Four Tet – There is Love in You

fourtet_thereisloveinyouWenn man mal nur die Musik betrachtet, die ganzen textfüllenden Randinfos zu vergangenen Alben, Kollaborationen, Einflüssen, Labels und den ganzen Quatsch weg lässt, dann ist dieses Album, glaube ich, einfach ein Liebesbrief. Schon der Titel, „There is love in you“, ist natürlich keine Replik auf Echt („Du trägst keine Liebe in dir“) und hoffentlich auch nicht nur Gutmenschengewäsch, sondern ganz privat gemeint. „There is love in you“ sind gleich die ersten Worte auf Four Tet’s neuem Album (im Stück „Angel Echoes“), und es sind meines Wissens sogar die ersten gesungenen Worte überhaupt auf einem Album von Kieran Hebden alias Four Tet.

Noch etwas ist anders und fällt sofort auf: Hebden hat sich in den klaren Beat verliebt und die Spielereien, für die er sonst bekannt ist, etwas beiseite geschoben. Als ob er das mit Spieluhren, Windspielen und kaputten Gitarren vollgestopfte Musikzimmer mal ausgemistet und mit Konfetti kräftig durchgepustet hat. Die alten Platten sind nicht auf dem Müll gelandet, aber sie wurden kurz nach draußen gestellt, der Tisch mit einem Schwung freigefegt, und dann hat er überlegt, wie er jetzt, heute, ganz neu die leere Fläche füllen möchte. Ein gerader Beat gibt die Ordnung und den forschen Schritt nach vorne vor (wie im sensationellen „Love Cry“), auf der Tanzfläche sein macht auch mal Spaß, huch, Vocals kann man ja auch benutzen, und ach ja, diese gezupften, flirrenden Melodien vom 2003er-Album „Rounds“ braucht man auch unbedingt noch.

Das zieht im Herzen wie früher bei „She moves She“ („Rounds“) oder „And then Patterns“ („Everything Ecstatic“), aber es kippt nicht mehr ins Wehmütig-Traurige, sondern bleibt ganz im Jetzt, mit einem gelassenen Lächeln auf dem Gesicht. Die  Musik zu der großen Liebe, bei der alles klar ist und schön, die Liebe nach der, die auch groß scheint, die aber weh tut und bei der man zu lange bleibt, weil man denkt, das muss so sein, Liebe gibt’s nur mit Schmerz und Chaos. –  „She just likes to fight“? Passt auch in meine Theorie, denn das ist sogar der lieblichste Track von allen auf diesem Album. Man streitet sich vielleicht mal, aber hey, ich nehm dich in den Arm, da drüben blühen Blumen.

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Das Herzstück des Album ist in der Mitte, „Pablo’s Heart“. 11 Sekunden ein kleiner Sound, der klingt wie das computergenerierte Flügelschlagen eines Vogelschwarms – oder eben ein Babyherz, gehört über das Ultraschallgerät. Die Liebe in dir. Kitschig? Unbedingt. Und doch so trocken wie ne Bassdrum.

Dieses Album ist ein Liebeslied, ein liebes Lied. Elegant, erwachsen, und im Reinen mit der Vergangenheit.

Ich wage die Prognose: jetzt schon meine Nummer 1 für den Rest des Jahres.

Hier eine kleine Preview des Albums:

[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/20100209_fourtet_zusammenschnitt.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Angel Echoes
  2. Love Cry
  3. Circling
  4. Pablo’s Heart
  5. Sing
  6. This unfolds
  7. Reversing
  8. Plastic People
  9. She just likes to fight

(Domino)