Geflüchteten in Berlin helfen: Sieben Dinge, die du jetzt tun kannst

Tempelhof November 2015 - Logopaede, flickr, (CC BY-NC-ND 2.0)
Berlin-Tempelhof im November 2015 / Foto: Logopaede / flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Nach der ersten spontanen Welle der Hilfbereitschaft, hat die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, in den letzten Monaten deutlich abgenommen. Das ergab eine Meinungsumfrage des Forschungsinstituts YouGov. Die Politik sei verantwortlich und würde sich schon ausreichend kümmern, begründen viele Befragte diese Sichtweise. Irrtum: Nur durch Ehrenamtliche und Spenden kann die Not von Geflüchteten gelindert werden, besonders in Berlin, wo die katastrophal chaotische Zustände bei der Erstaufnahme mittlerweile zum Rücktritt des verantwortlichen Leiters der Lageso-Behörde geführt haben.

In Berlin arbeiten zahlreiche Initiativen unter Hochdruck daran, Flüchtlinge beim Ankommen zu unterstützen. Hier sind sieben Ideen, wie Du ganz nebenbei einen Beitrag leisten kannst.

1. Kleider und Nützliches für den täglichen Bedarf spenden

(Foto: Michael Ehresmann, Wiesbanden112.de, CC-BY-NC-ND-2.0)
(Foto: Michael Ehresmann, Wiesbanden112.de, CC-BY-NC-ND-2.0)

Viele der Hilfesuchenden mussten ihre Heimat notgedrungen verlassen. Auf dem Weg nach Deutschland, ob in Schlauchboten übers Meer oder zu Fuß über die Balkanroute: Auf der Flucht bleibt wenig Platz für Habseligkeiten. Spenden in Form von Kleidung, doch mittlerweile vor allem auch Schulsachen, Spielzeug und Drogerieartikel sind in vielen Anlaufstellen willkommen. Wichtig ist, sich im Vorfeld über den Bedarf zu informieren – beispielsweise bei Berlin hilft Lageso. „Was nicht gebraucht wird, ist alles, was man schon immer aussortieren wollte“, bloggt die ehrenamtliche Helferin Claudia Juchen aus Erfahrung. Helfer bitten, die Spenden vorher zu sortieren – etwa gebündelt nach Geschlecht und Kleidergröße. Auch Einkaufsgutscheine, zum Beispiel für Drogeriemärkte oder Kleidungsgeschäfte, sind gern gebeten. Von Bargeldgaben an Einzelne sollte man in der Regel absehen.

2. Mit Geld unterstützen

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(Foto: Dirk Vorderstraße, CC-BY-NC-2.0)

Wer in der Lage ist, eine Geldspende zu geben, ist Initiativen eine große Hilfe. Getragen werden diese zu einem Großteil von Ehrenamtlichen, wenige Organisatoren sind festangestellt. Vor allem Unterkunft, Verpflegung und sonstige Versorgung der Flüchtlinge werden durch Spenden finanziert. Auf lange Sicht fördert das Geld auch die Personalkapazität – je mehr Menschen vollzeit und bezahlt im Einsatz sein können desto besser.  Eine Übersicht über Organisationen in Berlin bietet der Flüchtlingsrat, der auch selbst mit Spenden unbürokratische Nothilfe für Geflüchtete leiste. Aber auch Organisationen wie die Berliner Stadtmission nimmt Spenden entgegen um die Arbeit zu finanzieren.

3. Deutschunterricht geben

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(Foto: fileccia, CC-BY-NC-2.0)

Nur wer sich im Alltag selbstständig bewegen kann, hat die Chance auf eine Zukunft. Um Flüchtlingen die Integration in Deutschland zu ermöglichen, engagieren sich Berliner in Sprachkursen. Einrichtungen zur Erstaufnahme, wie die Berliner Stadtmission, aber auch spezialisierte Vereine, wie das Netzwerk Deutschkurse für alle! suchen ehrenamtliche, die denen Ankömmlingen Sprache vermitteln möchten. Einmal wöchentlich zwei Stunden, unterstützt mit kostenlosen Lehrmaterialien – das sollte doch klappen. Wer sich nicht regelmäßig binden kann, kann in Moabit zum „Deutsch“-Stammtisch der Neuen Nachbarschaft vorbeischauen. Dreimal die Woche treffen sich dort neue und eingesessene Berliner zum kulturellen Austausch und entspannter Arbeit in Kleingruppen.

4. Pate werden

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(Foto: Leo Grübler, CC-BY-ND-2.0)

Selbst Deutschen fällt das Ankommen in der Hauptstadt manchmal schwer. Geflüchtete und vertriebene Menschen, die oftmals Traumatisches erleben mussten, benötigen deshalb menschlichen Kontakt. Mit einer Patenschaft – ob vermittelt oder privat organisiert – wirst du zum Ansprechpartner, der Adressen von Beratungsstellen vermittelt, bei der Wohnungssuche hilft, Recht und Konventionen erklärt und auch Tipps zur Freizeitgestaltung in Berlin gibt. Die Initiative Start With A Friend bietet dafür umfassendes Infomaterial. Als Pate hilft man einem Flüchtling unmittelbar, sein neues Leben zu gestalten. Eine Geste, die sagt: Du bist hier willkommen, das Schlimmste liegt weit hinter dir.

5. Wohnraum bieten

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(Foto: pilot_micha, CC-BY-NC-2.0)

Raus aus der Massenunterkunft, rein ins Berliner Stadtleben: Wer ein freies Zimmer hat, kann dieses einem Flüchtling anbieten. Das Projekt Flüchtlinge Willkommen vermittelt zwischen WGs und Wohnungssuchenden – und unterstützt beim Aufbringen der Mietkosten. Je nach Situation des neuen Mitbewohners übernimmt sie das Sozialamt oder sie werden per Crowdfunding-Prinzip eingesammelt: Hier sind regelmäßige Mikrospenden eine große Hilfe!

 

6. In einer Notunterkunft helfen

Fluechtlinge, Notunterkunft helfen in Berlin
(Foto: Franz Ferdinand Photography, CC-BY-NC-2.0)

Um den Andrang an Neuankömmlingen zu bewältigen, arbeiten Ehrenamtliche rund um die Uhr. Die Berliner Stadtmission bietet mittlerweile an zwei Standorten eine vorübergehende Herberge. Gesucht werden stets Freiwillige, die eine jeweils dreistündige Schicht im Küchendienst, dem Putzteam, der Kinderbetreuung und anderen Bereichen übernehmen können. Besonders Frühaufsteher sind heiß begehrt: Wer von halb Sieben bis halb Zehn beim Frühstück hilft, kann den restlichen Tag problemlos nutzen.

7. Informiert bleiben und gegen falsche Gerüchte argumentieren

macbook, laptop, tastatur, flüchtlinge helfen in Berlin
(Foto: Quentin Meulepas, CC-BY-2.0)

Liest man die Schlagzeilen, könnte man glauben: „Deutschland ist in einer Krise!“ Das schürt Angst, läßt Gerüchte kursieren und belebt rassistische und fremdenfeindliche Vorurteile. Hier gilt es in den richtigen Situationen zu widersprechen – nicht mit „Bauchgefühl“, sondern mit harten Fakten. Der Förderverein Pro Asyl hat den gängigen Vorurteilen diese Argumente gegenübergestellt. Wer versteht, wie Vorurteile entstehen – aber ihnen zugleich kühl begegnet, leistet einen großen Beitrag zur Versachlichung.

(Diana Kabadiyski, zuerst erschienen auf Terminal Y)