Vokalist zu hören, in die Richtung läuft der Hase. (Der beste Track des Albums ist übrigens das erholsame „Shameless“ mit Bryan Ferry.)
Tja, viel mehr gibt es gar nicht zu sagen. Eigentlich sollte dies eine freundliche Rezension werden, aber das hat wohl nicht so ganz geklappt. Zum Brechen einer Lanze hätte es sowieso nicht gereicht. Dennoch, wäre dies das Debütalbum einer jungen aufstrebenden Keyboardband, fände man es sicher „vielversprechend“ und „ganz lustig“. Als sechstes Album von Groove Armada jedoch ist es legitim, „Black Light“ unnötig oder sogar gruselig zu finden und sich mit irritiertem Blick wieder auf die Couch fallen zu lassen.
Hier eine kleine Preview des Albums:
[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/20100225_groove_armada_black_light.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Look Me In The Eye Sister
- Fall Silent
- Just For Tonight
- Not Forgotten
- I Won’t Kneel
- Cards To Your Heart
- Paper Romance
- Warsaw
- Shameless
- Time & Space
- History
(Cooking Vinyl / Indigo)