Eigentlich ist der Klunkerkranich in Berlin-Neukölln ein voller Erfolg. Hunderte stehen an sonnigen Tagen im Sommer Schlange, um auf dem Dachgarten des Parkdecks der Neukölln-Arkaden ein Bier zu zischen, Musik zu hören oder den Sonnenuntergang zu genießen. Die legendäre Berliner Mischung aus Party, Musik, DIY-Ästhetik und ein bißchen politischer Anspruch funktioniert.
Doch seit Anfang 2015 tobt erst im Geheimen, nun auch öffentlich ein Streit zwischen jenen, die am Aufbau des Projektes beteiligt waren: Robin Schellenberg und Dorle Martinek (Fuchs und Elster) streiten mit Dorian Mazurek (Klangsucht, Gegenkultur), ob letzterer die Geschicke des Klunkerkranichs mitbestimmen darf, berichtet die zitty in der aktuellen Ausgabe 29/2015. Dorian Mazurek sagt, dass er den Platz gefunden habe und stellte nach eigenen Angaben für viel Geld Gutachter zur Verwirklichung des Projekts. Das Fuchs und Elster-Team gab den Namen, plante, organisierte den Aufbau und ehrenamtliche Helfer und den Tagesbetrieb. Doch einen schriftlichen Vertrag haben die Beteiligten nie geschlossen, das ganze Unternehmen basierte auf mündliche Absprachen und viel Vertrauen.
Mittlerweile wurde aus dem Projekt ein gut laufender Kulturbetrieb: die zitty schätzt, dass der Klunkerkranich 100.000 Euro Gewinn im laufenden Jahr machen könnte. 2500 Euro kostet die Miete monatlich, 10.000 Euro Umsatz generiere der Club an einem guten Wochenendtag – Klunkerkranich-Betreiber Robin Schellenberg sagt dazu BLN.FM, dass diese Angaben reine Spekulation seien. Im Gegenteil: „Es gibt jede Menge sehr große Kosten – und natürlich investieren wir in die Entwicklung, den Ausbau und damit in die Zukunft des Projekts.“
Dorian Mazurek fühlt sich ausgebootet – wie schon bei einigen seiner Projekte vorher wie dem Friedrichshainer Club WYSIWIG (jetzt R19), das er auch im Streit verließ. Dem Klunkerkranich hat er diesen Sommer per Anwalt schon Ärger bereitet: er erwirkte einen Gerichtsbeschluss, welche dem Klunkerkranich die Nutzung von Flächen auf dem Parkdeck untersagte. Begleitend zur Verhandlung vor dem Landgericht Berlin stellte er seine Sicht der Dinge öffentlichkeitswirksam auf Facebook dar – ein Shitstorm innerhalb der Berliner Partyszene war die Folge. Die anderen Gründer hüllten sich bis heute hingegen in Schweigen. Sie lassen hingegen vernehmen, dass die Vertrauensbasis mit Dorian Mazurek gestört war, weil er unzuverlässig gewesen wäre und sich nicht an Absprachen gehalten habe.
Momentan sieht es so aus, dass eine Kammer beim Landesgericht Berlin die Meinung vertritt, dass Dorian Mazurek Miteigentümer des Klunkerkranich ist, schreibt die zitty. Wenn er sich nicht an Absprachen gehalten hätte, wie das Fuchs und Elster-Team behauptet, so hätte das derzeitige Betreiberteam andere juristische Mittel nutzen müssen, um den säumigen Teilhaber zur Räson zu bringen, äußerte der Richter in der Verhandlung, so das Stadtmagazin. Sollten die derzeitigen Gründer Team Dorian Mazurek loswerden wollen, müssten sie ihn ausbezahlen. Dabei ging es in der Gerichtsverhandlung jedoch nicht um diese zentrale Frage, stattdessen wurden Nebenklagen verhandelt. Eine davon hat Dorian Mazurek gewonnen – und verbreitete seinen Sieg öffentlichkeitswirksam, bei zwei weiteren Gerichtsverfahren zog er seine Klagen gegen das Fuchs und Elster-Team zurück.
Robin Schellenberg von Fuchs und Elster sagte gegenüber BLN.FM, dass Dorian Mazurek seit Ende letzten Jahres nichts mehr mit dem Klunkerkranich zu tun habe. Auch gab es seitens des Klunkerkranichs ein Angebot ihn auszubezahlen – doch Dorian wollte das Dreifache. Eine sechsstellige Summe, welche die wirtschaftliche Existenz des Klunkerkranichs auf das Spiel gesetzt hätte. „Wir werden vom zitty-Artikel als geldgeile Arschlöcher dargestellt.“ beklagt sich Robin gegenüber BLN.FM, während die andere Seite als reiner Idealist erscheine. Doch das stimme so nicht: derzeit verschlingen nach wie vor laufende Kosten und weitere Ausbauten viele der Einnahmen des Clubs. Die Klunkerkranich-Betreiber können sich zwar erstmals ein reguläres Gehalt auszahlen – sie wohnen aber selbst noch nach wie vor in den Hinterzimmern ihres Fuchs und Elster-Restaurants in einer WG. (Berichtigung: die Klunkerkranich-Betreiber wiesen uns nachträglich darauf hin, dass sie sich derzeit nicht regelmäßig ein reguläres Gehalt zahlen.)
Weiterlesen:
- Krach auf dem Dach: Hat das Modell Klunkerkranich ausgedient? (zitty)
- Ausgekohlt — das WYSIWYG schließt (Update) (30/01/2013)
(Redaktionelle Anmerkung: Im Frühjahr 2015 fand eine Benefiz-Party im Klunkerkranich statt, dessen Spenden BLN.FM zu Gute kamen.)
(Foto: Still aus „Du musst dein Ändern leben“ – Film über die Gründung des Klunkerkranichs)