Mitten in der Flüchtlingskrise hatte Berlin keinen Integrationsbeauftragten mehr. Es dauerte bis Mitte September, bis Andreas Germershausen vom Senat zum neuen Berliner Integrationsbeauftragten bestellt wurde, nachdem die Position ein halbes Jahr unbesetzt war.
Doch auch Anfang Oktober war noch wenig vom neuen Integrationsbeauftragten zu vernehmen. Koalitionspartner CDU sprach im Handelsblatt von Arbeitsverweigerung der zuständigen Sozialsenatorin Dilek Kolat (SPD), der Vorgesetzten von Andreas Germershausen. Der neue Integrationsbeauftragte schien abgetaucht, gerade zu einem Zeitpunkt als „besorgte Politiker“ begannen, öffentlich die Begrenzung der Zuwanderung von Flüchtlingen zu fordern. Zentrales Argument der Gegner der Zuwanderung: „wir schaffen es nicht“, weil die Neuankömmlinge eine andere Kultur und Religion hätten. Aber auch bei Befürwortern der neuen „Willkommenskultur“ beginnt das Nachdenken: wie können wir den Menschen helfen in der Gesellschaft “anzukommen” und ein Teil von ihr zu werden?
Der Berliner Integrationsbeauftragte sollte Antworten liefern können und eine Vision. Bei der zuständigen Senatsverwaltung herrschte Anfang Oktober noch Unklarheit. Denn zuerst behauptete man dort, ein Interview mit Andreas Germershausen sei gar nicht möglich, weil sein Verfahren zur Ernennung des neuen Integrationsbeauftragten noch nicht abgeschlossen sei – und das zwei Wochen nach seinem Antritt vor dem Berliner Abgeordnetenhaus. Später war Andreas Germershausen dann beständig unterwegs in Sachen Flüchtlinge und deshalb schwer zu erreichen.
Sprachförderung und Anerkennung der beruflichen Qualifikation
Nach einer Woche hartnäckigem Nachfragen erreichten wir ihn dann doch. Doch Andreas Germershausen räumte gleich ein: das Arbeitsfeld des Integrationsbeauftragten erstreckt sich nicht nur auf jene, die gerade angekommen sind, sondern auf jene Menschen, die bereits vor vielen Jahren angekommen sind. Dennoch möchte er jetzt stärker mit Integrationsmaßnahmen aktiv werden, so Andreas Germershausen zu BLN.FM. Besonderen Schwerpunkt legt er dabei auf Sprachförderung und die Anerkennung von beruflichen Qualifikation aus dem Herkunftsland der Flüchtlinge. Das große Ziel dabei: Zuwanderer mit positivem Asylbescheid sollen zügig eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt bekommen, damit sie ihr eigenes Geld verdienen können. Dennoch ist für Berlins Integrationsbeauftragten Andreas Germershausen klar: von den 30.000 Menschen, die seit Beginn der „Flüchtlingskrise“ bis Ende September nach Berlin gekommen sind, werden nicht alle bleiben können.
Das ganze Interview mit Andreas Germershausen:
(Interview 12.10.2015, Foto: Flickr, Stephan Röhl, Heinrich-Böll-Stiftung, CC-BY-SA-2.0)