„Das Knie“ – das ist der Straßenname von Oli Schmidt im Berliner Nachtleben. Der große, hagere Mann mit den dunklen Augen arbeitet als Türsteher vor verschiedenen Clubs in Berlin – so auch vor der „Wilden Renate“. Regisseur Samer Cabezon Halabi machte ihn zum Protagonisten der Dokumentation „Straßensamurai“. „Eigentlich wollten wir gar keinen Kino-Film drehen, sondern einen kurzen Trailer aus Spaß“ erzählt uns Oli. Gedreht mit nur einer Handkamera entwickelte sich dann ein dreijähriges Projekt, das in Anekdoten Olis Beruf als Türsteher und sein Privatleben dokumentiert.
Oli ist kein Rausschmeißer. In Sekundenschnelle taxiert er Menschen, macht sich ein Bild von ihrem Charakter – dazu bedarf es Feingefühl und Sozialkompetenz. Diese flüchtige Begegnung mit Fremden mag Oli an seiner Arbeit. Sie ist eine Passion – doch sie zehrt an den Kräften. Darum baut Oli eine Kampfsportschule auf, von der er auch eines Tages leben will.
„Meine Arbeit versuche ich mit einem Lächeln zu machen, damit auch der Gast lächelt und die Nacht für beide Seiten gut beginnt“. Doch das klappt nicht immer. Denn als Türsteher müsse man auch ein Klischee bedienen. Es gäbe Leute, die denken: „Da steht ein Arsch an der Tür, wahrscheinlich verdient er nur 4,70 Euro. Hier hat er jetzt was zu sagen. Wegen seiner eigenen Probleme lässt er mich nicht rein!“ Das gibt dann Konfrontationen beim „Selektionsgespräch“. Oli versucht das auf sachlicher, freundlicher und respektvoller Ebene zu klären. Manche Gäste verstünden dann sogar, wenn sie abgewiesen werden, beobachtet er.
Kriminelle Machenschaften und aggressive Schläger unter dem Deckmantel der „Sicherheit“, die gäbe es bestimmt, sagt Oli. Doch die versteckten sich nicht in der alternative Club-Szene. Zumindest Oli weiß davon nichts. Er selbst sieht sich als „Straßensamurai“. Als Wächter an den Clubtüren besitzt er einen Ehrenkodex wie die Krieger im alten Japan. Und der schließt ein, dass auch bei Streit Respekt waltet.
Der Dokumentarfilm „Straßensamurai“ (Trailer) zeigt Berlins Türsteher als Individualisten mit Herz und Seele. Neben Oli begleitet er Lotte, Cengiz, Philip und Boris, für welche die nächtlichen Schichten nicht nur ein „Job“ sind. „Was will man mehr als mit den besten Freunden zusammen arbeiten, stundenlang und in fröhlicher Feieratmosphäre.“ Für die Doku erlauben Oli und seine Freunde auch Einblicke in ihr Privatleben. „Zuerst habe ich mich geschämt, als ich meinen riesigen, eigenen Kopf an der Leinwand sprechen sah“, schildert Oli. Der Film zeigt auch die Beziehung zu seiner Ex-Freundin Lotte. Doch am Ende war es das schönste Kompliment für ihn, als er sah, wie seine Geschichte Menschen im Kinosaal berührte. Nach der Premiere im Oktober im Moviemento wird es die Dokumentation bald auf DVD geben.
Oli „Das Knie“ Schmidt erzählt vom Türsteher-Alltag, seiner Kampfsportschule und dem Film „Der Straßensamurai“.
(Fotos: Stills aus „Der ‚Straßensamurai“ – mit freundlicher Genehmigung von Shane Thomas McMillan)