5 Tipps für die Berlinale 2010

Die Berlinale ist in der Stadt! Unsere geliebten Filmfestspiele mit hohem internationalen Ansehen feiert ihren 60. Geburtstag. In der Nachkriegszeit war es das „Schaufenster der freien Welt“, in den frühen 1960ern bot es ein Forum für die jungen Kreativen und die aufkommenden politischen Bewegungen. Und 2010? Da ist die Berlinale eine Plattform für ein Übermaß an kulturellen filmerischen Input aus aller Herren Länder. Sophie Krause hat für Euch ein paar Empfehlungen fernab der Hollywood-Blockbuster rausgepickt.

Exit Through The Giftshop

In einem Genre der modernen Kunst, Street-Art, ist Banksy der Mann der Stunde. Das man ihn nur schwer vor die Kamera bekommt, wissen alle, die seinen Namen googeln und allenfalls Fotos von ihm mit tief in der Stirn sitzenden Kapuzen finden. Schwer vorstellbar also, dass der Londoner seine täglichen Streifzüge durch die Stadt von irgendeinem Shopbesitzer dokumentieren lässt. Passiert trotzdem – klappt aber nicht. Im Gegenteil, Banksy dreht die Kamera einfach um und nimmt damit den Fokus von sich selbst. Dennoch bleibt er im Mittelpunkt dieses wackeligen Films. Fassaden-Verschönerung, Loyalität und vielleicht am Ende auch so etwas wie Freundschaft: it’s the world`s first streetart disaster movie. Offizieller Kinostart: voraussichtlich Frühjahr 2010.

Termine: 14.2. 22.30 Uhr, Berlinale Palast / 15.2. 15.00 Uhr, Friedrichstadtpalast / 15.2. 20.00 Uhr  Urania / 21.2. 17.30 Uhr, Berlinale Palast / Tickets für die Urania-Vorstellungen ist ab 11.02., 10 Uhr online zu kaufen!

Howl

Howl ist ein Gedicht. Es ist das wohl berühmteste von Allen Ginsberg – denn als es erschien, gab es einen riesigen Auruhr. 1955 trug der Dichter der Beat Generation seine Zeilen erstmals öffentlich in San Fransisco vor. Das Bekenntnis zur Homosexualität sowie die Tatsache, dass er Themen wie Drogen und Wahnsinn in den Zusammenhang mit nur ein bisschen anständigeren Dingen wie Jazzmusik brachte, führte von einem anschwellenden wütenden Gemurmel im Publikum zum Verbot seiner Schriften. Das und der anschließende Aufbruch des Kampfes um künstlerische Freiheit gibt es im Film zu sehen. – „Howl“ bedeutet übersetzt übrigens „Das Geheul“. Liest man das Gedicht schnell genug, klingt es wie ein Klagelied. Wahnsinn, Lyrik und Freiheitskampf – das verspricht der Streifen.

Termine: 12.2. 16.00 Uhr Berlinale Palast / 13.2. 9.30 Uhr Friedrichstadtpalast / 13.2. 20.00 Uhr International / 21.2. 21.00 Uhr Friedrichstadtpalast

Tanzträume

40 Schülerinnen und Schüler probten über ein Jahr mit der passionierten Tänzerin und Choreographin Pina Bausch das Stück „Kontakthof“. Gezeigt wird der Prozess von den wöchentlichen anstrengenden Proben und den ersten ungeschickten Tanzbewegungen, Disziplinproblemen der Teilnehmer bis hin zur Premiere vor großem Publikum. Der Film dokumentiert, wie sich Jugendliche annähern, ihre eigenen Möglichkeiten in der tänzerischen Ausdrucksform entdecken und von scheuen, sich unterschätzenden zu selbstbewussten Darstellern werden: ein Andenken an die im Juni 2009 verstorbene Ausnahme-Tänzerin Pina Bausch. Offizieller Kinostart: 18.3.2010

Termine: 14.2. 12.00 Uhr Friedrichstadtpalast / 14.2. 15.30 Uhr Neue Kant Kinos / 21.2. 14.30 Uhr Babylon

Boxhagener Platz

Fünf Ehemänner musste Oma Otti schon zu Grabe tragen und kaum steht auch der sechste kurz vor’m Ableben, machen ihr schon wieder zwei neue Verehrer Avancen. Diese Oma ist heiß begehrt, was man von ihrem Enkel Holger nicht behaupten kann. Unter den jungen Leuten auf dem Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain, schon 1968 der Szene-Treffpunkt des Kiezes, findet ihn niemand richtig cool. Das ändert sich, als einer der beiden Verehrer seiner Oma tot aufgefunden wird. Holger nimmt sich der Auflösung des Kriminalfalles an und ganz plötzlich, wer hätte das gedacht, interessiert sich auch das anderen Geschlecht für ihn… Neuzugang ins Genre der DDR-Komödie, bei der man sich freut, den Boxi und dessen Umgebung wiederzuentdecken. Ab 4.3. offiziell im Kino!
Termine: 16.2. 21.00 Uhr Friedrichstadtpalast / 17.2. 17.30 Uhr Urania / 21.2. 18.30 Uhr Union-Filmtheater

Berlinale Shorts

Kurz, knackig und gehaltvoll: diese Filme sieht man so schnell nicht wieder. 26 Kurzfilme treten im Kampf um den im Kampf um den Goldenen Bären an. Über die einzelnen Filme wissen wir nicht viel – desto spannender sind dann die fünf, die sich während einer Vorführung aneinander reihen. Fünf verschiedene Shorts-Gruppen gibt es. Ich spreche mich für die „Shorts 1″ aus. Hier wird auch „Akai Mori No Uta“ (der einzige außer Konkurrenz laufende Kurzfilm) gezeigt. Er erzählt von zwei Fabelwesen in einem weit entfernten Urwald, die sich auf einer völlig unbekannten Sprache verständigen und einen Song zum Besten geben, welcher dem Wald ringsherum wieder neue Energie schenkt. Das ist fast ein bisschen so wie wenn Sigur Ros gegen die Klimaerwärmung trällern… Mit „Aramaki“ behandelt ein anderer Film der „Shorts 1“ ebenfalls die Klangwelt eines Waldes. In „In the Air“ versüßen sich junge Erwachsene das öde Landleben tanzend im Zirkus und in Apulien wird das Fest des Heiligen Typhron tagelang gefeiert – Klänge explodieren in Farben und erzeugen eine Ekstase unter den Feiernden.

Termine: 12.2. 16.00 Uhr Cinemaxx / 15. 2. Cinemaxx  / 18.2. 22 Uhr Cinemaxx / 19.2. 17.45 Uhr Colloseum

Ticket-Info:

Der Verkauf der Online-Tickets startet immer 3 Tage vor’m Spieltermin. Findet Ihr hier das Zeichen „Online-Tickets-Kontigent erschöpft“ habt Ihr noch die Möglichkeit an der Abendkasse oder am Berlinale-Ticket-Schalter Karten zu erstehen -viel Glück.

Erwähnte Spielstätten:

  • Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Str.30, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Straße
  • Berlinale Palast , Marlene-Dietrich-Platz 1, Berlin-Tiergarten, S-/U-Bahn: Potsdamer Platz
  • CinemaxX am Potsdamer Platz, Potsdamer Straße 5 / Eingang Voxstraße, Berlin-Tiergarten, S-/U-Bahn: Potsdamer Platz
  • Colosseum, Schönhauser Allee 123, Berlin-Prenzlauer Berg, S-/U-Bahn: Schönhauser Allee
  • Friedrichstadtpalast, Friedrichstraße 107, Berlin-Mitte, S-/U-Bahn: Friedrichsstasse
  • International, Karl-Marx-Allee 33, Berlin-Mitte, U-Bahn: Schillingstrasse
  • Neue Kant Kinos, Kantstraße 54, Berlin-Charlottenburg, S-Bahn: Charlottenburg
  • Union Filmtheater, Bölschestraße 69, Berlin-Köpenick, S-Bahn: Friedrichshagen
  • Urania, An der Urania 17, Berlin-Schöneberg, U-Bahn: Wittenbergplatz

(Sophie Krause)