„Gebt in Berlin Flächen für Open Airs frei!“ – Diese Forderung stellen Veranstalter schon seit einigen Jahren. Denn inzwischen sind innerhalb der Berliner Innenstadt die potentiellen Plätze knapp geworden, auf denen spontan Partys organisiert werden können. Doch mittlerweile bewegt sich auch etwas: Berlin-Spandau testet mit Partyveranstaltern im Haselhorst ein Gelände, wo spontan einfach ohne bürokratischen Aufwand gefeiert werden kann. Halle an der Saale ist dabei Vorbild. Doch politisch aktive Partymacher zweifeln: Sind Partys noch subversiv, wenn sie auf Flächen stattfinden, die von der Stadt bereit gehalten werden? Oder verschwindet mit der Legalisierung in eingezäunte Partyzonen auch der politische Anspruch?
Über diese Fragen wurde am letzten September-Wochenende beim „Reclaim Your City“-Festival im Berliner Club Mensch Meier diskutiert. Vertreter der Clubcommission, der Hedonistischen Internationalen, der Initiative „Musik braucht Freiräume“ und Feieraktivisten diskutierten über Chancen und Risiken Grundstücke zum regelmäßigen, spontanen Feiern freizugeben.
Thomas Scheele von der Clubcommission Berlin findet, dass die Regelungen jungen Menschen die Möglichkeit geben „einfach machen zu können“ ohne sich im Vorfeld oder während der Veranstaltung aufwändig mit Gesetzestexten, Behörden und Polizei auseinandersetzen zu müssen. Einige Veranstalter können sich auch vorstellen, dass die Flächen, auf denen erstmal regelmäßig spontane Partys stattfinden, dauerhaft für kulturelle Nutzung gesichert werden könnten – und damit eine neue Keimzelle für die Berliner Clubkultur darstellen. Bleibt nur die Frage, wer künftig darüber befindet, wer die Flächen beschallen darf. Und mit was. Ob die Kompetenz bei den Behörden in den Ämtern liegt, ist zumindest fraglich.
Es geht nicht einfach nur um feiern und Farbpuder schmeißen
Andere Feier-Aktivisten zeigen sich hingegen skeptisch, ob die Partyzonen für nicht-genehmigte Open Airs eine ernsthafte Alternative für politisch aktive Partymacher sei. Sie wollen mit ihren spontanen Partys „stören“ und Plätze einer alternativen Nutzung zuführen. Und das sei auf einer Brache irgendwo in Spandau kaum möglich. Eingezäunt, abgeschoben und „legalisiert“, könnte eine entpolitisierte, spontan-kreativ agierende Szene hingegen leicht vom Senat und Stadtmarketing vereinnahmt werden. Sie wird ein weiterer Standortfaktor in den Prospekten, mit denen im Wettbewerb der internationalen Metropolen Investoren und Touristen angelockt werden sollen. Deshalb bleiben sie dabei: lieber „Freiräume“ selbst besetzen statt sich auf die Angebote der Stadt einzulassen. Denn setzen sich einmal legalisierte Partyzonen durch, könnte jenen, die „illegal“ außerhalb der Partyzonen veranstalten, härter begegnet werden. Behörden könnten einfach gegenüber der Öffentlichkeit leichter rechtfertigen, illegale Partys nicht mehr zu dulden.
(„Sinneserwachen“ im Haselhorst, Foto: ekvidi /‘ flickr (CC BY-NC 2.0))